Mehr Fortschritt, mehr Technik-Offenheit, mehr Investitionen, mehr Kooperationen: Mit diesen Maßnahmen müsse die Automobilwirtschaft den drängenden Aufgaben und Krisen der Gegenwart und Herausforderungen der Zukunft begegnen. Dies forderte am Donnerstag Hildegard Müller, Präsidentin Verband der Automobilindustrie (VDA), auf dem IfA Branchengipfel 2022 in Nürtingen, der unter dem Motto "Challenges Ahead ‒ Restart Future" stand.
"Die aktuelle Situation ist von Unwägbarkeiten und besonderen Herausforderungen gekennzeichnet", sagte Müller, die digital zu dem Kongress zugeschaltet war. "Wir sind umgeben von Krisen, wir leben in ernsten Zeiten." So seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie, insbesondere Chinas Null-Covid-Strategie, immer noch stark zu spüren.
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Zudem sei der Beginn des Krieges gegen die Ukraine eine Zäsur, die Sanktionen hätte erhebliche Konsequenzen für Industrie und Verbraucher: Knappheit an Produkten, Preissteigerungen, dramatische Auswirkungen auf die Energiemärkte. "Eine Absicherung von Energie ist dringend notwendig", mahnte Müller.
Langfristig angelegte Entscheidung müssen getroffen werden, Maßnahmen müssten schnell umgesetzt werden, mahnte Müller mit eindringlichen Worten. "Die Unternehmen brauchen schnelle Hilfe, wir müssen alles tun, was den Strompreis senkt, wir brauchen dringend eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft und die Solar- und Windtechnik muss zügig ausgebaut werden."
Bei "fünf Bausteinen" bestehe besonderer Handlungsbedarf:
- Elektromobilität: "Wir müssen Europa zum Leitmarkt für Elektromobilität machen", forderte die Betriebswirtin. Bis 2030 werde ein Elektrofahrzeuganteil von 65 Prozent in der EU erforderlich sein, Deutschland könnte sogar mit 85 Prozent Anteil deutlich weiter sein. In der Praxis hieße das: "Jedes zweite Auto ab heute müsste vollelektrisch sein." Dafür dringend erforderlich sei ein "EU-weites Roaming" bei der Ladeinfrastruktur.
- Güterverkehr: Nicht alleine mit Elektroantrieben werden man zukünftig klimaneutral unterwegs sein. Auch mit anderen Techniken werde man dieses Ziel in der Zukunft erreichen können: "Wir brauchen den Ausbau für Lade- und Wasserstoffstruktur bei den schweren Nutzfahrzeugen."
- Fahrzeugbestand: Bei aktuellen Fahrzeugbestand dagegen sei man gut beraten, die Besteuerung am CO2-Gehalt auszurichten und von zu viel Regularien abzulassen. Notwendig seien "dringend synthetische Kraftstoffe."
- Emissionshandel: Als den "zentralen und effizientesten Weg" zur CO2-Reduktion wies Müller auf den Handel mit Emissionen hin. Dieser müsse das "Leitinstrument auch im Straßenverkehr" sein. Dabei sollte auf Technik-offene System gesetzt werden.
- Globalisierung: Das Ziel sei nicht weniger, sondern mehr Kooperation. "Unsere Export-orientierte Wirtschaft braucht mehr multilaterale Beziehung", forderte Müller. Deshalb bedürfe es neuer Energiepartnerschaften und eine Absicherung der Rohstoffstrategie.
"Die Zukunft wird klimaneutral sein, wir stellen gerade die Weichen für die Zukunft – das bietet auch viele Chancen", schloss Müller ihren Vortrag.