Immer mehr Menschen steigen aufs Fahrrad um: Die Zahl der E-Bikes schießt mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent laut einer aktuellen Auswertung des Zweirad-Industrie-Verbands in die Höhe. Durch teure Produkte und einen hohen Anteil an E-Bikes vervierfachte sich der Umsatz der Branche in den vergangenen zehn Jahren fast - gerade Fahrrad-Leasing-Anbieter profitieren davon. Doch während man sein Auto einfach in die Waschanlage bringen kann, sind Waschanlagen für Fahrräder noch rar.
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Der Gründer von Cyclewash, Sachin Kumar, will das ändern. "Die Mobilitätswende wurde durch Corona beschleunigt", so Kumar. Der Trend gehe klar zum E-Bike (Pedelec) und die Leute seien bereit, dafür Summen im Wert eines Kleinwagens auszugeben. Das Kölner Unternehmen bietet ganzheitliche und umweltfreundliche Lösungen zur effizienten Reinigung und Pflege von Fahrrädern. Denn ähnlich wie bei Autos ist eine regelmäßige Reinigung und Wartung der E-Fahrräder sinnvoll. Wer keinen eigenen Garten oder eine Garage besitzt, hat oft nur die Alternative, sein Fahrrad zum Fachhändler zu bringen - hier gibt es aufgrund der hohen Nachfrage lange Wartezeiten und teure Servicegebühren. Daher seien, so Kumar, Fahrradwaschanlagen für Besitzer von hochwertigen Fahrrädern eine große Erleichterung. Und mit zehn Euro pro Wäsche recht erschwinglich.
Laut Kumar eignet sich eine Fahrradwaschanlage hervorragend für Tankstellen. Als Tankstellenbetreiber könne man durch die Waschanlage mit Fahrradfahrern eine neue Kundengruppe ansprechen. Doch auch progressiv eingestellte Unternehmen können ihren Mitarbeitern eine Waschanlage bereitstellen, wie es beispielsweise bereits mit speziellen Fahrrad-Abstellräumen und Dusch-möglichkeiten praktiziert wird. "Das ist zum einen Marketing für das Unternehmen, denn die Anlage sorgt für neugierige Blicke und Gespräche, zum anderen tut man etwas für die Umwelt und die Mobilitätswende", argumentiert er. Bisher sei er noch nicht in die Offensive gegangen und habe zunächst nur Kunden betreut, die auf ihn zugekommen sind; daher gebe es zurzeit nur an vereinzelten Tankstellen und Waschstraßen seine Fahrradwaschanlagen. "Wir wollen nachhaltig wachsen und sind noch in der Anfangsphase." Bedarf und Nachfrage sind laut Kumar hoch.
Unternehmer Kurt Dalacker betreibt an seiner Aral Tankstelle in Gaildorf (Baden-Württemberg) eine vollautomatische Fahrradwaschanlage von Cyclewash. "Wir haben bei der Planung des neuen Waschparks die Fahrradanlage gleich mit geplant", erzählt er. "Ich wollte unbedingt an unserem Standort eine Fahrradwaschanlage."
Die Umsetzung und Bedienung sei sehr einfach. "Man benötigt lediglich einen Wasseranschluss, Stromanschluss und eine Chemieleitung - fertig." Eine Bedienungsanleitung und Werbeunterlagen sowie Reinigungsmittel werden mitgeliefert. "Wir haben die Anlage in Köln abgeholt, wo unser Mitarbeiter eine gute Einweisung bekommen hat", so Dalacker. "Bei Störungen ist ein Mitarbeiter von Cyclewash immer telefonisch erreichbar", zeigt er sich zufrieden.
Und wie kommt die Waschanlage bei seinen Kunden an? "Ohne Einweisung durch unser Personal sind die Radfahrer zurückhaltend", berichtet Dalacker. Vor allem E-Bike-Fahrer seien oft unsicher, ob sie ihr Fahrrad aufgrund der Elektronik in die Waschanlage schieben können. Die Waschzahlen würden stark schwanken, mal seien es 60 Fahrräder im Monat, mal die doppelte Anzahl - auch saisonabhängig. Hilfreich sind Werbeaktionen und Waschtage zum Sonderpreis. Er ist trotzdem guter Dinge: "Wenn der Radfahrer einmal gewaschen hat und weiß, wie es funktioniert, kommt er wieder zu uns. Es braucht seine Zeit, bis eine Kundschaft aufgebaut ist."
Cyclewash hat verschiedene Modelle seiner Fahrradwaschanlage entwickelt. Es wird zwischen manuellen, halbautomatischen und vollautomatischen Waschanlagen unterschieden. Kumar empfiehlt die Pro-Serie, da diese weniger erklärungsbedürftig ist und den Nutzern einen höheren Service bietet.
Mit der Cyclewash Pro hat das Unternehmen im Jahr 2020 seine erste vollautomatische Fahrradwaschanlage auf den Markt gebracht. Der Kunde schiebt sein Fahrrad in die Maschine, durch bewegliche Spritzdüsen und Waschbürsten wird es vollautomatisch gereinigt. Bei Bedarf kann eine Intensivreinigung für stark verschmutze Bereiche aktiviert werden.
Insgesamt bietet die Maschine vier Programme. Die Reinigung dauert je nach Verschmutzung drei bis zehn Minuten und verbraucht im Schnitt nur drei Liter Wasser - also deutlich weniger als bei der Handwäsche. Die Anlage ist ab 25.000 Euro erhältlich und kann mit weiteren Optionen wie etwa einer Trocknungseinheit ergänzt werden. Jede Anlage kann zudem mit einem Bezahlsystem ausgestattet werden, sodass sie als SB-Anlage funktioniert und bei Unternehmen nicht nur die eigenen Mitarbeiter anlockt.
Cyclewash: Besser als Hochdruck
Die Mini-Station ist mit 17.850 Euro die günstigste Anlage. Sie kann bei Bedarf mit einer Mini Duo erweitert werden. Die Basis-Variante ist eine manuelle Reinigungsstation, bei der der Fahrradfahrer die Wäsche mit der von Cyclewash entwickelten Clean & Dry Gun selbst durchführt. Sie verfügt über einen Ölabscheider und hat mit circa einem Liter einen sehr geringen Wasserverbrauch. Die Lanze funktioniert wie ein Hochdruckreiniger, nur dass sie lediglich sechs bis acht Bar hat und somit im Gegensatz zum Hochdruckreiniger (100 bis 150 bar) keine Schäden am Fahrrad verursacht oder Wasser in die Lager eindringt.
Die Mini-Station mit einseitig rotierenden Bürsten und die Mini Duo mit Bürsten auf beiden Seiten beinhalten ein Upgrade auf die halbautomatische Fahrradwäsche. Die Clean & Dry Gun dient dann zur Vorreinigung und Trocknung. Der Kunde schiebt sein Rad in die Waschanlage. Nach drei Minuten ist das Fahrrad wieder sauber. Die Waschanlage Go enthält hier das gleiche Leistungsspektrum wie die Waschanlage Mini Duo, ist jedoch mit einer Länge von 1,10 Metern statt 1,46 Meter kompakter.
Um die hohe Anfangsinvestition zu umgehen, kann die Waschanlage gemietet oder geleast werden. Die Anlagen können online auf cyclewash.de bestellt werden, während des Bestellvorgangs können die Optionen und Finanzierungsmöglichkeiten ausgewählt werden. Außerdem bieten die Kölner immer wieder Rabattaktionen.
Interessenten, auch Firmen, die eine Waschanlage ihren Radlern anbieten möchten, können einen Termin mit Kumar vereinbaren, um sich die Anlage vor Ort oder in seinem Showroom in Köln zeigen zu lassen und sich von dem Produkt zu überzeugen. Um die Fragen der Käufer transparent und vollständig beantworten zu können, hat Kumar alle Informationen auf cyclewash.de zusammengestellt.
Für die in Deutschland hergestellten Waschanlagen werden ausschließlich hochwertige und langlebige Materialien verwendet. Das macht sie wartungsarm und sorgt für eine lange Laufzeit von etwa 20.000 Betriebsstunden (was 400.000 bis 500.000 Wäschen sind), ohne dass etwas ausgetauscht werden muss, lautet das Herstellerversprechen.
"Die Herstellung der einzelnen Komponenten war jahrelange Arbeit. Es ist alles Handarbeit, das ist wirklich mit Liebe gemacht", so Kumar. "Wir wollten ein Produkt entwickeln, das nicht nur zwei Jahre läuft. Denn wenn ich die Maschine nach Australien schicke, muss die funktionieren, da kann ich ja nicht ständig hinfliegen." Cyclewash setzt zum Beispiel auf Edelstahl, der im Sinne der Circular Economy wiederverwendet werden kann. Die Kunststoffteile werden aus recyceltem Plastik hergestellt. "Das ist auch unsere Message: Wir wollen wirklich nachhaltig sein", betont Kumar.
Auch bei der Entwicklung der Reinigungsmittel hat Cyclewash viel Wert darauf gelegt, dass die Produkte ökologisch und biologisch abbaubar sind. "Wir haben anfangs das genommen, was auf dem Markt war. Aber auch wenn die Hersteller sagen, das ist ökologisch, ist das Zeug trotzdem zu aggressiv", sagt er.
Daher entwickelte er 2019 zusammen mit einem deutschen Chemieunternehmen eigene Pflegeprodukte: "Bei uns ist alles farblos, geruchsfrei, silikonfrei und trotzdem ist die Reinigung top." Zum kompletten Sortiment gehören neben Shampoo, Allzweck-Pflegemittel auch Pflegeöl, Kettenfett und Entfetter, die mit der Anlage geliefert werden.
Kumar, der gelernter Robotics-Ingenieur ist, entwarf den ersten Holz-Prototyp seiner Fahrradwaschanlage im Jahr 2015. Im folgenden Jahr gründete er das Unternehmen Cyclewash. Im Laufe der Jahre hat Cyclewash die Technologie kontinuierlich weiterentwickelt: Vom ersten Holzmodell bis zur heutigen Serienreife war es laut Kumar ein steiniger Weg. "Meine Maschine ist 2.300 Millimeter lang - jeder Millimeter war eine echte Herausforderung, denn jedes Teil ist eine Sonderfertigung. Aber jetzt ist der Punkt da, an dem wir eine extrem optimierte Maschine haben und die Entwicklungen abgeschlossen sind", sagt er stolz.
Mittlerweile stehen mehr als 200 Fahrradwaschanlagen von Cyclewash in über 40 Städten auf der Welt, unter anderem in Europa, Nord- und Südamerika. Mit Australien und Korea sei er bereits im Gespräch. Zudem hat Kumar einen weiteren Standort in Boston eröffnet. Die Zeichen stehen also auf Wachstum.