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Stellantis Direktor im Interview: "Jede Marke hat ihre Kunden"

14.04.2023 09:24 Uhr | Lesezeit: 3 min
Stellantis, Niccolò Biagioli
Niccolò Biagioli, Director Premium Brands Stellantis Deutschland: "Wir sind überzeugt, dass unsere drei Marken ihre Berechtigung haben."
© Foto: Stellantis

Mit einer Bündelung ihrer Aktivitäten wollen Alfa Romeo, Lancia und DS Automobiles den Premium-Markt aufmischen. Der neue Leiter für das Premium-Projekt, Niccolò Biagioli, verrät im Interview auch, was dies für den Autohandel bedeutet.

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Niccolò Biagioli koordiniert im Stellantis-Konzern seit Anfang 2023 die Geschicke von Alfa Romeo, DS Automobiles und Lancia. Er will die die Marken entwickeln, aber auch Synergieeffekte nutzen.

Der Vielmarkenkonzern Stellantis hat ein Premium-Cluster ins Leben gerufen, um die Aktivitäten von DS Automobiles, Alfa Romeo und Lancia zu bündeln. Was muss man sich darunter vorstellen?

Das Clustern ist der Vielfalt der 14 Marken bei Stellantis geschuldet. Maserati steht für Luxus. Dann haben wir die drei Premiummarken DS Automobiles, Lancia und Alfa Romeo, die wir in einem Cluster zusammenfassen. Mit Jeep gibt es noch den sogenannten „Global-SUV“-Player und die weiteren Einteilungen in Upper-Mainstream- und Core-Mainstream-Marken.
Für die Premiummarken, bei denen die Volumina limitiert sind, macht die Bündelung Sinn, weil dies die Position jeder Marke innerhalb der Gruppe stärkt und wir umfassend Synergien nutzen können.

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Außerdem können wir Technologien innerhalb des Konzerns stärker nach vorne treiben und schneller auf den Markt bringen. Jetzt reden wir von einem Cluster, was allerdings nicht heißt, dass es immer eine einzige Richtung gibt. Es handelt sich immer um drei unterschiedliche und komplett eigenständige Marken. Das zeigt sich auch in der weltweiten Organisation mit drei unterschiedlichen CEOs für die Marken. Pro Marke wird es weiterhin eine eigenständige Marketingabteilung geben. Vertriebsseitig ist die Bündelung der Marken zu einem gewissen Grad vorgesehen, um Synergien zu schaffen.

Trotz Clusterung sollen sich die drei Marken klar voneinander unterscheiden. Welchen Fokus legen Sie, damit der Kunde diese als unterschiedliche Angebote wahrnimmt?

Die Marken werden ganz deutlich positioniert. Alfa Romeo ist die globale sportliche Marke des Konzerns und steht deshalb klar für Sportlichkeit. DS Automobiles steht für die Kunst des Reisens, die automobile Haute Couture mit Fokus auf Handwerkskunst und den Pariser Stil. Lancia steht für italienische Eleganz und für innovative und eigenständige Innovationen. Diese Ausrichtung nennen wir „progressive innovative“. Eine italienische Eleganz wie schon vor vielen Jahren, projiziert in die Zukunft.

Wenn markenübergreifend gleiche Technik genutzt wird, kann es zu Kannibalisierungseffekten kommen. Gibt es Strategien, diese zu vermeiden?

Jede Marke hat ihre eigenen Kunden. Die Kunst wird es sein, für die jeweilige Mission der Marke genau die richtige Abstimmung für die jeweilige Kundengruppe zu gewährleisten.

In Zukunft wird der Stellantis-Konzern mit vier Plattformen mit unterschiedlichen Reichweiten und Batteriepaketen sowie drei Software-Plattformen arbeiten. Das bedeutet aber nicht, dass alle Autos gleich sein werden. Wir wollen bei maximalen Synergien das Maximum an Markeneigenständigkeit erreichen. Die Abstimmung wird natürlich eine Rolle spielen, damit wir die unterschiedlichen Erwartungen der Kunden ansprechen können. Das gilt nicht nur für die drei Premiummarken, sondern für alle Marken des Konzerns. Wir werden kein Stellantis-Auto, sondern einen Alfa Romeo, einen DS oder einen Lancia verkaufen.

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Die Marken im Premium-Cluster werden Vorreiter sein. Alfa Romeo wird die erste Konzernmarke sein, die ab 2025 die neue STLA-Large-Plattform nutzen wird. Während DS Automobiles als erste Marke die STLA-Medium-Plattform ab 2024 einsetzen wird.

Alle drei Marken werden sich zu reinen Elektromarken wandeln. Wann werden diese Prozesse abgeschlossen sein?

DS Automobiles ist hier Vorreiter. Bei DS wird es ab 2024 nur noch vollelektrische Markteinführungen und ab 2025 keinen reinen Verbrenner mehr geben. Bei Alfa Romeo wird ab 2025 nur noch vollelektrische Markteinführungen und ab 2027 die ganze Produktpalette vollelektrisch sein. Lancia wird ab 2024 das erste neue Fahrzeug, den Lancia Ypsilon, elektrifiziert einführen. Ab 2026 folgen dann nur noch vollelektrische Neuheiten.

Premiummarken wie Cadillac oder Infiniti haben sich schwergetan, sich in Deutschland zu etablieren. Warum glauben Sie, mit gleich drei Premiummarken erfolgreicher zu sein?

Wir sind überzeugt, dass unsere drei Marken ihre Berechtigung haben. Alfa Romeo ist eine sehr starke und beliebte Marke auf dem deutschen Markt. Bei DS Automobiles sind wir nach vier Jahren mit eigenständigen Modellen vor weitaus älteren Marken wie Lexus und das bei nur 35 Händlern.

Chinesische Hersteller drängen aktuell mit vielen Modellen ebenfalls in den Premium-Markt. Können sie der Premium-Strategie von Stellantis Probleme bereiten?
Wir sehen die Mitbewerber als positiv für die Entwicklung und Innovationen für unsere Marken. Letztendlich wird erfolgreich sein, wer das beste Kundenkonzept anbietet.

Wie wird die Präsenz in Autohäusern aussehen: Werden in Mehrmarken-Standorten Alfa, DS und Lancia parallel präsent sein?

Für den Investor kann es sinnvoll sein, zwei oder drei Marken parallel anzubieten. Dann werden die Marken allerdings räumlich getrennt mit einer eigenen CI präsentiert. Der Kunde soll sich mit der Marke identifizieren. Wir möchten beispielsweise, dass ein Alfa-Romeo-Kunde, der einen Alfa Romeo sucht in ein Alfa-Romeo-Bereich reinkommt und tatsächlich Alfa Romeo erlebt. Und dies von der digitalen Welt bis zum Autohaus.

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