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Fuhrparks im Corona-Lockdown: Auswege gesucht

23.04.2020 14:46 Uhr
Auch in der Corona-Krise muss der Flottenmanager sicherstellen, dass er handlungsfähig bleibt.
© Foto: goodluz/stock.adobe.com

Vor allem die eingeschränkten Zulassungsaktivitäten und die geschlossenen Autohäuser haben die Fuhrparkbranche im ersten Corona-Monat vor Herausforderungen gestellt. Doch die Profis reagieren kreativ.

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Der Corona-Lockdown macht den Fuhrparkleitern in Deutschland zu schaffen. Das gilt vor allem für die Zulassung und Abholung/Übergabe bereits bestellter Fahrzeuge, wie eine Analyse der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) zum ersten Krisenmonat zeigt. Entsprechend offen zeigen sich die Branchenprofis für Alternativen: 76 Prozent der Befragten würden in der aktuellen Ausnahmesituation Vertragsverlängerungen bestehender Fahrzeuge seitens der Leasinggesellschaften annehmen. 62 Prozent nutzen eigene Poolwagen oder Mietautos (46 Prozent) als Zwischenlösung. Dagegen sind Carsharing-Angebote aktuell nur für fünf Prozent eine Option für den Erhalt der Mobilität.

In der Befragung konnten die Flottenverantwortlichen konkret von ihren Erfahrungen mit den Kfz-Zulassungsstellen berichten. Die Aussagen reichen laut DAT von "katastrophale Lage" bis "alles läuft normal derzeit". Kritisch wird es aus Sicht eines Fuhrparkleiters, "wenn Altfahrzeuge nicht zurückgegeben können, da es z.B. keine Übernachtungsmöglichkeiten für den Dienstwagenfahrer gibt und teilweise Ausgangssperren in den Regionen verhängt wurden".

Der Blick auf die Antriebe der Firmenwagen zeigt: Mit 80 Prozent herrscht nach wie vor ein sehr hoher Dieselanteil. Benziner kommen in den Fuhrparks auf 16 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr konnten diese um vier Prozentpunkte zulegen. Alternative Antriebsformen blieben bei einem Anteil von vier Prozent. Die größte Gruppe bilden mit 49 Prozent die Plug-In-Hybride. 37 Prozent entfallen auf reine Elektroautos. Vollhybride, CNG, LPG oder auch Mild-Hybride mit 48-Volt-Technik liegen im einstelligen Bereich.

Atypische Nutzung von Plug-In-Hybriden

In diesem Zusammenhang hat die DAT den Fuhrparkleitern folgende Frage gestellt: "Glauben Sie, dass Plug-In-Hybride ausschließlich als Verbrenner gefahren d.h. nicht extern an einer Ladesäule und/oder zuhause aufgeladen werden?" Knapp die Hälfte (47 Prozent) kann sich das vorstellen. 48 Prozent der Manager können über Tankkarten bzw. entsprechende Software kontrollieren, ob die Fahrzeuge tatsächlich extern geladen werden.

Weitere Ergebnisse des DAT-Barometers: 56 Prozent der Fuhrparkleiter gaben an, dass Pkw mit alternativen Antrieben vor allem wegen der steuerlichen Rahmenbedingungen in Erwägung gezogen werden. Auch in der Initiative der Dienstwagenberechtigten selbst sieht über die Hälfte einen Grund. In ähnlich hohem Maße wird aber auch die Verbesserung der eigenen CO2-Bilanz als Anlass für die Beschaffung herangezogen. Die Fördermöglichkeiten über die BAFA sehen immerhin 32 Prozent als Beschaffungskriterium. (red)


Das sagt die Branche:

"In der aktuellen Ausnahmesituation ist es wichtiger denn je, dass das Fuhrparkmanagement handlungsfähig ist, die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge muss gewährleistet bleiben. Genauso wichtig ist es, Planungen kurzfristig an Veränderungen anzupassen. Kann ein neu geordertes und notwendiges Fahrzeug nicht oder nicht sicher geliefert werden, dann kann es Sinn machen Leasingverträge zu verlängern, Poolfahrzeuge vorübergehend fest zuzuordnen oder auf Mietfahrzeuge auszuweichen. Allerdings sollte das so flexibel gestaltet sein, dass man seine Handlungsoptionen nicht unnötig beschneidet und ohne großen Aufwand in den Normalbetrieb schalten kann. Überraschend ist die Stagnation bei den alternativen Antrieben. Vor allem, da mit fast 50 Prozent Anteil die Plug-In-Hybride zu Buche schlagen, die leider eher eine Mogelpackung sind – sie werden überwiegend falsch genutzt. Die Erfahrung zeigt leider, dass Plug-In-Hybride so den Anforderungen an umweltschonendere Alternativen nicht gerecht werden und zusätzlich Investitionen in vollelektrische oder Erdgasfahrzeuge kanibalisieren. Der Umweltbonus und steuerliche Vorteile haben offensichtlich auch eingefleischte Nicht-Elektro-Nutzer dazu motiviert, zumindest die Vergünstigungen mitzunehmen und das Aufladekabel im Schrank zu lassen. Unternehmen müssen nach Nutzungsart entscheiden und sowohl ökologische wie auch betriebswirtschaftliche Kriterien berücksichtigen. Da in den Unternehmen die Langstrecke dominiert, ist der nach wie vor hohe Anteil an Dieselfahrzeugen nachvollziehbar und – wie Schadstoff-Messungen in der stark verkehrseingeschränkten Corona-Zeit offengelegt haben – auch nicht so umweltschädlicher wie ein Narrativ uns weismachen wollte." – Axel Schäfer, Geschäftsführer Bundesverband Fuhrparkmanagement


"Die Buchungszahlen bei den Autovermietungen sind gerade nahezu in sich zusammengebrochen, da die sonst üblichen Touristen-Buchungen bei null liegen, Messen und andere Veranstaltungen ausfallen und insgesamt die Menschen weniger mit Pkw und Nutzfahrzeugen unterwegs sind. Auch bei längerfristigen Reservierungen gibt es viele Stornierungen. Umsatzeinbrüche in Höhe von 50 Prozent sind keine Seltenheit, teilweise liegen die Rückgänge bei bis zu 80 Prozent. Es gibt Vermieter, die nicht mehr wissen, wo sie die Fahrzeuge abstellen sollen. Normalerweise sind 80 Prozent aller Mietwagen permanent unterwegs. Nun liegt die Auslastung der Flotte bei unter 50 Prozent und manchmal noch weit tiefer. Die Kosten für den Betrieb der Unternehmen vor allem im Bereich der Fuhrparkkosten, der Unterhaltung von Gebäuden und Grundstücken und der Beschäftigung von Personal zur Betreuung von Kunden und zur Unterhaltung der Flotten laufen weitgehend ungemindert weiter auf. Unsere Unternehmen melden massive Umsatzeinbrüche. Eine Welle von Aufgaben und Insolvenzen vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen ist zu befürchten. Die Gegenbewegung privater Mieten wegen des Coronavirus (der ÖPNV ist ausgedünnt, Ängste vor Ansteckung in Bussen und Bahnen, mehr Sicherheit im Mietwagen) kann das Minus nicht auffangen. Unsere Autovermieter weisen gleichzeitig darauf hin, dass das gewerbliche und das private Mieten eines Fahrzeuges für den Fluss von Gütern und Bewegungen von Personen (z.B. medizinisches Personal) von erheblicher und in der Krise steigender Bedeutung sind." – Reinhard Ott, Bundesverband der Autovermieter Deutschlands

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