Wenn die Ford-Manager dieser Tage in ihre Bücher blicken, sehen sie vor allem eins: rote Zahlen. Zwar läuft das Geschäft in den USA, wo der Autobauer schon bald keine Limousinen mehr anbieten will, ganz gut. Doch aus Asien, Südamerika und Europa werden Verluste gemeldet. Allein in der alten Welt fuhr Ford im vergangenen Jahr ein Minus von mehr als 400 Millionen ein. Eine groß angelegte Spar-Offensive soll jetzt die Kosten senken: In Russland will Ford zwei Werke schließen, auch in Großbritannien und Deutschland werden Stellen wegfallen. Mit dem besiegelten Ende des Mini-Van C-Max streicht Ford Arbeitsplätze in Saarlouis, und auch am Stammsitz in Köln könnte es Einschnitte geben. Sogar ein Verkauf des Europa-Geschäfts, analog zum Opel-Deal zwischen GM und PSA, ist zumindest nicht ganz auszuschließen – sollten die geplanten Rettungsmaßnahmen nicht greifen. Zu denen zählt, neben den Einsparungen und einer zu Beginn des Jahres beschlossenen Kooperation mit VW im Bereich Nutzfahrzeuge, auch eine umfassende Modell-Offensive, die Ford jetzt in Amsterdam vorgestellt hat.
Puma und Explorer kehren zurück
Das Aus des C-Max ist eine Reaktion auf die sinkende Van-Nachfrage, lieber investiert Ford in das boomende SUV-Segment. Heißt konkret: Drei neue Softroader stehen in den Startlöchern. Der beliebte Kompakt-Hochbeiner Kuga wird neu aufgelegt und kommt im Frühjahr 2020 in der dritten Generation auf den deutschen Markt. Zusätzlich kehrt nach 18 Jahren Pause der Explorer zurück: Das ebenfalls komplett neu entwickelte SUV positioniert sich mit 5,05 Meter Länge deutlich oberhalb des Kugas, der allerdings auch um fast neun Zentimeter auf über 4,60 Meter zugelegt hat. Wem das zu groß ist, der kann schon jetzt zum kleineren EcoSport greifen – oder auf den neuen Puma warten. Das 4,20 Meter lange Mini-SUV-Coupé auf Fiesta-Basis nutzt den Namen des um die Jahrtausendwende gebauten Ford-Sportwagens und soll Lifestyle-Herzen höherschlagen lassen.
Ein Erfolgsfaktor für die drei neuen SUV dürfte das Design sein. Ford hat inzwischen wieder eine markante Formensprache gefunden und setzt diese konsequent über die gesamte Modellpalette um. Vor allem der gewachsene Kuga dürfte bei den Kunden gut ankommen, tritt er doch deutlich glatter auf als sein Vorgänger; im Profil sieht er von vorne fast ein wenig nach Porsche Macan aus. Der siebensitzige Explorer dagegen setzt auf klassischen US-Charme: Hohe Motorhaube und eine immense Breite von 2,28 Metern inklusive Spiegel sind ein Statement – allerdings muss man auch mit eher durchschnittlicher Ami-Qualität im Innenraum leben. Aber: Auch das neue Kuga-Interieur ist keine edle High-Tech-Welt, sondern eher ein Brot-und-Butter-Cockpit. Noch weitgehend geheim ist bislang das Puma-Design, Ford hat lediglich ein erstes Teaser-Bild gezeigt: Darauf fallen vor allem die weit oben positionierten Scheinwerfer und das hohe Heck auf, hinter dem sich reichlich Stauraum verbergen soll. Offiziell enthüllt soll das kleine SUV-Coupé noch in diesem Jahr werden.
Das zweite Standbein der Zukunftsstrategie ist die umfassende Elektrifizierung. Der Kuga wird zwar weiterhin mit klassischen Benzinern und Dieseln beim Händler stehen, aber auch in drei Hybrid-Versionen: Als Mild-Hybrid-Diesel mit 110 kW / 150 PS und 48-Volt-Unterstützung sowie als Voll- und Plug-in-Hybrid. Letztere setzen auf einen 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner der in Kombination mit einem E-Motor auf eine Systemleistung von 166 kW / 225 PS kommt. Der Standard-Hybrid soll sich mit 5,6 Liter Benzin je 100 Kilometer begnügen, der Plug-in mit 14,4-kWh-Akku braucht rechnerisch nur 1,2 Liter – wenn die rund 50 rein elektrischen Kilometer berücksichtig werden. Beim Explorer setzt Ford in Europa dagegen ausschließlich auf die Plug-in-Technik, das große SUV bringt sogar einen Dreiliter-V6 mit einem Elektromotor zusammen. In Summe stehen so 331 kW / 450 PS und satte 840 Newtonmeter Drehmoment bereit. Rein elektrisch soll der Explorer mit seiner 13,1 kWh großen Batterie allerdings nur rund 40 Kilometer weit kommen.
Wie genau das Antriebsportfolio für den Puma aussieht, ist noch offen. Da er aber auf dem Fiesta basiert, wird er sich aus dem Triebwerksangebot des Kleinwagens bedienen. Der wird, wie auch alle anderen Fords, zukünftig ebenfalls unter Strom gesetzt. Sechzehn elektrifizierte Autos verspricht der Hersteller für die nahe Zukunft, acht davon sollen noch dieses Jahr kommen. Dazu zählen eben jene 48-Volt-Mild-Hybride in Fiesta und Focus, die aus einem Einliter-Dreizylinder bis zu 114 kW / 155 PS quetschen. Auf dem Plan stehen außerdem der Mondeo Kombi als Voll-Hybrid und auch eine Plug-in-Version des Tourneo Custom – also Fords Bulli-Pendant. Ab 2020 fährt dann auch der Mustang ausschließlich hybridisiert vor, ein rein elektrischer Transit soll 2021 folgen. Das eigentliche Stromer-Schmankerl aber wird aber der wahrscheinlich Mach E getaufte Crossover werden. Der soll sich optisch stark am Mustang orientieren, rein elektrisch fahren, mit einer Reichweite von 600 WLTP-Kilometern punkten und "wie die Hölle gehen". Das Beste daran: Er wird auch noch in diesem Jahr gezeigt!