Plug-in-Hybride sind in der deutschen Zulassungsstatistik aktuell erfolgreicher als reine Elektroautos. Für das Klima ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht, wie nun das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI) und das International Council on Clean Transportation (ICCT) in einer europaweiten Studie ermittelt haben. Denn in der Realität verbrauchen sie deutlich mehr Sprit als auf dem Papier.
Vor allem als Dienstwagen sind die Plug-in-Hybride beliebt. Denn außer vom Umweltbonus profitieren Fahrer auch von einer verminderten Steuerbelastung. Umweltschützer kritisieren die starke Förderung des Antriebs-Mixes aus E-Motor und Verbrenner daher schon seit längerem. Die nun vorgelegten Ergebnisse auf Basis von über 100.000 realen Verbrauchsmessungen im Straßenverkehr belegen die Zweifel an der Umweltfreundlichkeit des Konzepts.
Bei Dienstwagen liegen Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß demnach drei- bis viermal höher als im NEFZ-Prüfzyklus. Auch wenn die strengeren WLTP-Werte zugrunde gelegt werden, ändert sich daran kaum etwas. Zu den Gründen für die hohe Abweichung zählt offenbar die mangelnde Ladedisziplin der Nutzer: Im Europa-Schnitt legten Dienstwagenfahrer nur 20 Prozent ihrer Wege im reinen Elektro-Betrieb zurück, in Deutschland sind es sogar nur 18 Prozent.
Skeptiker der Plug-in-Hybrid-Förderung hatten schon länger befürchtet, dass Dienstwagenfahrer aus Bequemlichkeit auf das Laden verzichten. Neben dem Komfort-Aspekt dürften aus Sicht der Fahrer auch Kostenüberlegungen eine Rolle spielen, denn dank Tankkarte ist das Befüllen des Autos mit Diesel oder Benzin für sie in der Regel umsonst, wohingegen das häusliche Laden oder das Stromzapfen an der Ladesäule häufig mit persönlichen Kosten verbunden ist.
Bei Privatnutzern sieht die Situation aber nicht unbedingt besser aus. Auch deren Fahrzeuge verbrauchen immer noch doppelt so viel wie offiziell angegeben. Der Anteil elektrisch gefahrener Kilometer liegt europaweit bei 37 Prozent, für Deutschland fällt der Wert mit 43 Prozent etwas höher aus.
Studie schlägt technische Maßnahmen vor
Um das bisher nur theoretische Sparpotenzial der Plug-in-Hybride zu realisieren, schlägt die Studie unter anderem technische Maßnahmen vor. Zum einen eine Erhöhung der Elektro-Reichweite von derzeit rund 50 auf 100 Kilometer, zum anderen eine Drosselung des Verbrennungsmotors. Beide Maßnahmen würden den Ergebnissen der Untersuchung zufolge für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes bei einem einzelnen Fahrzeug sorgen. Zudem spricht sich das ICCT dafür aus, künftig nur noch solchen Modellen eine Förderung zukommen zu lassen.
Plug-in-Hybride mussten sich zuletzt zunehmende Kritik gefallen lassen. Unter anderem hat kürzlich auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die zu hohen Realverbräuche kritisiert. Für die Autohersteller sind die Teilzeit-Stromer aber ein wichtiges Werkzeug zum Erreichen ihrer CO2-Grenzwerte und somit zur Vermeidung empfindlicher Strafzahlungen. Um die Öko-Bilanz ihrer Modelle zu verbessern, werden aktuell die elektrischen Reichweiten stark erhöht – nicht nur, weil das dem Realverbrauch hilft, sondern auch weil das Vorteile beim Normverbrauch bietet, auf dessen Basis eventuelle Strafzahlungen berechnet werden. Parallel dazu versuchen die Hersteller, ihre Kunden zu mehr Ladedisziplin zu erziehen – etwa mit Hilfe von Bonusprogrammen für regelmäßige Strom-Nutzer. (SP-X)