Die Sachverständigenorganisation Dekra hat zum 30. Juli eine Minderheitsbeteiligung an dem Schweizer InsurTech Spearhead übernommen. "Der Einstieg bei Spearhead ist für uns der nächste logische Schritt nach der 2018 vereinbarten strategischen Partnerschaft beider Unternehmen", sagte Guido Kutschera, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH. Dekra verspricht sich von dem Schritt eine Stärkung seines Digitalisierungs-Kurses: Die 2015 gegründete Spearhead AG hat sich darauf spezialisiert, den Schadenprozess nach Unfällen von der Schadenmeldung bis zur Regulierung zu digitalisieren. Zielgruppe sind Versicherer, Fuhrpark- und Flottenbetreiber.
Ausgangspunkt des digitalen Schadenprozesses von Spearhead ist eine Telematik-Lösung, bei der die in den Fahrzeugen verbaute Telematik-Hardware unmittelbar nach einem Unfall automatisch Daten zum Vorfall an Spearhead weiterleitetet. Dort analysiert eine Künstiche Intelligenz (KI) die Informationen und gleicht diese mit einer Unfalldatenbank ab, in der unzählige Datensätze zu anderen realen Unfällen gespeichert sind. In den Analyseprozess fließen außerdem Informationen aus der detaillierten Fahrzeugidentifikation und einer tagesaktuellen Fahrzeugbewertung mit ein.
Erste Schadenmeldung innerhalb von Sekunden
Am Ende des Analyseprozesses steht dann eine erste Schadenmeldung, die das System vollautomatisch an den Kunden verschickt. "Im Idealfall bekommt zum Beispiel der Sachbearbeiter der Versicherung mit dieser Lösung schon wenige Sekunden nach dem Unfall eine qualifizierte Ersteinschätzung der Schwere der Beschädigung, des beschädigten Fahrzeugbereichs und der zu erwartenden Reparaturkosten", erklärte Kutschera. Dadurch könne der Sachbearbeiter sofort die jeweils geeigneten Maßnahmen ergreifen – beispielsweise einen Abschleppdienst oder eine Werkstatt beauftragen und einen Sachverständigen entsenden.
Ist ein Fahrzeug nicht mit Telematik-Hardware ausgerüstet, stellt das System einen Fragenkatalog bereit, sobald sich beispielsweise der Versicherungsnehmer oder der Fahrer des Flottenfahrzeugs bei seinem Sachbearbeiter meldet. Mit dessen Hilfe kann sich der Sachbearbeiter nach dem Unfall ein erstes Bild machen und den Schaden erfassen. Das so ermittelte Schadenmuster dient dann, wie bei der Telematik-Lösung, als Input für die Schadenanalyse der KI. Am Ende steht eine konkrete Empfehlung für die Schadenabwicklung. "Mit diesem Angebot unterstützen wir den Kunden an einer Stelle im Prozess, wo er bisher auf sich allein gestellt war – bei der Einordnung von Schadenfällen", erklärt Christoph Mennicken von der Dekra Service Division Claims & Expertise. Der Kunde sei dadurch auch sofort in der Lage, die passende Dekra-Dienstleistung auszuwählen, etwa ein Gutachten oder einen Reparaturkostenvoranschlag. Damit könne Dekra seinen Kunden, nicht nur aus dem Versicherungsbereich, ein Gesamtpaket anbieten, das diese in Zukunft auch erwarten würden, so Mennicken. (aw)