Gespräche mit Fuhrparkverantwortlichen sind selten langweilig, auch wenn man eigentlich nichts mit Autos oder BWL am Hut hat. Denn die Flottenchefs agieren längst nicht mehr allein, sondern im Team und treffen Entscheidungen damit vielsprachig und vielschichtig. Dazu müssen sie sich in die Köpfe des Gegenübers (Einkäufer, Personaler etc.) denken und ihre Belange oft adaptieren. Sprich, Fuhrparkverantwortliche sind gefragt und fragen selbst gern zurück. Das wurde auf den Fuhrparktagen in Hirschaid Anfang Juli deutlich. Zusammen mit Cupra hatte die Autoflotte zu zwei Tagesterminen eingeladen, die vormittags zum Erfahrungsaustausch und der Wissensvermittlung dienten und nachmittags mit den Probefahrten des elektrisch angetriebenen Cupra Born und des Cupra Formentor TDI 4x4 längst nicht endeten, denn es folgten weitere Gespräche.
Lieferprobleme
Was alle bewegt - das wurde bereits vor dem offiziellen Start der Veranstaltung klar -, ist die Liefer-Lotterie, die mittlerweile jeder kennt, keiner durchblickt und die irgendwie als große unbewegliche Wolke über allen schwebt und vermutlich noch ziemlich lange dort verharren wird.
Ein Thema, das für viele der Anwesenden mittlerweile beendet ist, scheint der Plug-in-Hybrid zu sein. Michael Gergen von Dataforce zeigte auf, welchen Anteil der Phev in Flotten hat. Derzeit liegen die Doppelherzen auf Platz drei hinter Diesel und Benziner - noch. Denn nach galoppierenden Kraftstoffkosten (13 oder 14 Liter für die Ottomotoren, die selten vom Elektromotor unterstützt wurden, da dieser kaum extern geladen wurde) haben viele Car Policies wieder Abstand von der unkontrollierten Freigabe der Plug-ins genommen. Also heißt es vielerorts: E wagen. Und damit zum Stromer greifen. Gut so, denn darüber freuen sich meist die Fuhrparkverantwortlichen, wenngleich es bei einigen zuvor auch größere Schwierigkeiten dabei gibt. Wie diese aussehen und wie sie gelöst werden können, kam in einigen der Vorträge heraus. Der Seat- und Cupra-Flottenchef Christian Voß und sein Team waren als Ansprechpartner vor Ort.
Zwar haben Cupra-Modelle keine XXL-Wartezeiten bis 2024, aber in der Zwischenzeit, die auch hier keine früher üblichen vier Monate mehr beträgt, kann man sich um die Ladeinfrastruktur kümmern. Wer als Ansprechpartner fungieren kann und wie Lösungen aussehen, konnten Stanislaus Gierszweski von eMax und Tom Bechert von Panion aufschlüsseln.
E-Auto: unschlagbar günstig?
Klar im Vorteil sind die Fuhrparkbetreiber, die (da sie Platz haben) mit der firmeneigenen Photovoltaik-Anlage rechnen können. Einer, der es kann und macht, ist Thomas Vielhuber. Der Münchener berichtete, aktuell 6,18 Euro pro 100 km mit dem Kraftstoff Strom sein E-Auto bewegen zu können. Gut 20 Euro pro 100 km fallen beim Diesel an - jeweils mit Nebenkosten. An den Grenzen der Eigenversorgung holen die Ladekartenanbieter ihre Fahrer ab und bringen sie dank der Roaming-Verträge europaweit an die Stecker. Dass der Ladeplatz längst kein dauerhafter Stellplatz ist, hat sich langsam rumgesprochen, die Blockiergebühren sorgen für diesen Erkenntnisgewinn bei einigen Flottenleitern. Und Peter Siegert von der EnBW erzählte in kleinen Gruppen, worauf hier zu achten ist.
Die E-Mobilität bleibt ein Feld vieler Erkenntnisse, die wichtigste lautet: Man macht nur dann etwas falsch, wenn man verharrt und nichts macht. Klar wurde auch, dass das E-Auto noch lange nicht für alle Anwendungsfälle die passende Mobilität bietet und dass das noch einige Jahre so bleiben wird. Dass dies nicht nur für den Fuhrparkleiter, sondern für alle gilt, erklärte Key-Note-Speaker Thomas Ranft eindrucksvoll. "Wir und das Klima", so könnte man seinen Ausflug benennen, der klare Botschaften setzte, wie folgende: Bäume aufforsten bringt wenig. Das Einzige, was effektiv - also schnell genug - hilft, ist das Verheizen von Kraftstoff zu stoppen. Das Klima, was vor allem durch die nur zehn bis fünfzehn Kilometer starke und aus Luftmassen sowie Wasserdampf bestehende Troposphäre beeinflusst wird, ist ebenso verwundbar, wie die im Durchschnitt gerade einmal 30 Zentimeter dünne fruchtbare Schicht im Boden, die die Erde grün und lebendig hält. Dazwischen agieren wir Menschen und das auch als mobile Wesen, die (gerade als Fuhrparkverantwortliche) ihr Vorankommen selbst bewerten und ändern können - ob eben mit Strom, Bio-CNG oder Diesel/Benzin.
- Ausgabe 08/09/2022 S.42 (1.1 MB, PDF)