Anfang 2020 schickte Hyundai seinen Kleinsten komplett überholt in die Spur. Das "Klein" ein Trendbegriff ist, zeigten die Preise, die die Koreaner mit dem Kleinwagen einheimsten. Wie in den höheren Klassen, beweist Hyundai nun auch hier im City-Car-Bereich, dass man den Status des "nur günstigen Importeurs" längst abgestreift hat.
Das zeigt sich unter anderem beim Navi, das bei den Kleinwagen selten eine Wucht ist. Unser Koreaner tritt allerdings den Beweis an, dass man auch hier mit der Zeit gehen kann und wahlweise (ab dem mittleren Niveau Trend) die Live-Daten auf einen großen (8-Zoll-)Touchscreen präsentiert bekommt. Gleichzeitig werden mit dem Navi-Paket (1.050 Euro Aufpreis) die Dienste von Apple Carplay und Android Auto aktiviert. Ab dem Trend-Niveau öffnet sich auch die Motorenpalette, welche in den ersten beiden Ausstattungslinien lediglich den 67 PS starken Benziner mit dem Fünfgang-Handschalter kennt. Nun kommt der 1,2-Liter-Otto-Saugmotor mit 84 PS dazu (so auch in unserem Testwagen), zudem sind die automatisierten Getriebevarianten für beide Super-Tanker orderbar. Gar 100 PS kann der Fahrer der sportlichen N-Line verwalten.
Dass man nach sechs Jahren den i10 auf neue Füße gestellt hat, tut ihm sichtlich gut. Selbstbewusst von außen - mit dem Hyundai-typisch bulligen Grill und den langgezogenen Scheinwerfern - und geräumig von innen (vier Zentimeter längerer Radstand bei fast identischer Länge) geben dem Fahrer und seinen Mitfahrern ein gutes Gefühl. Die Vordersitze sind zwar etwas zu weich geraten, dennoch gut (mechanisch) einstellbar. Die Bedienung erfolgt vordergründig über das Lenkrad mit den zahlreichen Tasten oder über den Touchscreen.
Etwas unübersichtlich - besser gesagt etwas unbekannt - geht es im Menü zu, wenn man sich an die Assistenten wenden möchte. Diese sind mannigfaltig und bis auf die Verkehrszeichenerkennung Serie - ein großer Pluspunkt für den Asiaten. So lohnt es sich, den LKA (Spurhalteassistent) oder den DAW (Müdigkeitswarner) zu merken. Den Fernlichtassistenten (HBA) und vor allem den autonomen Notbremsassistenten (FCA) sollten unbemerkt agieren, wobei die City-Bremse auch auf Fußgänger reagiert, was den Kleinen wiederum adelt.
Navi-Paket mit Rücksicht
Die gute Verarbeitung rechtfertigt den Preis, der mittlerweile auch für einen i10 gezahlt werden muss. Zwar dominiert im Interieur natürlich Hartplastik, aber mit Ausnahme der Mittelkonsole spart man sich unpraktische Kleinstablagen, die im Grunde nur Staub beherbergen können. Direkt unter der Armlehne (Teil des Komfort-Pakets) ist die klassische Handbremse gut untergebracht, auch wenn deren Bedienung in manchen Situationen durch das Versteck etwas erschwert wird. Erschwerte Bedingungen gibt es im Fond nur, was den Komfort betrifft. Hier heißen die Pole sehr weiche Sitze und sehr harte Kopfstützen. Das Platzangebot ist in der zweiten Reihe des Fünfsitzers aber okay.
Für den Fahrkomfort wären 15-Zöller zu empfehlen, die ab Trend auch serienmäßig verbaut sind. In den unteren Niveaus sorgen die 14-Zöller zumindest für "Bordsteinfreundlichkeit". Den Luxus einer Rückfahrkamera braucht es im exzellent einsehbaren Kleinwagen nicht. Da diese aber im Navi-Paket dabei ist, schätzt man deren Arbeit auf dem Display schnell.
Die wichtigen Features wie Einparkhilfe (hinten), Sitzheizung (vorn) und beheiztes Lenkrad sind im Funktions-Paket bereits ab Trend an Bord. Die 420 Euro für das Komfort-Paket (Klimaautomatik, Mittelarmlehne, induktives Smartphone-Laden, variabler Kofferraumboden, Gepäcknetz und Gepäckraumhaken) sind allerdings Pflicht. Das schwarze Dach sowie die schwarzlackierten Außenspiegel sind chic, aber ob die 420 Euro extra sein müssen, bleibt Verhandlungssache. Dass nur ein USB-Anschluss reichen muss, ist ein wenig schade. Dass das Handy induktiv geladen wird (wie im Komfort-Paket erwähnt), ist wiederum klasse. Mit jeweils zwei Lautsprechern in der Front und im Fond fällt die Beschallung allerdings recht mau aus.
Überraschende Laufruhe
Gar nicht so mau zeigt sich unser Saugermotor. Zwar fehlt ihm eine gewisse Spritzigkeit in der Kraftentwicklung, aber mit dem sauber laufenden Fünfganghandschalter bringt man ihn ganz gut in Schwung. Der Motor goutiert es mit einer sehr angenehmen Laufruhe, die sich bis nahe des Top-Speeds bewährt. Hakelig wird es nur, wenn der Rückwärtsgang gefragt ist und öfters einfach nicht parieren will. Beim Testverbrauch von 6,6 Litern im gemischten Verkehr muss der Tankdeckel öfters per Hebel (links neben dem Fahrersitz) geöffnet werden, um an den 36-Liter-Tank zu gelangen.
Von Autoflotte getestet
Positiv:
- Gute Ausstattung
- Übersicht
- Laufruhe
Negativ:
- Verbrauch etwas zu hoch
- Hakeliger Rückwärtsgang
- Sitzkomfort
Hyundai i10 1.2
- Ausgabe 01/02/2021 Seite 32 (290.7 KB, PDF)