Das E-Auto boomt. Doch beim Thema Akku-Recycling zeigt die Europa-Karte noch viele weiße Flächen. Daten der Unternehmensberatung Berylls zufolge fehlen aktuell unter anderem in Österreich, Italien und Holland Kapazitäten zur Wiederverwertung ausgemusterter oder beschädigter Traktionsbatterien.
Die fehlende Vor-Ort-Versorgung ist ein logistisches Problem, weil der Transport von E-Auto-Akkus sehr aufwendig ist. Nicht nur beschädigte, sondern auch intakte Batterien dürfen wegen der Feuergefahr nur in speziellen Behältern transportiert werden. „Dass ein in Österreich havarierter Tesla zur Entsorgung nach Deutschland transportiert werden muss, ist heute Realität und inakzeptabel“, erklärt Berylls-Partner Andreas Radics. Nur eine flächendeckende und dezentrale Recycling-Struktur könne künftige solche unnötigen und riskanten Transporte verhindern.
Doch der Aufbau von Infrastruktur alleine reicht dem Experten zufolge nicht. Nötig seien auch strengere gesetzliche Vorgaben, die die Recyclingquote von derzeit maximal 70 auf mehr als 90 Prozent steigen ließen. „Es gehört zur bitteren Realität, dass sich die Materialrückgewinnung trotz steigender Rohstoffpreise nicht lohnt, die Förderung von Lithium oder Kobalt ist derzeit einfach billiger“, so Radics.
Problematisch ist in Radics Augen auch die Vielzahl der Batterietypen, für deren Demontage Flexibilität nötig ist. Die fehlende Möglichkeit zur Automatisierung mache das Recycling teuer, eine Kostenfalle drohe. Die Automatisierung ist laut Radics jedoch erst dann sinnvoll, wenn Standard Akkus in großer Stückzahl recycelt werden müssen. Hier seien die Hersteller gefordert, Standards zu setzen. (Holger Holzer)