Von Holger Holzer/sp-x
Bei rund jedem zehnten Autounfall stimmt etwas nicht, Betrüger waren am Werk. Rund zwei Milliarden Schaden entstehen der Versicherungswirtschaft dadurch nach Angaben des Dachverbandes GDV. Doch nicht nur die Assekuranzen leiden, auch andere Autofahrer können unangenehmen Kontakt mit sogenannten "Autobumsern" machen. Wer bei einem Unfall eines der typischen Indizien für Manipulation erkennt, sollte misstrauisch sein.
Als Tatorte sind vor allem unübersichtliche Verkehrssituationen beliebt, etwa Kreuzungen, Einmündungen oder Stellen, wo Fahrstreifen gewechselt werden müssen. Als Opfer suchen sich die Täter gerne Ortsfremde aus, mit Vorliebe Senioren, Frauen oder Fahranfänger. Auch ungewöhnliches Fahrverhalten des Unfallgegners vor der Kollision kann ein Zeichen für Manipulation sein, etwa stark verzögertes Bremsen oder ein längeres Verfolgen des späteren Opfers. Beliebt ist es auch, das Opfer mit vermeintlich freundlichen Handzeichen in eine Vorfahrtsfalle zu locken und die Signale später zu leugnen.
Skeptisch werden sollte man auch, wenn der Unfallgegner nach dem Crash ein auffällige routiniertes Auftreten und Vorgehen zeigt. Häufig sind auch Mittäter in der Nähe, die als angebliche Zeugen den Druck auf das Opfer erhöhen sollen.
Oft ältere Fahrzeuge genutzt
Als Tatwerkzeuge werden typischerweise hochwertige und gut ausgestattete, aber ältere Fahrzeuge genutzt. Acht bis neun Jahre alte BMW-, Mercedes- und Audi-Limousinen beispielsweise sind besonders geeignet, um bei Abrechnung auf Totalschadenbasis einen Gewinn zu erzielen, der durch einen Verkauf in der Regel, insbesondere bei Vorschäden, nicht mehr erzielbar wäre. Auch der baldige Verkauf des unreparierten Autos nach dem Unfall könnte stutzig machen.
Besteht der Verdacht einer Manipulation, rät der GDV, zur weiteren Beweissicherung unbedingt die Polizei hinzuziehen und die Versicherung zu informieren. Wichtig sind zudem Angaben darüber, ob der Unfallbeteiligte hätte bremsen oder ausweichen können oder ob er sogar sein Fahrzeug beschleunigt hat. Auch Fotos von den Unfallspuren, den Endlagen und von allen Seiten der beteiligten Fahrzeuge helfen bei der späteren Analyse des Geschehens.
Das Opfer einer Unfall-Manipulation muss nicht nur den Schreck verdauen und eventuelle Verletzungen behandeln lassen, es nimmt auch finanziell Schaden. Mindestens durch die Hochstufung in der Schadensfreiheitsklasse. Hinzu kommen ein mögliches Bußgeld und Punkte in Flensburg für die untergeschobene Verursachung eines Unfalls. Die Strafe für die Täter ist entsprechend hoch. Ein provozierter Unfall ist ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und wird mit Freiheitsstrafen bis zehn Jahre sanktioniert.