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30 Jahre Skoda Felicia: Eine Erfolgsgeschichte

22.12.2024 03:34 Uhr | Lesezeit: 3 min
In Prag feierte der Felicia im Herbst 1994 seine Premiere, ein Jahr später folgte die Combi-Variante.
© Foto: Skoda

Dieser Kleinwagen konnte großen Staat machen. Mit dem vom tschechischen Staatspräsidenten persönlich getesteten Felicia feierte Skoda vor 30 Jahren seinen Einstand als Marke im VW-Konzern, vor allem aber einen Cityflitzer, der globale Karriere machen sollte.

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Für die Tschechen war seine Premiere ein Ereignis nationaler Bedeutung, immerhin verkörperte der im Herbst vor 30 Jahren vorgestellte Kleinwagen Felicia den Neubeginn des traditionsreichen Herstellers Skoda unter dem Dach des VW-Konzerns. Während die DDR-Marken Wartburg und Trabant untergegangen waren, die technisch kühnen tschechischen Tatra-Pkw vor dem Aus standen und Fachleute darüber diskutierten, ob der Skoda Felicia nur ein Facelift des Typs Favorit aus vergangenen Ostblockzeiten war, präsentierte der Hersteller aus dem böhmischen Mladá Boleslav seine 3,86 Meter kurze Fastbacklimousine mit viel Pathos in Prag.

Dort startete der tschechische Staatspräsident Václav Havel in dem Skoda zur Testfahrt, ehe drei in den Nationalfarben lackierten Felicia mit Moldauwasser getauft wurden, vielleicht weil der Kleinwagen ähnlich wie einst die sinfonische Dichtung "Moldau" des Komponisten Bedřich Smetana zum globalen Exporterfolg avancieren sollte.


30 Jahre Skoda Felicia

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Skoda Felicia: Preiswerte Alternative zu Polo

Und tatsächlich: Der Felicia eroberte nicht nur seine tschechische Heimat als Volksauto mit VW-Genen, er punktete hierzulande als preiswerte Alternative zu Polo, Ford Fiesta oder Opel Corsa und gewann sogar in China und Lateinamerika Kultstatus – letzteres als Pick-up mit VW Caddy Signets. Erst im Juni 2001 endete die Karriere des Felicia nach 1,4 Millionen Einheiten, damit toppte er die Stückzahlen seines Vorgänger Favorit um 40 Prozent, vor allem aber war er für Skoda das Sprungbrett in die Zukunft.


Skoda Kylaq

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Heute zählt der tschechische Hersteller zu den größten in Europa, im deutschen Zulassungsranking belegt Skoda sogar Platz vier und leistet so seinen Beitrag zum Bestehen des VW-Konzerns in krisenhaften Zeiten. Das Kleinwagengeschäft mit seinen bescheidenen Margen hat zwar für viele Marken an Relevanz verloren, aber mit dem Fabia als modernem Nachfolger des Felicia ist Skoda dort bis heute weiterhin erfolgreich unterwegs. Glück gebracht – so wie es sein Modellname es verspricht – hat der Felicia dem über 125 Jahre alten böhmischen Autobauer übrigens gleich in zwei komplett unterschiedlichen Generationen.

Skoda Felicia: Bezahlbare und zugleich stylische Automobile

Schon Ende der 1950er Jahre gewann Skoda durch ein 2+2-sitziges Felicia Cabriolet/Coupé globale Bekanntheit als osteuropäischer Spezialist für bezahlbare und zugleich stylische Automobile. Der sportive Skoda Felicia zählte zu den Premierenstars beim Genfer Automobilsalon und einer New Yorker Autoshow, in Johannisburg/Südafrika und wurde zum Marktstart in den Benelux-Ländern vom belgischen König begutachtet. In Deutschland galt der 4,07 Meter lange Zweitürer mit 1,1- bzw. 1,2-Liter-Vierzylinder unter der Haube speziell bei jungen Leuten als individuelle, preiswerte Alternative zum exklusiven Porsche 356 1600 oder aber dem populären VW Karmann Ghia.

Fortan beherrschte Skoda als einziger Staatsbetrieb sozialistischer Planwirtschaft bis zum Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 die Kunst, einerseits die automobile Grundversorgung mit Massenmodellen zu garantieren, andererseits aber Kooperationen mit westeuropäischen Stardesignern wie Bertone zu wagen. So geschehen, als 1979 ein Kooperationsprojekt mit der DDR für einen Nachfolger von Wartburg und Heckmotor-Skoda scheiterte und Skoda im Alleingang aktiv wurde.

Bertone wurde mit der Designfindung für den zukunftsweisenden Frontantriebs-Kleinwagen beauftragt, neben dem andere osteuropäische Modelle schlagartig alt aussahen. Favorit hieß dieser 1987 vorgestellte Kompakte – ein Millionseller, der 1994 zum Felicia weiterentwickelt wurde. Laut Werbung sollten den zunächst als fünftürige Fließhecklimousine angebotenen Felicia "1.187 neue Teile" vom Vorgänger Favorit differenzieren.

Vw krallte sich Skoda

Vorher aber hatte der in klaren Kanten gezeichnete Favorit eine für den Skoda-Konzern überlebenswichtige Mission zu bewältigen: Der politische "Wind of Change" bewirkte 1990, dass Skoda so wie viele andere osteuropäische Staatsunternehmen zum Verkauf stand. Gleich drei Giganten, BMW, Renault/Volvo und VW, interessierten sich für die Übernahme, schließlich gab es den modernen Favorit als Mitgift. Prag "verheiratete" Skoda mit VW und hatte damit alles richtig gemacht, wie sich rasch zeigte. VW investierte in die tschechischen Werke und in den Aufbau eines großen Produktportfolios für seine Neuerwerbung.


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Der zum Felicia mutierte Favorit startete schon Anfang 1995 als Skoda Felicia Kit Car Rallyefahrzeug auch bei Weltmeisterschaftsläufen und gewann so im Heimatland sportlichen Kultstatus und internationale Bekanntheit. Als Underdog mit kleinen 1,3- bis 1,6-Liter-Motoren im Konkurrenzumfeld überlegener 2,0-Liter-Vierzlinder fuhr das frontangetriebene Felicia Kit Car mit Rallye-Champions wie Stig Blomqvist am Steuer zu zahlreichen Siegen.

Skoda Felicia: Straßenfahrzeug

Als Straßenfahrzeug begnügten sich die Felicia Fastbacklimousine und der 1995 nachgelegte Combi zunächst mit 1,1- und 1,3-Liter-Benzinern, die magere 38 kW / 52 PS bis 50 kW / 68 PS leisteten, ehe VW-Motoren das Programm komplettierten. Neben einem 1,6-Liter mit 55 kW / 75 PS sorgte nun auch erstmals ein Dieselaggregat in einem Skoda für Vortrieb. Trotzdem, in den wilden und leistungshungrigen 1990ern blieb der Felica mit diesen Triebwerken ein braver Biedermann – ob VW Polo und Seat Ibiza aus dem VW-Konzern oder Citroen Saxo, Fiat Punto und Renault Clio, die meisten Kleinwagen setzten als Kraftzwerge mit bis zu 110 kW / 150 PS Adrenalin frei.

Dagegen fügte sich der Felicia in die Rolle des zuverlässigen und vernünftigen Discounterangebots als serienmäßiger Fünftürer. Nur 15.990 Mark berechnete Skoda 1997 für den Favorit, ein konkurrenzloses Angebot im direkten Wettbewerbsumfeld, allein die Russen konnten es mit ihrem rustikalen und konstruktiv betagten Lada Samara noch billiger.

Skoda Felicia: Zeitgeist und Zukunft 

Skoda dagegen wusste als einzige osteuropäische Marke, was Zeitgeist und Zukunft verlangten. Spektakuläre Rekordversuche, etwa als sich 26 Jugendliche in einen Felicia zwängten, in kleiner Auflage realisierte viertürige Cabriolets und das knallgelbe Spaßfahrzeug Felicia Fun brachten den Kompakten ins Gespräch. Auf dem Genfer Salon 1995 wirkte das Freizeitmobil Felicia Fun noch wie ein schrilles Concept – aber Skoda brachte es in Serie als weltweit erster Pick-up mit klapp- und verschiebbarer Rückwand für Rücksitze unter freiem Himmel. Auch in Deutschland fand das schrille Halb-Cabrio viele Fans, vor allem aber demonstrierte es die Variabilität des Felicia Pick-up. Mit diesem auch als VW Caddy verkauftem Pritschenwagen reüssierte der Felicia sogar in Südamerika.

Die Bedeutung des Felicia für Oldtimerfans erläutert Frank Wilke von Classic Analytics: "Es mag eingefleischte Felicia-Freunde geben, aber die muss man wirklich suchen. Der Felicia hatte seine Qualitäten als preisgünstiges und haltbares Alltagsauto, aber tief in die Herzen der Menschen hat er sich dabei nicht wirklich gespielt. Die einzige, kuriose Ausnahme ist der knallbunte Lifestyle Pick-Up Felicia Fun mit Sitzbank auf der Ladefläche, sowas hatte man im Jahr 1995 einer biederen Firma wie Skoda nicht zugetraut. Heutzutage kosten gute Exemplare um die 6.500 Euro." 


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