_ Der Skandal ist perfekt: Volkswagen hat zugegeben, Autos mit TDI-Motoren der Baureihe EA 189 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Abgaswerte manipuliert. Was heißt das nun für Flottenbetreiber?
_ Was macht die Software?
Steht das Auto für den hier geltenden NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) auf dem Prüfstand (siehe Autoflotte 6/2015, S. 25), erkennt das die Software und regelt die Abgaswerte auf ein gesetzeskonformes Level herunter - so geschehen in den USA, wo der Grenzwert der gesundheitsgefährdenden Stickoxide (NOx) auf umgerechnet 31 Milligramm pro Kilometer begrenzt ist. Im Fahrbetrieb erhöht sich der NOx-Ausstoß des Autos jedoch um ein Vielfaches, teilweise wurden Werte über dem 35-Fachen darüber ermittelt. Hierbei ist die Abgasnachbehandlung deaktiviert, was die Katalysatoren schont und Kraftstoff spart. Auch Deutschland ist von dem Skandal betroffen, denn die betrügerische Software ist auch in den EA-189-Motoren hierzulande verbaut. Die gesetzlich erlaubten Grenzwerte für Stickoxide liegen bei uns nach der EU-5-Abgasnorm zwar bei 180 Milligramm pro Kilometer, dennoch dürften die Werte im Fahrbetrieb deutlich darüberliegen. Der Einsatz einer Manipulationssoftware ist zudem unzulässig.
_ Welche Modelle sind betroffen?
Der EA-189-Motor wurde im Zeitraum zwischen 2007 und 2013 als Drei- und Vierzylinder-Diesel in verschiedenen Varianten mit 1,2, 1,6 und 2,0 Litern Hubraum hergestellt. Dieser "Brot-und-Butter"-Motor ist in rund elf Millionen Fahrzeugen weltweit in VW, VW-Nutzfahrzeuge-, Audi-, Seat- und Skoda-Modellen im Einsatz. Neuwagen mit EU-6-Abgasnorm wie die Motorengeneration EA 288 (Einsatz ab 2012) sind laut VW nicht betroffen. Auf der Homepage der VW-Marken gibt es die Möglichkeit, den Motor anhand der Fahrgestellnummer zu identifizieren und zu checken, ob er von der Manipulation betroffen ist (siehe Übersicht).
_ Wie läuft der Rückruf?
Das für die Typenzulassung zuständige Kraftfahrt-Bundesamt hält die Software in den betroffenen Diesel-Fahrzeugen des VW-Konzerns für illegal. Die Behörde vertrete die Auffassung, dass es sich um eine "unzulässige Abschalteinrichtung handelt", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Alle betroffenen Dieselfahrzeuge aus dem VW-Konzern müssen deshalb ausnahmslos zur Nachbesserung in die Werkstatt. Die Rückrufaktion sei für jeden Halter verpflichtend, so Dobrindt. VW wird Anfang 2016 die ersten von bundesweit rund 2,4 Millionen Fahrzeugen zurückrufen. Der gesamte Rückruf wird wohl bis Ende 2016 dauern. Die Lösung soll ein Update der Software oder auch einen Austausch von Abgasanlagen- oder Motorkomponenten beinhalten. Fraglich bleibt, wie sich dies auf Fahrverhalten, Kraftstoffverbrauch und auf die Zulassung des Fahrzeugs auswirkt.
- Ausgabe 11/2015 Seite 34 (101.3 KB, PDF)