Von Mario Hommen
Die IAA ist in diesem Jahr Präsentationsplattform zahlreicher alternativer Mobilitätsangebote. Deshalb sind in größerer Zahl Hersteller von Fahrrädern und Fahrradzubehör sowie Dienstleistungsanbieter rund ums Bike auf der Messe vertreten - obwohl erst kürzlich die große Fahrrad-Leitmesse, die "Eurobike", abgehalten wurde. Der IAA-Veranstalter VDA hat die Vertreter der Zweiradbranche unter anderem mit attraktiven Konditionen bei den Standpreisen gelockt, was gleich mehrere dutzend Radhersteller nutzen, ihre Neuheiten einem großen Publikum zu präsentieren.
Wie bereits auf der Eurobike steht auf der IAA das Pedelec im Fokus. Wie einseitig Radhersteller mittlerweile auf das E-Bike setzen, zeigt sich am Stand von Rotwild. Seit rund 20 Jahren macht sich die kleine und feine Fahrradschmiede mit Edel-MTBs einen Namen. Allerdings baut das Unternehmen mittlerweile nur noch E-MTBs, während die Kultmarke zum Leidwesen vieler Fans Modelle mit Bioantrieb aus dem Programm genommen. Laut Marketingleiter Jonathan Zimmermann musste sich das 30-köpfige Rotwild-Team jedoch für eine gewinnorientiertere Produktpalette entscheiden.
Dass man mit E-Bikes viel Geld verdienen kann, zeigt sich auch an den Ständern verschiedener Autozulieferer wie Brose oder Bosch. Letztere stellt auf der IAA die jüngste Ausbaustufe seiner Pedelec-Antriebe namens Smart System vor. Diese umfasst eine neue Konnektivitätstechnik samt Smartphone-App, eine neue Display- und Bedienlösung sowie einen mächtigen 750-Watt-Intube-Akku. Wie ein Fahrrad mit der jüngsten Bosch-Technik aussieht, kann man auf dem Stand von Scott am Beispiel des neuen E-MTB eRide 900 sehen.
Premiere für neue Kompaktrad-Marke
Mit QiO feiert auf der IAA eine völlig neue Kompaktrad-Marke mit einem ersten Modell namens Eins Premiere. Es handelt sich um einen kleinen Stadtstromer im Stil des seit Jahren erfolgreichen I:SY. QiO wurde vom Vielmarkenkonzern Hartje ins Leben gerufen, die den Vertrieb von I:SY an den Konkurrenten ZEG abtreten mussten und nun einen recht ähnlichen Gegenspieler selbst entwickelt haben, der sich durch interessante Lösungen wie eine im Rücklicht integrierte Bremslichtfunktion auszeichnet.
Manche Fahrradhersteller entwickeln ihre Antriebe selbst. So zeigt Specialized seine Leichtbau-Pedelecs mit einem auf Basis von Mahle-Motoren optimierten Antriebssystem, das sich durch schlanke Bauweise und kompakte Batterien und damit auch niedriges Gewicht auszeichnet. Die Spanne reicht von E-Rennrädern bis zu alltagstauglichen E-Bikes wie dem neuen Como SL. Trotz Akku und E-Antrieb bringen die schlanken Bikes 12 bis maximal 17 Kilogramm auf die Waage.
Hingegen groß und schwer ist ein von Flyer neu aufgelegtes E-Tandem, das zu Preisen ab rund 8.000 Euro zwei Personen dank eines im Rahmen integrierten Doppelakkus mit 1.260 Wattstunden Kapazität ziemlich mühelos fahren lässt. Ebenfalls für Reiselustige entwickelt hat Flyer das vollgefederte E-SUV Goroc X, das zusätzlich zu einem Intube-Akku noch einen am Unterrohr angebrachten Range-Extender-Akku bietet. Mit den beiden Batterien wird man ohne Ladepause bis zu 200 Kilometer weit stromern können. Im Mai 2022 kommt das Bike auf dem Markt kommen.
Wiederverwendbarer Airbag im Rucksack
Sportrucksack- und Protektorenhersteller Evoc zeigt einen neuentwickelten Airbag-Rucksack namens Protective Sports Pack. Dabei handelt es sich um eine kompakte Transportasche, die neben Stauraum noch eine Sturzerkennungs-Sensorik, Gaskurtusche und einen wiederverwertbaren Airbag beinhaltet. Letzterer wirft sich bei einem Sturz um Schulter und Nacken des Trägers. Der Clou: Wurde der Airbag ausgelöst, lässt er sich wieder zusammenfalten und wiederverwenden. Lediglich eine Gaskartusche muss neu. Der Marktstart ist 2023, der Preis noch vage. Die Lösung soll allerdings nicht ganz billig sein.
In größerer Zahl vertreten sind auf der IAA auch Lastenfahrzeuge der Pedelec-Klasse, die sich mit vier Rädern und Fahrgastzelle als Alternative zu Lieferfahrzeugen empfehlen. City Q heißt ein smartes Konzept aus Norwegen, welches auf eine Freeride getaufte Innovation des Automobilzulieferers Schäffler setzt. Die Lösung verzichtet auf eine Kraftübertragung zwischen Pedalen und Antrieb, stattdessen treibt man mit den Pedalen einen Generator an, der ein entsprechendes Signal an den Antrieb weitergibt. Laut dem bei City Q für die Geschäftsentwicklung verantwortlichen Christopher Gruen braucht es lediglich noch Investoren, um seinen Kleinlaster bereits nächstes Jahr in Deutschland auf den Markt zu bringen. Sogar sicher soll das seriennahe Konzept Urban M vom Automobilzulieferer Mubea nächstes Jahr auf den Markt kommen. Das im Vergleich zum City Q deutlich größere Lastenrad richtet sich vor allem an Logistikunternehmen als Alternative zum Kleintransporter.
VIDEO: Autoflotte-Chefredakteur Michael Blumenstein besucht die IAA im Herzen Münchens