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Ex-VW-Designchef: "Heute wird zu viel dekoriert"

06.01.2017 09:06 Uhr
Ex-VW-Designchef: "Heute wird zu viel dekoriert"
Design-Ikone Walter De Silva steht für zeitlos-elegante Fortbewegung. Bisher ausschließlich auf vier Rädern. Seit Neustem kann frau seine Entwürfe aber auch anziehen - wie diese Pumps aus seiner aktuellen Kollektion
© Foto: Walter De Silva Shoes

Nach Jahrzehnten in der Automobilindustrie hat sich der ehemalige Designchef des VW-Konzerns Walter De Silva einen Traum erfüllt. Seine erste Schuh-Kollektion steht in den Startlöchern.

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Von Hanne Schweitzer/SP-X

Design-Ikone Walter De Silva steht für zeitlos-elegante Fortbewegung. Bisher ausschließlich auf vier Rädern. Doch schon vor Jahren hatte er angekündigt: "Mein Traum ist es, Damenschuhe zu entwerfen." Wer dies für das Hirngespinst eines Kreativen hielt, der diverse automobile Design-Ikonen der Gegenwart entworfen hat, den belehrt der 65-Jährige gerade eines Besseren: Im Februar kommt seine erste Kollektion in die Läden. Und dabei soll es nicht bleiben: Der Ende 2015 als Designchef aller VW-Marken in den (Un-) Ruhestand gewechselte De Silva baut zusammen mit seiner Frau Emmanuelle ein Familienunternehmen auf. Das Design seiner Autos spielt dabei weiterhin eine Rolle.

In einer Reihe mit Alfa 156, Audi R8, Golf VII oder Lamborghini Egoista stehen nun die 30 durchweg mit einem schlanken, hohen Absatz versehenen Damenschuhe. Mit zwei, drei Linien muss ein Auto definiert sein, ist De Silvas Credo. Genauso hält er es bei seinen femininen Entwürfen: Ob spitze Pumps, glitzernde Sandalen oder mit Lack verzierte Peep-Toes, eines haben alle Schuhe in seinem Lookbook gemeinsam: Sie sind schnörkellos und stilvoll. Mit ihrer filigranen Form setzen sie sich nicht vorrangig selbst, sondern ihre Trägerin in Szene. "Heute wird aus meiner Sicht zu viel dekoriert", sagt De Silva.

Er sei kein Modedesigner, winkt der Italiener ab, "ich folge meiner Philosophie." Mode sei das Thermometer eines Zeitalters, etwas, "das man in einer Saison verbraucht." Stil hingegen seit etwas Anderes. "Das sehen Sie auch beim Golf VII, Audi A5, Huracan: zwei, drei Linien, ein klares Design, gute Proportionen, Eleganz ergeben ein zeitloses Auto."

Für die zeitlos-elegante Fortbewegung – bei Fußbekleidung wie bei Autos – steht der Italiener seit Jahrzehnten. Sei es in seiner Zeit bei Alfa Romeo, als er mit 156 und 147 eine begehrenswerte Designlinie für die italienische Marke oder als Designchef von Seat, als er die emotionalen Linien des Ibiza schuf. In der Audi-Markengruppe entwickelte er den Singleframe-Grill, der die Ingolstädter Modelle unverkennbar macht. Er selbst bezeichnete den schnörkellosen Audi A5 als "das schönste Auto, das ich jemals designt habe".

"Zu den Anfängen zurückgekehrt"

Der Schritt vom Ruhestand in Sachen Auto-Design zum Design-Novizen in Sachen Damenschuh ist dabei für De Silva gar nicht so groß, wie man als Außenstehender annehmen könnte. Aus seiner Sicht haben Autos und Damenschuhe zwei entscheidende Dinge gemeinsam: "Sie rufen Emotionen hervor und sie haben Sex-Appeal." Für ihn als Italiener sei das Auto ohnehin weiblich. Und bei Herrenschuhen gebe es gar nicht so viel Raum für Kreativität. "Meine Leidenschaft waren immer die Autos, aber die Damenschuhe gehören zu meiner Familiengeschichte", sagt De Silva. "Nun bin ich zu den Anfängen zurückgekehrt."

Denn was kaum jemand weiß: Das Schuhmacher-Handwerk liegt ihm quasi im Blut. Zwischen den beiden Weltkriegen gründete sein Großvater Ferruccio eine der ersten italienischen Schuhfabriken für Damenschuhe, zu der auch ein Geschäft in Mailand gehörte. "Es war normal, dass in unserer Familie jeden Tag über Schuhe und die Produktion gesprochen wurde", erinnert sich De Silva an seine Kindheit. Später schloss der Großvater die Fabrik. Was er wohl zum neuen Familienunternehmen De Silva sagen würde? "Wenn er wüsste, dass sein Enkel seine Idee weiterführt, wäre er, glaube ich, sehr glücklich."

Während De Silva also in einem kleinen Design-Team – er selbst und seine Frau Emmanuelle führen in ihrem Wohnort München das Design-Studio, sie arbeiten mit einem Netzwerk von Gestaltern in Mailand und Turin zusammen – für Schönheit und Eleganz der Entwürfe zuständig ist, kommt die technische Expertise von Großmeistern der italienischen Schuhmode: Sergio und Gianvito Rossi. "Das hat den Anstoß gegeben, innerhalb eines Jahres eine Kollektion auf die Beine zu stellen", sagt De Silva.

Hohe Qualität ist "ein Muss"

Seine Kollektion wird vom italienischen Luxuslabel Gianvito Rossi in Italien produziert und unter der Marke "Walter De Silva Shoes" verkauft. Die Preise für die ab Februar erhältlichen, eleganten Pfennigabsätze starten bei 575 Euro, das teuerste Paar kostet 1.400 Euro. Hohe Qualität ist De Silva ein Anliegen, "ein Muss!", das habe er in Deutschland gelernt. "In Sachen Qualität sind italienische Schuhe die besten der Welt, auch deutsche Marken lassen hier produzieren."

Und jetzt - Schuhe auf dem Markt, Traum erfüllt? Mitnichten, der Designer arbeitet längst an der nächsten Kollektion. Zunächst bleibt es bei den eleganten Abendschuhen. Man könne nicht alles sofort machen und schon gar nicht wolle er mit großen Marken konkurrieren. Doch sein Familienunternehmen "Walter De Silva Shoes", zu dem neben seiner Frau Emmanuelle derzeit nur noch zwei weitere Personen gehören, wolle er langfristig aufstellen. Vielleicht sogar für die nächste Generation De Silva? "Mit meinen Kindern spreche ich oft über die Firma. Wenn sie eines Tages an Bord kommen möchten, warum nicht?"

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