Die koreanische Marke Kia gibt Gas mit Strom und Wasserstoff und will damit bis 2020 den Durchschnittsverbrauch ihrer Modelle um 25 Prozent gegenüber 2014 reduzieren. Das erste reine Elektroauto ist schon auf dem Markt, im Herbst 2016 erscheint das erste Modell mit Plug-In-Hybrid-Antrieb. Insgesamt will die kleinere Marke aus dem Hyundai-Konzern in den nächsten vier Jahren elf neue Modelle auf den Markt bringen, die mit Umwelt-Technologien ausgerüstet sind. Darunter auch Fahrzeuge mit Brennstoffzelle, die mit Wasserstoff betrieben werden. Bislang war Kia bei der Entwicklung sogenannter "Green Cars" eher zurückhaltend. Jetzt sollen über neun Milliarden Euro ausgegeben und damit auch Tausende neuer Arbeitsplätze geschaffen werden.
"Der weltweite Automarkt wird sich rasend schnell hin zu Elektrofahrzeugen mit verschiedenen Konzepten entwickeln", prophezeit Kia-Entwicklungschef Ki-Sang Lee, der in der Zukunft wieder mit stark steigenden Ölpreisen rechnet. Bei der Vorstellung der Zukunftspläne fällt aber auf, dass Kia das reine Elektroauto nicht in den Vordergrund stellt. Lee nennt als Schwerpunkte der Entwicklung vor allem leistungsfähige Hybrid-Fahrzeuge, deren Batterie auch an der Steckdose aufgeladen werden kann. Das neue Mittelklasse-Modell Optima, dass im Herbst nach Europa kommt, macht im nächsten Herbst den Anfang. Mit seiner Kombination aus einem Zweiliter-Benziner (113 kW / 154 PS) und einem 50 kW / 67 PS starken Elektromotor soll der geräumige Viertürer 43 Kilometer weit lokal abgasfrei unterwegs sein können. In Deutschland wird er mit rund 27.000 Euro erheblich günstiger zu haben sein als ähnliche Modelle deutscher Hersteller.
Ki-Sang überraschte zudem mit der Ankündigung, dass der neue Niro Mitte kommenden Jahres ausschließlich mit einem Hybrid-Antrieb ausgeliefert wird. Der 4,36 Meter lange Fünftürer im typischen SUV-Look kann zwar nicht an der Steckdose geladen werden, wird aber nach den heute geltenden Verbrauchsnormen dank des Zusammenspiels von einem 77 kW / 105 PS starken 1,6-Liter-Benziners mit einem 32 kW / 44 PS E-Antrieb das sparsamste Fahrzeug seiner Art sein.
Wasserstoff-Antrieb hat Zukunft
Die Zukunft, so glaubt jedenfalls Kia, wird aber mehr und mehr dem Wasserstoff-Antrieb gehören. Die Schwestermarken Hyundai und Kia sammeln derzeit Erfahrungen mit einer Testflotte von Brennstoffzellen-Modellen. Vom Hyundai ix35 wurde sogar eine Kleinserie aufgelegt, die in verschiedenen europäischen Ländern unterwegs ist. Bei dieser Technik wird der Strom für den Elektromotor an Bord produziert, indem Wasserstoff durch Elektrolyse umgewandelt wird. Aus dem Auspuff entweicht lediglich harmloser Dampf. Dieser Antrieb produziert keine Schadstoffe, vor allem kein CO2. Wirklich sinnvoll ist das auch nach Überzeugung der Kia-Verantwortlichen aber nur, wenn bei der Wasserstoff-Gewinnung Strom aus Sonnen- oder Windenergie genutzt wird.
Kia-Techniker Sae-Hoon Kim erklärt die Probleme, vor denen sein Entwicklungsteam steht. "In ganz Korea gibt es keine öffentliche Wasserstoff-Tankstelle. Wir müssen uns den Brennstoff irgendwie beschaffen, um arbeiten zu können." Doch auch er ist überzeugt, dass in Zukunft immer mehr Zapfstellen für Jedermann bereitstehen werden. "Das wird schneller gehen, als wir uns das heute vorstellen können." Deshalb plant Kia auch eher vorsichtig. „Wenn 2020 das erste Serienmodell erscheinen wird, rechnen wir mit einer Jahresproduktion von rund 1.000 Stück, die wir aber jederzeit hochfahren können“. Um was für eine Art Fahrzeug es sich handeln könnte, wird noch nicht verraten. "Vieles ist denkbar", meint Entwicklungschef Ki-Sang Lee. "Limousine oder SUV, große oder kleine Autos." Ein Brennstoffzellen-Modell soll eine mit einem heutigen Zweiliter-Benziner vergleichbare Leistung bringen. Die Ziele sind eine Reichweite von 800 Kilometern pro Tankfüllung und eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h.
Nur hinter vorgehaltener Hand räumen Kia-Manager ein, dass die Offensive vor allem auf die Rivalen aus das Nachbarland Japan zielt. Einer sagt ganz offen: „Es ist wichtig für unser Selbstbewusstsein, dass wir bei der Entwicklung auf Augenhöhe sind und von den Japanern endlich ernst genommen werden." (sp-x)