Die Kfz-Leasinggesellschaften bauen ihre Leistungspalette für Fuhrparks aus und um. Das zeigt die aktuelle Autoflotte-Umfrage unter 25 Anbietern (Leistungsbausteine und Kenndaten, S. 18 ff.), die sich aus zwölf freien (Non Captives) und 13 herstellereigenen oder -nahen (Captives) rekrutieren. Unter ihnen hat sich etwa im Vergleich zum Vorjahr die Zahl derjenigen vergrößert, die den Ausgleichssatz für Mehr- oder Minderkilometer nicht gleich hoch ansetzen. Auch Vollamortisationsverträge sind kaum noch zu finden. Zugleich gibt es mehr digitale Dienste.
Auf Leasing folgt Mobilität
Darüber hinaus schicken einige Hersteller respektive deren Finanzdienstleister dieses Jahr nicht mehr ihre Captives, sondern die neu gegründeten Mobilitätsdienstleister ins Rennen. So haben Free2move Lease statt PSA Bank und Opel Leasing sowie Leasys als Teil der FCA Bank geantwortet. Zudem nennen mit Alphabet, Deutsche Leasing Fleet und Leaseplan drei Leasinggesellschaften nur ihre Zahlen aus dem abgeschlossenen Geschäftsjahr und nicht ihre aktuellen zum Ende Juni 2019. Hyundai Leasing berichtet wiederum nur das Neugeschäft bis Ende Juni und Santander Consumer Leasing den Vertragsbestand bis zum 29. September. Nicht teilgenommen haben Atlas Auto-Leasing und HHL Hamburg Leasing. Die Umfrage drehte sich um die Entwicklung des E-Fahrzeug-Leasing. Die meisten Leasinggeber wie ALD, Alphabet, Ari Fleet Leasing, Athlon, Deutsche Leasing Fleet, Ford Lease, Free2Move Lease, Kazenmaier, Leaseplan, Mobility Concept, Santander Consumer Leasing, Sixt Leasing, Toyota Leasing und VW Leasing beobachten hierzulande eine deutlich höhere Nachfrage nach Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen.
Das Wachstum begleiten fast alle mit der Erweiterung ihrer Services für gewerbliche Kunden. Sie beraten beispielsweise rund um die Beschaffung von E-Fahrzeugen und bieten Lösungen für Ladeinfrastruktur sowie Tankkarten, mit denen getankt und Strom geladen werden kann. Auch Apps für Fuhrparkleiter und Fahrer zur Kosten- und Verbrauchskontrolle oder Abrechnung gehören zum Portfolio. Zu diesem Zweck wurden Kooperationen mit verschiedenen Energieversorgern wie Eon und Vattenfall sowie Dienstleistern wie New Motion und Allego geschlossen.
Gleichwohl stehen bei Flottenbetreibern nach wie vor die TCO und damit die rentabelste Modellstrategie im Mittelpunkt. Einige Umfrageteilnehmer stellen aber auch fest, dass Nachhaltigkeit und ökologische Bilanz eine immer größere Rolle spielen. Das mündet etwa in der Nutzung von E-Fahrzeug-Pools und die Einführung von CO2-Bonus-Malus-Systemen. Es kommt zu einer stärkeren Diversifizierung der Antriebe nach Bedarf, Kosten und ökologischen Aspekten.
Kleiner Anteil von E-Autos
Allerdings bewegt sich der Anteil von den E- und Plug-in-Hybrid-Modellen gemessen am Gesamtbestand der Leasinggeber noch auf einem überschaubaren Niveau. Bei Adesion beläuft er sich auf 1,4 Prozent und ALD beziffert die Zahl an Fahrzeugen mit elektrischen Antrieben auf über 3.000 Einheiten. Ari Fleet Leasing gibt ihn mit 2,75 Prozent an und Arval hierzulande mit drei Prozent respektive rund 2.500 EV und PHEVs. Bei Ahtlon Germany liegt die Quote bei unter fünf Prozent. Free2Move Lease kommt auf unter ein Prozent, Kazenmaier wiederum auf 15 Prozent. Toyota Leasing erfasst rund 60 Prozent mit E-Antrieben (inklusive Mild-Hybride) und VW Leasing unter ein Prozent.
Einige äußern sich nur zum Neugeschäft. Deutsche Leasing Fleet erzielt aktuell im Neugeschäft einen Anteil von rund sechs Prozent an Plug-in-Hybriden und reinen E-Fahrzeugen. Leaseplan spricht davon, dass der Anteil von Elektroautos und Plug-ins an den Fahrzeugneubestellungen im zweiten Quartal 2019 bei 5,7 Prozent gelegen hat. Mobility Concept registriert bisher einer Verdopplung des Bestelleingangs im Vergleich zum Vorjahr. Die anderen Anbieter nennen keine Zahlen oder haben keine Angaben gemacht. Einig sind sich die meisten darin, dass der Anteil an E-Fahrzeugen in den kommenden Jahren spürbar zunimmt und Leasing dabei die dominierende Finanzierungsform neben der Langzeitmiete sein wird - nicht zuletzt aufgrund des Tempos bei der Entwicklung technischer Neuerungen, dem zunehmenden Angebot an neuen E-Modellen, sinkenden Fahrzeugpreisen, steigenden Reichweiten und den dadurch schwer zu kalkulierenden Restwerten. Leasing bietet dann die Möglichkeit, wirtschaftlich und technisch zu kalkulierbaren Kosten auf neuestem Stand zu sein und zu bleiben.
Weiteren Schub bringen die staatlichen Förderungen und steuerlichen Anreize wie die Halbierung des zu versteuernden geldwerten Vorteils für Arbeitnehmer auf 0,5 Prozent bei privat und dienstlich genutzten Plug-in-Hybriden oder Elektro-Fahrzeugen. Das hat dazu geführt, dass auch das Interesse der User-Chooser angefacht wird.
Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD Automotive, bemerkt:"Unterstützt wird diese Entwicklung zum einen durch den allgemeinen gesellschaftlichen Wandel und den zunehmenden Wunsch nach umweltfreundlichen und verbrauchsarmen Fahrzeugen, zum anderen durch die aktuellen politischen Diskussionen über CO2-Obergrenzen und Fahrverbote."
Für Susan Käppeler, Leiterin Vertrieb und Marketing bei Alphabet, gehören zu den Motivationsfaktoren auch das wachsende Interesse an Innovationen und neuen Mobilitätsformen. Zusätzliche Triebkräfte seien die Unternehmensreputation und die Mitarbeitergewinnung.
Flexibilität auch beim Antrieb
Roland Meyer, Geschäftsführer Leaseplan Deutschland, erwartet ferner, dass die Steigerung bei E-Autos weiter zunimmt und die der Plug-ins mit zunehmender Verfügbarkeit von reinen E-Fahrzeugen geringer wird. "Des Weiteren wird es zunehmend flexiblere Lösungen für Fuhrparks und Firmenwagen-Pools wie Car Sharing und Miete geben, um Anforderungen gerecht zu werden oder Lücken zu schließen, die E-Mobilität nicht bedienen kann."
Knut Krösche, Geschäftsführer der Volkswagen Leasing, stuft Fuhrparks als so genannte First Mover bei der Einführung neuer Technologien ein: "Dementsprechend wird der Markthochlauf von Elektrofahrzeugen auch im ersten Schritt über Fahrzeugflotten und das Geschäftsfahrzeugleasing erreicht." Generell geht die Captive davon aus, dass beispielsweise rund 80 Prozent des neuen ID.3 über die Volkswagen Financial Services geleast oder finanziert werden.
Patrick Kischkel, Leiter Vertrieb Großkunden bei Santander Consumer Leasing, gibt zu bedenken:"Durch die Auflagen der Bundesregierung wird der Druck auf die Hersteller entsprechend hoch, diese Produkte am Markt zu platzieren." Dies werde sich in Fuhrparks widerspiegeln. "Spannend wird es zu sehen, wie der Markt das Risiko der technischen Überalterung der E-Fahrzeuge löst. Gemeinsame Ansätze aller Beteiligten - Kunde, Hersteller, Handel und Leasinggeber - sind wichtig, um die E-Mobilität attraktiv darzustellen."
- Ausgabe 11/2019 Seite 16 (173.1 KB, PDF)