B wie Bordkantenzierstab

Modellpflege | Mercedes-Benz präsentierte die neue Generation der B-Klasse. Wir haben den überarbeiteten Kompaktvan unter die Lupe genommen. Erstmals gibt es die B-Klasse auch mit Elektroantrieb.

— Auch wenn die kompakten Vans als „Hochsitze für Best-Ager“ verschrien sind, bieten sie gegenüber dem Standard-C-Segment doch erhebliche Vorteile: in der Regel mehr Platz auf allen Plätzen und eine bessere Übersichtlichkeit auf den vorderen Sitzen. Kein Wunder, dass sie auch als Dienstwagen eine sehr gute Figur machen.

Dezente Korrekturen | Das rief neben der B-Klasse auch VW und BMW auf den Plan, wo mit dem Golf Sportsvan als Golf-Plus-Nachfolger und dem Zweier Active Sports Tourer exakt auf Daimlers B-Klasse zielt. Dass das Segment beliebt zu sein scheint, belegen die Absatzzahlen des „B“, der in der Urfassung gut 700.000 Kunden und in der zweiten Generation seit 2011 weitere 380.000 Interessenten fand. Jetzt würzte Daimler den „B“ etwas nach, wenngleich das in dem Fall sehr dezent ausfiel: Äußerlich spendierte man dem gelifteten „B“ neue Schürzen und korrigierte einige Linien, die jetzt stimmiger verlaufen und dafür sorgen, dass die B-Klasse zumindest in den neuen Ausstattungslinien ab „Urban“ satter auf der Straße stehen.

Unter der Karosserie betrieb man Feintuning am Antriebsstrang, um die B-Klasse noch etwas sparsamer zu machen. Außerdem erweiterte Daimler die Assistenzfunktionen um den sogenannten Collision Prevenion Assist Plus, der jetzt auch bis zum Stillstand abbremsen kann und so künftig 28 Prozent weniger Auffahrunfälle verursachen soll. Bisher lag diese Quote laut Daimler- Unfalluntersuchungen immerhin schon 14 Prozent besser als bei der Ur-B-Klasse. Dienstwagenfahrer können auch vom weiterentwickelten Attention-Assistenten profitieren, der jetzt von 60 bis 200 km/h aktiv ist und mit fünfstufiger Balkenanzeige die Aufmerksamkeit des Lenkers kommuniziert.

Spüren werden die Veränderungen allerdings nur eingefleischte B-Klässler. Außerdem wurden die Neulinge auf dem Papier etwas sparsamer: 160, 180 und 220 CDI starten je bei 4,1 Litern Diesel, der 180 CDI Blueefficiency soll sich laut Norm gar mit 3,6 Litern begnügen können, was 94 Gramm CO2 entspräche. Mit 4,3 Litern startet der B 200 CDI, dazu kommen die neuen 4Matic-Allradler, die laut Daimler 5,0 Liter Diesel brauchen sollen. Im anspruchsvollen Stadt- und Überlandverkehr (mit bergigen Serpentinen) stand bei unserer ersten Ausfahrt mit B200 und 220 CDI 4Matic samt Doppelkupplungsgetriebe schnell eine Sieben vor dem Komma, eine Sechs ist aber leicht machbar. Die Fünf erfordert schon einen sehr zurückhaltenden Gasfuß, da könnten sich die handgeschalteten 160 und 180 CDI mit Renault-Motoren etwas leichter tun. Alle Diesel sind jetzt fast so dezent weggedämmt wie in der C-Klasse.

Traditionell geräumig | Ansonsten blieb es beim bekannten Doppelboden samt vergleichsweise variablem Innenraum (Rücksitzbank verschiebbar), ordentlichem Platzangebot und guter Übersichtlichkeit.

Großen Wert legt Daimler weiter auf die Varianten NGT (mit Erdgas) und den neu ins Programm gehobenen Elektriker, der 132 Kilowatt (180 PS) und 370 Newtonmeter Drehmoment bringt. Eine Testrunde mit dem Stromer brachte satten Durchzug bei noch weniger Geräusch als beim Diesel. Die Reichweite gibt Daimler mit 200 Kilometern an, mit Range-Extender können es noch mal 30 mehr werden. In der Praxis schnurrte der Vorrat allerdings etwas flotter zusammen und auch im Winter geht man besser mal von 150 Kilometern aus, um auf der sicheren Seite zu sein. Doch mit dem Anwachsen der Lademöglichkeiten könnte der Stromer der Erdgasversion schon bald den Rang ablaufen, vorausgesetzt, er wird entsprechend dezent eingepreist.

Diesel ab 23.450 Euro | Der handgeschaltete B 160 CDI startet laut Liste bei 23.450 Euro, der Handschalter des B 200 CDI kostet 26.125 Euro und der von uns gefahrene B 200 CDI 4Matic mit Siebengang-DCT kommt auf 29.800 Euro. Der handgeschaltete B200 NGT liegt aktuell bei 27.650 Euro.

Der Stromer, der bereits bestellbar ist und für den noch in diesem Jahr die Auslieferung beginnen soll, startet bei 32.900 Euro und ist in den Ausstattungslinien Style, Urban sowie exklusiv Electric Art erhältlich. Wobei im NGT und Elektriker die Uridee des doppelten A-Klasse-Bodens endlich in vollem Umfang zum Tragen kommt: Batterien oder Gastanks packt Daimler just in diesen Zwischenboden.

Aufgrund ihrer vernünftigen Grundauslegung bleibt der B-Klasse zu wünschen, dass sie ihren Weg weitergehen wird, egal ob als Verbrenner oder Stromer – wobei Letzterer sicher die wichtigste Neuerung im neuen B-Klasse-Sortiment sein dürfte. So oder so könnte sich der Weg zum Mercedes-Benz-Partner aktuell lohnen: Für den kaum schlechteren Vorgänger dürfte es gute Rabatte geben! | Gregor Soller

B 1801 ab 22.775 Euro R4/1.595 cm3 | 90 kW/122 PS | 200 Nm/1.250 U/min 6-Gang | 9,3 s | 200 km/h | 5,6 S | 129 g/km

B 200 ab 24.400 Euro R4/1.595 cm3 | 115 kW/156 PS | 250 Nm/1.250 U/min 6-Gang | 8,6 s | 220 km/h | 5,6 S | 130 g/km

B 220 4Matic ab 28.275 Euro R4/1.991 cm3 | 135 kW/184 PS | 300 Nm/1.200 U/min 7G-DCT | 7,5 s | 225 km/h | 6,5 S | 151 g/km

B 2502 ab 29.525 Euro R4/1.991 cm3 | 155 kW/211 PS | 350 Nm/1.200 U/min 7G-DCT | 6,8 s | 249 km/h | 6,1 S | 141 g/km

B 160 CDI ab 23.450 Euro R4/1.461 cm3 | 66 kW/90 PS | 240 Nm/1.700 U/min 6-Gang | 14,0 s | 180 km/h | 4,1 D | 108 g/km

B 180 CDI3 ab 24.250 Euro R4/1.461 cm3 | 80 kW/109 PS | 260 Nm/1.750 U/min 6-Gang | 11,6 s | 190 km/h | 4,1 D | 108 g/km

B 200 CDI4 ab 26.125 Euro R4/2.143 cm3 | 100 kW/136 PS | 300 Nm/1.400 U/min 6-Gang | 9,9 s | 210 km/h | 4,3 D | 111 g/km

B 220 CDI5 ab 30.275 Euro R4/2.143 cm3 | 130 kW/177 PS | 350 Nm/1.400 U/min 7G-DCT | 8,3 s | 224 km/h | 4,1 D | 107 g/km

B 200 Natural Gas Drive ab 27.650 Euro R4/1.991 cm3 | 115 kW/156 PS | 270 Nm/1.250 U/min 6-Gang | 9,2 s | 200 km/h | 4,3 kg | 117 g/km

B Electric Drive ab 32.900 Euro 132 kW | 7,9 s | 160 km/h | ab 16,6 kWh | Lithium- Ionen-Battrie: 28 kWh | Reichweite: ca. 200 km

4.393 x 1.786 x 1.557 mm | 488 –1.547 Liter

Wartung: alle 25.000 km/jährlich (Diesel/Benziner)

Ausstattungen: Sylte | Urban | AMG Line

• Ausgabe 12/2014 Seite 50 (3.9 MB, PDF)