_ Erst in diesen Tagen komplettiert Volvo mit dem Crossover V90 Cross Country seine 90er-Baureihe. Der erste Vertreter der auf der komplett neu entwickelten SPA-Plattform aufbauenden Spitzenbaureihe ist seit 2015 das große SUV XC90, 2016 folgten die Limousine S90 und der Kombi V90. Die Autoflotte ging nun mit dem klassischen Viertürer auf große Fahrt.
Das Testauto
Ein Mangel an Ausstattung herrschte nicht an Bord unseres Test-S90. Als D4 Inscription fuhr er mit dem 190 PS starken mittleren Diesel, aber in der Top-Ausstattung vor. Selbst schalten mussten wir auch nicht, diese Arbeit nahm uns eine Achtgang-Automatik ab. In dieser Konfiguration steht die schwedische Toplimousine ab 44.748 Euro in der Preisliste. Schon die Basis Momentum bringt unter anderem City Safety, Aufmerksamkeitswarner, Intellisafe (zum Beispiel adaptiver Tempomat, teilautonomes Fahren bis 130 km/h, Stauassistent, Verkehrszeichenerkennung mit automatischer Geschwindigkeitsanpassung), Infotainmentsystem Sensus Connect mit Neun-Zoll-Touchscreen und Zweizonenklimaautomatik und LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent mit, ausgewählte Inscription-Features sind 18-Zoll-Leichtmetallräder, die volldigitale 12,3-Zoll- Instrumentierung oder die achtfach verstellbaren Fahrer- und Beifahrersitze.
Die teuerste Option unseres Testwagens war das Business-Paket Pro, das den Inscription zusätzlich mit DAB-Radio, Infotainmentsystem Sensus Connect, Bowers&Wilkins-Soundsystem, Sensus-Navigationssystem, Apple Carplay, Android Auto sowie Einparkhilfe vorn und hinten aufwertet (4.580 Euro). Wer das Paket mit Einparkassistent wählt, zahlt beim Inscription 4.882 Euro. Weitere Extras an Bord waren das Lichtpaket unter anderem mit Voll-LED-Scheinwerfern (Inscription und R-Design 756 Euro, sonst 1.092 Euro), Intellisafe Surround mit Totwinkelassistent, Spurwechsel- und Querverkehrswarnung sowie Heckaufprallabschwächung (504 Euro). Das Xenium-Paket unter anderem mit Glasschiebedach, Head-up-Display und Rückfahrkamera gibt es ab 3.361 Euro, mit der - bei uns ebenfalls enthaltenen - 360-Grad-Kamera für 3.866 Euro.
Karosserie
Der S90 steht imposant da. Die Front prägen der konkav geformte typische Volvo-Grill und das LED-Tagfahrlicht im "Thors Hammer"-Desgin, das leicht zerklüftet wirkende Heck charakterisieren die Rückleuchten, deren obere Enden sich weit in die Kofferraumklappe ziehen. Mit 500 Litern Fassungsvolumen zeigt sich der Gepäckraum standesgemäß, im Alltag behindert die kleine Luke aber den Zugang. Trotz nach hinten abfallendem Dach bietet der S90 auch 1,80 Meter großen Passagieren im Fond mehr als ausreichend Kopffreiheit, auch Beinfreiheit haben die hinten Sitzenden mehr als genug. Mit knapp 1,88 Metern Breite und 4,96 Metern ist der S90 naturgemäß eher Langstreckengleiter als Stadtauto.
Interieur
Auch innen präsentiert sich der S90 in aktuellem Volvo-Design, das alle 90er-Modelle prägt. Typisch ist vor allem der neun Zoll große, horizontal angeordnete Touchscreen in der Mittelkonsole. Dessen Bedienung funkioniert smartphoneartig auch mit Wischbewegungen. An die Bedienergonomie muss man sich nach längerer Volvo-Abstinenz erst wieder gewöhnen, dann aber funktioniert sie tadellos. Gut ablesbar sind im Normalfall auch die Instrumente des 12,3 Zoll großen volldigitalen Displays (Serie in R-Design und Inscription) - nur bei Sonneneinstrahlung von schräg links sieht man kaum noch, wie schnell mal unterwegs ist.
Noch ein paar Worte zur Verarbeitung: Der S90 Inscription kommt serienmäßig mit der Echtholzeinlage Linear Walnut - einem Holz, wie man sich Skandinavien vorstellt. Eine tolle Haptik also, die Einpassung oder die Verarbeitung der Grate dürfte aber an mancher Stelle ein bisschen liebevoller sein.
Antrieb
190 PS schöpft der Diesel aus zwei Liter Hubraum. Damit ist der S90-Fahrer flott unterwegs. Zumal die maximal 400 Newtonmeter Drehmoment von Zeit zu Zeit an den Hufen scharren: Auf nasser Fahrbahn hatte unser Fronttriebler manchmal Probleme, seine Kraft auf die Straße zu bringen. Nur das ASR hinderte die Räder dann am Durchdrehen. Dass der große Volvo mit vier Töpfen vorfährt, fällt immer, aber nicht unangenehm auf. Positiv: Trotz eines hohen Anteils an Autobahnfahrten genehmigte sich die schon ohne Sonderausstattung 1,8 Tonnen schwere Limousine auf 100 Kilometer im Schnitt nur 7,3 Liter Diesel.
Fahrpraxis
Der S90 ist komfortabel ausgelegt - in allen drei Drive Modes (Dynamic, Eco, Comfort). Diesen Charakter untermauert auch die leichtgängige, teils aber gefühllose Lenkung. In der Stadt federt die Schweden-Limousine kurze Stöße vor allem an der Hinterachse jedoch etwas poltrig ab. Besonders positiv fällt aber die Fähigkeit zum teilautonomen Fahren bis 130 km/h auf. Natürlich erfordert das System immer noch den aktiven Fahrereingriff, dennoch ist das System ein erheblicher Komfort- und Sicherheitsgewinn. Unabhängig davon störten im Testalltag drei Dinge: die langsam ansprechende Sitzheizung, die zu tief positionierte und damit schnell verschmutzende Rückfahrkamera sowie zu sensible Parksensoren, die schon im normalen Ampelstau ein nervtötendes Piepkonzert von sich gaben.
Autoflotte-Tipp
Unser S90 fuhr in der Topvariante Inscription vor, dennoch reicht die mit einigen Extras aufgehübschte Basis Momentum völlig. Dann startet der D4 ab 36.639 Euro - Automatik ab 38.529 Euro - und bietet unter anderem schon LED-Scheinwerfer, den Intellisafe Assistent mit Pilot Assist für teilautonomes Fahren, Infotainmentsystem Sensus Connect, 17-Zoll-Leichtmetallräder oder Zweizonen-Klimaautomatik. Aufgerüstet mit dem
- Businesspaket (Digitalinstrumente, Navigation und Apple Car Play für 1.807 Euro, mit Einparkassistent 2.109 Euro),
- Licht-Paket (unter anderem Voll-LED-Scheinwerfer mit intelligentem Fernlichtassistenten; 1.092 Euro),
- Intellisafe Surround (unter anderem Totwinkel-, Spurwechsel und Querverkehrsassistent für 504 Euro),
- 360-Grad Parkkamera (933 Euro) sowie
- elektrisch anklappbaren Außenspiegeln (252 Euro) sowie abblendenden Innen- und Außenspiegeln (176 Euro) steht dann eine gut ausgestattete Business-Limousine vor der Tür. cfm
Details
Stärken & Schwächen
Stärken- Viele Assistenz- und Sicherheitssysteme- Gutes Platzangebot auch im Fond- Hoher LangstreckenkomfortSchwächen-. Hinterachse federt kurze Stöße etwas poltrig ab- Rückfahrkamera verschmutzt schnell
- Ausgabe 04/2017 Seite 41 (437.8 KB, PDF)