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Polestar Interview: "Eine Premium-Marke mit skandinavischem Flair“

02.04.2024 10:01 Uhr | Lesezeit: 2 min
Thomas Ingenlath, CEO Polestar
© Foto: Polestar

Polestar ist aus der Verbindung von Volvo mit dem chinesischen Autokonzern Geely hervorgegangen. Das vierte Modell der Marke wird im Sommer ausgeliefert. Wir sprachen mit dem CEO Thomas Ingenlath am Firmensitz in Göteborg.

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Mit dem Polestar 4 will die schwedische Elektroautomarke im nächsten Jahr zum ersten Mal insgesamt mehr als 150 000 Autos weltweit verkaufen. Thomas Ingenlath orchestriert als CEO die Expansion. Freude am Fahren zählt für den Chef zur Kernkompetenz seiner Marke, die innerhalb des Konzerns viel Freiheit genießt.  In den kommenden Jahren soll das Portfolio nach oben abgerundet werden. Herbe Kritik gibt’s für die E-Auto-Politik der EU.

Der Polestar 4 firmiert als SUV-Coupé, nicht als Limousine. Warum?

T. Ingenlath: Das SUV-Segment wächst wesentlich stärker als das Limousinen-Segment. Mit dem Polestar 2 haben wir hier bereits ein attraktives Modell im Markt. Mit Polestar 3 und Polestar 4 erschließen wir nun das margenintensive SUV-Segment und somit eine neue Zielgruppe. Warum sollten wir also in einem Segment, in dem die Größe eines Autos noch entscheidender ist, auf diese Marktchance verzichten? Gerade in China ist der Polestar 4 aufgrund seiner Größe hochattraktiv.


Polestar 2 (Facelift 2024)

Polestar 2 Facelift schräg von vorn fotografiert Bildergalerie

Der Polestar 4 soll auch ein Auto für Familien sein, ist aber nicht gerade billig. Kann er dennoch erfolgreich sein?

T. Ingenlath: Es gibt viele Autos, die auf einem ähnlichen Preisniveau liegen und auch an Familien verkauft werden. Leute geben viel Geld für ein Auto im Premiumsegment aus. Und ich denke, wir bieten einen guten Gegenwert, was die Ausstattung und die Technik angeht.

Wo steht die Marke Polestar innerhalb des Geely-Konzerns?

T. Ingenlath: Polestar ist eine europäische Marke im Premium-Bereich mit skandinavischem Flair. Wir richten unseren Fokus auf Design und Innovation, die der Fahrfreude zugutekommt. Unsere Fahrzeuge sollen keine Computer auf Rädern sein, sondern die emotionalen Erwartungen ans Autofahren erfüllen. Das ist übrigens auch der große Unterschied zu unseren hiesigen Kollegen bei Volvo. Unsere Innenräume sind etwas technischer, etwas „deutscher“. In den vergangenen Jahren haben wir uns von Volvo emanzipiert. Heute schauen wir mehr in die gesamte Geely-Gruppe und suchen für Polestar das Beste aus dem Portfolio aus. Dennoch bleibt der Volvo-Einfluss mit einer Beteiligung von 18 Prozent groß.


Polestar Synergy

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Wie entwickelt sich die Marke innerhalb des Konzerns?

T. Ingenlath: Wir investieren in unsere Produkte und in den Vertrieb, aber wir bauen keine eigenen Fabriken. Wir müssen uns nicht um Produktionsstandorte kümmern, denn in der Gruppe ist diese Infrastruktur vorhanden. Die Volvo- und Geely-Beteiligung sichert uns den Zugang zu diesen Ressourcen. Polestar Fahrzeuge werden bisher vor allem in China gebaut – wie auch zum Beispiel Ihr Telefon. Künftig kommen Werke in Charleston (South Carolina) oder das Renault-Werk in Südkorea hinzu. Diese Diversifizierung der Produktion wird zunehmen: Näher zu den Märkten, in denen unsere Kunden sind.

Wie sieht die weitere Planung aus?

T. Ingenlath: Polestar ist natürlich keine reine SUV-Marke. In den kommenden Jahren werden wir mit Polestar 5 und 6 auf einer eigenen Plattform sportliche Modelle vorstellen, die eindeutig im E-Segment liegen. Diese werden derzeit in Großbritannien entwickelt. Das wird ein Gran Tourismo sein, den es auch als Cabriolet geben wird. Fotos davon sind ja bereits im Umlauf.


Polestar 4

Polestar 4 Bildergalerie

Was geschieht, falls der Polestar 4 kein Erfolg wird?

T. Ingenlath: Ich hatte von Beginn an keinerlei Zweifel, dass der Wagen ein Erfolg wird. Diese Überzeugung ist im Lauf des Projekts noch gewachsen. Wir haben in Kundenbefragungen seit dem vergangenen Sommer aus ganz Europa ein überwältigendes Echo und ehrliche Kaufbereitschaft der Kundinnen und Kunden erfahren.  Aber wir müssen auch nicht mehrere hunderttausend Autos verkaufen, um unsere Erwartungen zu erfüllen. Mit dem gesamten Portfolio wollen wir aber im kommenden Jahr schon die Marke von 155.000 knacken.

Wie beurteilen Sie die E-Auto-Politik in Europa?

T. Ingenlath: Ich bin entrüstet und maßlos enttäuscht über das Chaos. Das ist wirklich nicht die Art und Weise, wie die dringend nötige nachhaltige Mobilität befördert werden kann. Es ist eine verrückte Situation: Die Klimaprobleme werden immer größer, wir stehen vor großen ökonomischen Herausforderungen; deshalb brauchen wir eine vernünftige und vor allem verlässliche Politik. Amerika macht derzeit vor, wie es geht. Es bringt nichts, die alte Industrie, die alte Technologie vor Veränderungen zu schützen.


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