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Erste Fahrt mit dem neuen Opel Astra: Leichtgewicht in Lauerstellung

06.05.2015 10:02 Uhr
Sein Blechkleid ist zwar noch bis zur Premiere auf der IAA im September getarnt. Doch unter die Wäsche lässt sich der neue Opel Astra schon mal schauen.
© Foto: Opel

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Von Benjamin Bessinger/SP-X

Bernd Justen ist sichtlich angespannt. Kein Wunder: Der Ingenieur hat einen der spannendsten Jobs, die es bei Opel im Augenblick zu machen gibt. Denn er ist "Performance Manager" für den neuen Astra und arbeitet damit an einer der wichtigsten Baureihen im Portfolio. Denn selbst wenn die Bedeutung der Kompaktklasse schrumpft und in Deutschland gegen den VW Golf ohnehin kein Kraut gewachsen ist, rangiert der Astra in Europa noch immer auf Platz vier seiner Klasse, macht mit 230.000 Einheiten etwa ein Fünftel der gesamten Opel-Produktion aus und steht vor allem in einer großen Tradition: Zehn Generationen und 24 Millionen Autos in über 80 Jahren – das ist eine Verantwortung, der sich Justen sehr wohl bewusst ist.

Und dann hat sich auch noch der Vorstandsvorsitzende zu finalen Testfahrten angesagt. Das ist für die Ingenieure immer ein heikler Moment. Aber wenn sich Karl-Thomas Neumann ist den neuen Astra setzt, ist das etwas ganz besonderes. Schließlich ist der Golf-Gegner das erste Auto, das komplett unter seiner Regie entstanden ist. Und entsprechend hoch waren seine Vorgaben: Neue Maßstäbe bei Connectivity, Effizienz und beim Design wollte Neumann setzen, hat dafür das Showcar Monza bauen lassen und jetzt darauf gedrungen, dass vieles aus dieser Oberklasse-Studie bereits zwei Jahre nach seinem Amtsantritt im ersten Serienmodell umgesetzt wird.

Kein Wunder also, dass Justen bei den Testfahrten mit seinen Erlkönigen ein bisschen nervöser ist als in den letzten zwölf Monaten, in denen er Woche für Woche 1.500 Kilometer am Steuer der Erprobungsträger saß. Doch allzu lange muss der Ingenieur die Spannung nicht mehr halten. Denn als Neumann aus dem Astra steigt, lächelt er sichtlich zufrieden und so ganz langsam kommt die Entwicklung auf die Zielgerade: Während der Werksferien im Sommer stellen sie in Rüsselsheim die Produktion um und kurz nach der Publikumspremiere auf der IAA im September in Frankfurt kommt der Astra mit dem Generationenkürzel "k" auf die Straße. Dann wird sich zeigen, ob er den Schwung von Adam, Mokka und Corsa mitnehmen und sich Opel wieder ein bisschen besser gegen VW behaupten kann.

Komplett neue Plattform

Im Ringen um die Rückkehr aufs Treppchen hat Opel diesmal geklotzt und nicht gekleckert: Wo der neue Corsa nur ein besseres Facelift ist, bekommt der Astra deshalb tatsächlich eine komplett neue Plattform. Das war auch bitter nötig. Denn obwohl die aktuelle Generation eines der größten Autos im Segment ist, bietet sie spürbar weniger Platz als die Konkurrenz – und hat außerdem ein paar Zentner Übergewicht.

Beide Probleme hat Opel mit der neuen Plattform gelöst: Mindestens 120 und bestenfalls sogar 200 Kilo hat der Astra abgespeckt, rechnet Justen vor und erklärt die Diät mit stabileren aber dünneren Blechen, kleineren und deshalb leichteren Motoren und einer ungeheuren Akribie, mit der jede Schraube auf die Waage gelegt wurde. Natürlich hilft es dem Hoffnungsträger dabei auch, dass er ein bisschen geschrumpft ist: Mit 4,37 Metern ist er fünf Zentimeter kürzer als bisher und macht sich obendrein drei Zentimeter flacher.

Obwohl auch der Radstand ein bisschen beschnitten wurde, ist der Astra innen allerdings spürbar gewachsen. Dünnere und trotzdem bequemere Sitze und ein geschickteres Package lassen vor allem Hinterbänkler künftig aufatmen. Denn auch wer die Grundschule verlassen hat, fährt jetzt im Fond des Astra vergleichsweise bequem.

Zur neuen Plattform gibt es auch jede Menge neuer Triebwerke, die mittelfristig ein Leistungsspektrum von 95 bis 200 PS abdecken werden: "Wir stecken mitten in der größten Motorenoffensive der Unternehmensgeschichte", sagt Entwickler Matthias Alt mit Blick auf die 17 neuen Aggregate, die Opel bis 2018 angekündigt hat. "Und der Astra profitiert davon mehr als jedes andere Auto."

Alts ganzer Stolz ist der erste Dreizylinder in einem Kompakt-Klasse-Modell von Opel. Nur 1,0 Liter groß, kommt er mit Turbo-Hilfe im Prototypen auf 105 PS und macht mit seinen 170 Nm einen ausgesprochen munteren Eindruck: Der Motor klingt für einen Dreizylinder klasse, wirkt dank Ausgleichswelle und gründlicher Dämmung sehr kultiviert und schnürt so stramm über die entlegenen Provinzstraßen der westlichen Pfalz, dass man dem Vierzylinder keine Träne hinterher weint.

Viel eher wundert man sich stattdessen, dass es im Basismodell noch immer ein Fünfganggetriebe gibt, dass sich die Hessen ohne Doppelkupplung in die Kompaktklasse trauen und dass sie die variablen Dämpfer beim Generationswechsel irgendwie vergessen haben. Und auch die bewusste Entscheidung gegen die Option auf Allradantrieb klingt ein bisschen überraschend in einer Zeit, in der das 4x4-Angebot bei der Konkurrenz von Monat zu Monat wächst.

"Intellilux"-Licht mit den einzeln ansteuerbaren Leuchtdioden

Zwar gibt es außer dem Versprechen auf "sehr konkurrenzfähige Werte" noch keine detaillierten Daten zu Fahrleistungen oder Verbrauch. Doch im Grunde sprechen die Entwickler schon relativ freizügig über die technischen Details ihres neuen Golf-Gegners und lassen sich sogar bereits in die Ausstattungsliste schauen. Zu Stolz sind sie trotz des albernen Namens auf ihr "Intellilux"-Licht mit den einzeln ansteuerbaren Leuchtdioden, wie es sie bislang nur in der Oberklasse gibt. Und zu groß ist der Vorsprung, den sie sich gegenüber VW mit "OnStar" versprechen. Denn das neue Telematiksystem nimmt nicht nur den gerade beschlossenen E-Call vorweg. Sondern zum automatischen Hilferuf bei Pannen und Unfällen gibt es künftig neben einem WLAN-Router für bis zu sieben Geräte auch noch den direkten Draht in ein Call-Center, in dem Opel-Mitarbeiter den Astra-Fahrern rund um die Uhr Sonderziele heraus suchen oder bei der Reiseorganisation helfen.

Während die Entwickler in Plauderlaune sind, geben sich die Designer bei der ersten Begegnung mit dem neuen Astra noch ziemlich verschlossen. Zwar kann man im abgehängten Cockpit schon ein paar deutlich vornehmere Hebel und Schalter erkennen, durch das schwarze Tuch funkelt der aus Adam und Corsa bekannte Bildschirm für Navi & Co und selbst mit den abgeklebten Scheiben erkennt man die dünneren Stege und schöpft Hoffnung auf eine bessere Rundumsicht. Doch wer mehr wissen will, der muss Karl-Thomas Neumann glauben und sich noch einmal die Studie Monza anschauen: "Vieles von dem, was wir dort vorgezeichnet haben, das wird man auch im neuen Astra wiederfinden", verspricht der Opel-Chef. Oder man fasst sich einfach noch ein bisschen in Geduld. Denn die IAA kommt schneller als man denkt – und spätestens dann lässt der Hoffnungsträger gar vollends die Hüllen fallen.


Erste Fahrt mit dem neuen Opel Astra

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