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Schnelle Daten für die Retter

01.09.2017 06:00 Uhr

Bevor die neuen Autotypen ab April 2018 das automatische Notrufsystem verpflichtend an Bord haben müssen, werden allein in Deutschland mehr als 250 Rettungsleitstellen dafür technisch aufgerüstet.

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_ ITS Automotive Nord ist ein Netzwerk von mehr als 200 Unternehmen aus der Mobilitätswirtschaft und -forschung, das Themen wie Elektromobilität oder autonomes Fahren bearbeitet und fördert. Eine der aktuell interessantesten Aktivitäten ist die Umsetzung des E-Calls. Der automatische Notruf, der aus dem Auto abgesetzt wird, ist ein komplexes System, das Leben retten kann.

Die Autobauer müssen ab dem 1. April kommenden Jahres neue Fahrzeugtypen, die auf den Markt kommen sollen, mit dem EU-weiten E-Call-Dienst ausstatten. "Das ist in der Regel eine kleine Box, die eine SIM-Karte für das Mobilfunknetz und ein Modem für die Datenübertragung beinhaltet", erklärt Steve Schneider, Geschäftsführer von ITS Automotive Nord. Im Notfall, zum Beispiel wenn die Airbags ausgelöst werden, wählt diese Box automatisch den europaweit geltenden Notruf 112 und die zum eigenen Standort des Fahrzeugs nächstgelegene Rettungsleitstelle wird kontaktiert. Dabei übermittelt die Box wichtige Daten, um die Rettungskräfte frühzeitig am Unfallort eintreffen zu lassen.

Vorab-Unfallinfos

"So wird kurz bevor der Fahrer mit der Rettungsleitstelle sprechen kann, ein Datensatz an diese übermittelt, der unter anderem Auskunft darüber gibt, wie viele Gurte angelegt sind, um was für ein Fahrzeug es sich handelt und wo sich das Auto genau befindet. Die entsprechenden Koordinaten liefert der GPS-Empfänger des Autos. Sobald die Datenübertragung abgeschlossen und die Sprachverbindung hergestellt ist, können die Insassen direkt mit den Mitarbeitern der Rettungsleitstelle sprechen", zeichnet Schneider das Szenario nach.

Die Rettungsleitstelle erhält wesentliche Informationen zum Unfallgeschehen auch dann, wenn der Fahrer bewusstlos oder nicht ansprechbar wäre. Auch wenn die Insassen das verunfallte Fahrzeug selbst verlassen, kann dies über die Technik abgefragt werden, wie Schneider erklärt: "Zum einen kann die Rettungsleitstelle aktiv zurückrufen und feststellen, ob jemand im Auto antwortet. Zum anderen kann sie die Belegung der Gurte erneut abfragen, um so festzustellen, ob sich dann die Verunglückten noch im Auto befinden oder nicht."

All diese Infos helfen, wertvolle Zeit einzusparen. So hoffen die Initiatoren, dass sich die Reaktionszeit nach einem Unfall im städtischen Gebiet um 40 Prozent und im ländlichen Gebiet sogar um 50 Prozent senken lässt. Was wiederum die Überlebenschancen der Verletzten deutlich verbessern könnte. So hofft die Europäische Kommission, dass es mit dem EU-weit installierten System bis zu fünf Prozent weniger Verkehrstote und zehn Prozent weniger Schwerstverletzte geben wird - und zwar in ganz Europa.

Länderübergreifend

Denn was ITS Automotive Nord in Deutschland aktiv vorantreibt, stoppt nicht an der Staatsgrenze. "Über 60 Partner arbeiten aktuell im internationalen Forschungsprojekt 'I_HeERO' zusammen, um einen grenzüberschreitenden Dienst in Europa sicherzustellen", betont Schneider. Elf EU-Länder haben sich für die nötigen Abstimmungsprozesse zusammengeschlossen, die anderen europäischen Länder übernehmen die daraus entwickelten Vorgaben, ohne im Verbund aktiv zu werden.

Die notwendige nationale Koordination ist dabei in vielen europäischen Ländern deutlich einfacher als hierzulande, wie Schneider berichtet:"In den meisten Staaten gibt es nur eine Handvoll Rettungsleitstellen, welche aufgerüstet werden müssen. Im föderalen Deutschland hingegen haben wir mehr als 250 Rettungsleitstellen mit unterschiedlicher Technik, in denen ein lokaler 112-Notruf und somit auch ein E-Call landen kann." Der Aufwand bestand in den letzten Jahren nun darin, diese Leitstellen technisch für den E-Call aufzurüsten, denn, wie Schneider betont:"Bereits Ende September müssen die Rettungsleitstellen in Deutschland E-Callfähig sein, damit der Betrieb des Systems auf den Straßen ab April 2018 starten kann."

Für den Fahrer wird der Wechsel schrittweise und fast unmerklich stattfinden, glaubt Schneider. Schließlich bieten einige Hersteller und Versicherungen bereits Notruf- und Concierge-Services auf Tastendruck an.

Datenschutz

Zum heiklen Datenschutz erklärt Schneider: "Der europäische E-Call-Dienst, der auf der einheitlichen europäischen Notrufnummer 112 beruht, ist eine direkte Verbindung zwischen Fahrzeug und nächstgelegener Rettungsleitstelle. Das heißt, dass die hierbei übermittelten Daten nicht an Dritte, wie die Autohersteller, gehen, sondern allein der Koordination der Rettungskräfte dienen. Da das verbaute E-Call-Modem abgeschaltet ist, sofern es nicht durch einen Unfall aktiviert wird, können keine Daten aus dem Auto im Normalbetrieb abgerufen werden."

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