_ Den Slogan "Auto Emocion" hat Seat vor einigen Jahren ad acta gelegt, doch wäre es an der Zeit, ihn zu reanimieren. Denn die nun erhältliche fünfte Generation des Ibiza fährt deutlich emotionaler vor als seine etwas verwechselbaren Vorgänger. Zumindest äußerlich zeigen die Spanier Kante und setzen auf scharfe Linien. Innen präsentiert sich der Kleine dagegen richtig erwachsen und das liegt nicht nur an den jetzt viereckigen Lüftungsdüsen, die die verspielten runden ersetzt haben. Das ganze Cockpit wirkt deutlich aufgeräumter und solider.
High-End-Infotainment
Hinterm Lenkrad thronen noch klassische Rundinstrumente, ab 2018 bietet Seat aber ein volldigitales Kombiinstrument an. Wer schon jetzt auf ein hochauflösendes Display - zumindest in der Mittelkonsole - nicht verzichten will, muss zum Multi-Media-System Plus greifen: Das Hochglanz-Navi-Infotainmentsystem kommt mit 8-Zoll-Touchscreen und ganz ohne echte Tasten aus - die wenigen Schalter an der Seite wirken wie beim neuen VW Golf wie unter Glas. Nur zwei Drehregler sind geblieben, für die Lautstärke und zum Zoomen auf der Landkarte. Problem: Wer beim Drandrehen die umliegenden Pseudo-Tasten auch nur leicht berührt, wechselt gleich das Menü. Erhältlich ist das High-End-System ab der Style-Ausstattung für 815 Euro. Außerdem hat Seat das System in das Business-Paket Infotain gepackt, das für 970 Euro auch noch die nahtlose Smartphone-Anbindung, die Connectivity Box zum kabellosen Laden des Handys, das Digitalradio und den Abstandstempomat mitbringt.
Mehr Platz
Zwar ist der Seat mit 4,06 Metern nahezu unverändert lang, doch das bisschen mehr Breite und vor allem der gestreckte Radstand bescheren ein deutlich luftigeres Raumgefühl. Selbst mit überdurchschnittlichem Gardemaß findet man in der ersten Reihe problemlos eine optimale Sitzposition, außerdem fühlt sich das Gestühl langstreckentauglich an. Selbiges gilt für den Kofferraum: Mit 355 bis 1.165 Litern Volumen schluckt der Ibiza einiges weg.
Dynamisch und komfortabel
Ausgewogen abgestimmt verdaut der Spanier Schlaglöcher und sonstige Widrigkeiten problemlos und wirft sich trotzdem mit Verve in die Kurve. Damit er das kann, braucht es natürlich entsprechend kräftige Motoren. Für die beiden Ein-Liter-Einstiegs-Sauger mit 65 (ab 10.916 Euro) und 75 PS mag das nicht unbedingt gelten, doch der quirlige Turbo-Dreizylinder mit ebenfalls einem Liter Hubraum und wahlweise 95 oder 115 PS hat schon ausreichend Power, um eine ordentliche Portion Fahrspaß zu generieren.
Den Verbrauch der kernig klingenden Dreiender gibt Seat jeweils mit 4,7 Liter an. Nachteil: Nur der stärkere ist mit DSG erhältlich, für die 95-PS-Version gibt es, wie für die schwächeren, lediglich ein Fünfgang-Schaltgetriebe. Und: Das 115-PS-Aggregat fährt erst in der mindestens 15.202 Euro teuren Style-Ausstattung vor. Basics wie Einparkhilfe, beheizbare Außenspiegel, Klimaautomatik oder Tempomat müssen extra bezahlt oder durch ein Upgrade zur X-Cellence-Ausstattung (1.345 Euro) erworben werden.
Wer Sprit sparen will, muss sich bis in den Herbst begnügen. Die drei 1,6-Liter-Diesel mit 80, 95 und 115 PS lassen genauso noch ein bisschen auf sich warten wie eine Erdgasversion.
- Ausgabe 06/2017 Seite 37 (123.8 KB, PDF)