Deutsche Autofahrer achten – zumindest vor der Hauptuntersuchung (HU) – darauf, dass ihre Reifen in einem passablen Zustand sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Sachverständigenorganisation Dekra an rund 1.000 Pkw, die an sechs Standorten zwischen 6. und 30. April zur HU vorgeführt wurden. Die untersuchten Fahrzeuge bildeten dabei nach Angaben von Dekra im Hinblick auf Laufleistung und Alter eine Bandbreite ab, die mit der Gesamtflotte in Deutschland "im Wesentlichen vergleichbar" sei. Die Prüfingenieure untersuchten unter anderem Reifenalter, Profiltiefe und Fülldruck sowie ob Sommer-, Winter- oder Ganzjahresreifen montiert und Montageempfehlungen eingehalten wurden.
Fast alle Reifen haben ausreichend Profil
Dabei stellte sich heraus: Gut 45 Prozent der untersuchten Reifen stammten aus den Produktionsjahren 2018 und später, waren also maximal dreieinhalb Jahre alt. Lediglich 14 Prozent waren sieben Jahre und älter, davon knapp fünf Prozent über zehn Jahre. Reifen mit einem Alter jenseits von 20 Jahren waren mit 0,4 Prozent die absolute Seltenheit.
Die überwältigende Mehrheit der Reifen wies zudem ein ausreichend tiefes Profil auf – fast drei Viertel (ca. 74 Prozent) hatten fünf Millimeter oder mehr. Knapp elf Prozent waren unter vier Millimeter, darunter nur rund 2,5 Prozent unter drei Millimeter. Bis zur gesetzlichen Mindesttiefe von 1,6 Millimetern war laut Dekra weniger als jeder tausendste der rund 4.200 untersuchten Reifen abgefahren. "Das ist insgesamt ein erfreuliches Bild", kommentierte Dekra-Reifenexperte Christian Koch das Ergebnis.
Ebenso erfreulich: Nur in den wenigsten Fällen waren die Reifen falsch montiert – vor allem, wenn Fachbetriebe im Spiel waren. "Wenn Innen- und Außenseite vertauscht sind, kann das nur bei der Montage des Reifens auf die Felge passiert sein. Solche Fehler sind ausgesprochen selten", sagte Koch. Häufiger komme es da vor, dass das Rad in der falschen Laufrichtung montiert wird. Das könne vor allem passieren, wenn Kunden die Räder selbst wechseln, so der Dekra-Experte.
Ganzjahresreifen häufiger mit zu niedrigem Luftdruck
Auch der Luftdruck in den Reifen war laut Dekra in der Untersuchung meistens im Rahmen. Es habe lediglich einzelne Ausreißer nach unten gegeben, berichtete Koch. Der Negativrekord habe 0,8 bar betragen. Auffällig sei hier, dass niedriger Reifendruck vor allem bei Fahrzeugen mit Ganzjahresreifen aufgetreten sei. "Hier fällt die routinemäßige Prüfung beim zweimaligen Wechsel jedes Jahr weg", erklärte Koch das Phänomen.
Die Ganzjahresreifen machten in der Untersuchung rund zwölf Prozent der Reifen aus. Dabei gab es aber regionale Unterschiede: Im Voralpenraum, wo Schnee und Eis keine Seltenheit sind, waren diese laut Dekra deutlich weniger anzutreffen als im Norden, wo die Winter meist milder ausfallen. Die überwiegende Mehrheit der untersuchten Fahrzeuge hatte hingegen Winterreifen aufgezogen (64 Prozent) – angesichts des kalten Aprils keine Überraschung.
Auch Laien können ein schlechtes Reifen-Profil einfach erkennen und vor der HU beseitigen
Die Ergebnisse der Untersuchung haben allerdings einen Haken: "Man darf nicht vergessen: Untersucht wurden hier Fahrzeuge, die auf dem Weg zur Hauptuntersuchung waren. Und ein abgefahrener Reifen ist einer der Mängel, den auch der fahrzeugtechnische Laie sehr einfach feststellen kann", betonte Koch. Darum könne man von der Dekra-Untersuchung nicht uneingeschränkt auf den Reifenzustand im Straßen-Alltag schließen. Die Untersuchung sei dennoch ein Beleg dafür, dass die HU dazu führe, dass Autofahrer sich zumindest alle zwei Jahre um die offensichtlichsten Sicherheitsmängel ihres Autos kümmerten, findet Koch. (aw)