An sein erstes Mal kann sich Christian Früh noch genau erinnern: Es war irgendwann am Ende eines langen Arbeitstages, draußen war es schon dunkel, die Fabrik fast menschenleer und die Gelegenheit einfach zu günstig, um sie verstreichen zu lassen. Kurzerhand hat sich der Mercedes-Ingenieur deshalb in den allerersten Prototypen der neuen C-Klasse gesetzt und ist damit heimlich kreuz und quer durchs Werk gefahren. Dabei war das Auto noch nicht einmal ganz fertig und hatte zum Beispiel noch keine Lenkunterstützung, erinnert sich der Entwickler. "Das war eine ganz schöne Plackerei, doch die Neugier war einfach zu groß."
Das ist jetzt gute zwei Jahre her, aus dem einen Auto sind schon mehr als 800 geworden und aus den ersten Metern auf dem Werksgelände sind über neun Millionen Testkilometer in aller Herren Länder gefolgt. Doch Früh sitzt noch genauso gerne am Steuer des Prototypen und fährt Runde um Runde über die schwäbische Alb. Schließlich ist er einer der obersten Entwickler für die Baureihe W205 und damit an einer Schlüsselposition. "Denn die C-Klasse ist für Mercedes das wichtigste Auto im Portfolio", sagt Früh.
Der Bestseller schlechthin
Die S-Klasse mag mehr Prestige haben und die A-Klasse mehr Eroberungspotential. Aber mit über 400.000 Zulassungen im Jahr ist der einstige Baby-Benz der weltweite Bestseller der Schwaben und mit demnächst vier Fabriken auf vier Kontinenten (das Leitwerk steht in Bremen, dazu gibt es je eine Produktion in Südafrika, China und erstmals in Amerika) auch das international bedeutsamste Modell. Da kann man auch auf ein vergleichsweise kleines Auto schon mal große Stücke halten.
Wobei das mit dem "klein" so eine Sache ist. "Wir haben in allen wichtigen Dimensionen deutlich zugelegt“, sagt Früh und lässt den Blick über eine stattliche Limousine schweifen, deren ausgeprägte Linienführung von der Tarnfolie kaum mehr kaschiert wird. Wie groß die C-Klasse tatsächlich wurde, das will Mercedes erst verraten, wenn die Weltpremiere in Detroit ein wenig näher gerückt ist. Und im Fond merkt man natürlich noch einen Unterschied zur E- und erst recht zur S-Klasse.
Aber in der ersten Reihe, dort wo die Selbstfahrer und Kilometerfresser zu Hause sind, da fehlt einem nichts mehr zu den größeren Baureihen. Im Gegenteil: Die Platzverhältnisse sind beinahe ebenbürtig, das Ambiente ist ganz anders aber nicht minder revolutionär als bei der neuen S-Klasse und bei den Instrumenten geht die C-Klasse sogar in Vorlage. Schließlich wird sie die erste Mercedes-Baureihe mit einem Head-Up-Display und einem Touchpad, das sogar das iPhone in den Schatten stellt.