Von Rocco Swantusch
Nie zählte der Marktbeobachter Dataforce mehr Flottenneuzugänge als im vergangenen Jahr. Das Gipfelkreuz steht nun bei schwindelerregenden 786.723 Pkw-Neuzulassungen in den relevanten Flotten – seit 2001 extrahieren die Hessen aus den Zahlenkolonnen des Kraftfahrt-Bundesamtes das Bild für den Flottenmarkt. Damit wuchs die Flotte im Vergleich zu 2014 nochmals um ein Zehntel an.
Drei von vier Autos stammen von heimischen Produzenten – wo Krösus VW trotz gewaltiger Turbulenzen weiterhin deutlich die Richtung vorgibt und jeden vierten Neuzugang stellt. Das summiert sich zu beeindruckenden 197.287 Einheiten (plus 12,7 Prozent). Die Premium-Tochter Audi toppt ihr Vorjahrsergebnis um fünf Prozent und holt sich mit 103.227 Einheiten und 13,12 Prozent Marktanteil den Vize-Rang.
70 Kilometer südlich von Ingolstadt muss BMW zwar leichte Verluste (minus 3,5 Prozent) hinnehmen – was unter den anderen Herstellern nur bei Opel der Fall ist – aber 87.509 Fahrzeuge bringen den dritten Platz auf dem Stockerl (11,12 Prozent Marktanteil). Trost kann hier die Konzerntochter Mini spenden, die 7.958 Einheiten absetzte und damit um ein Fünftel wuchs (plus 20,7 Prozent).
Einen wahren Boost erfuhr Mercedes-Benz. Die Stuttgarter legten von 68.250 auf nun 81.033 Neuzulassungen zu (plus 18,7 Prozent) – jeder zehnte neue Firmenwagen trug damit den Stern auf der Haube oder besser im Grill. Quasi im Gleichschritt eilte Smart dem großen Bruder nach und kam nach einem Absturz im vergangenen Jahr (minus 24,7 Prozent) dank neuer Modellgeneration wieder auf die Erfolgswelle (plus 19,9 Prozent und 4.718 Einheiten).
Ford trumpft groß auf
Dass Ford ein ausgesprochenes Glanzjahr erwischt hat, zeigte zuletzt der Preisregen bei der TopPerformer-Verleihung von Dataforce und Autoflotte. Kein Hersteller legte zur Jahresfrist mehr zu als die Kölner (plus 26,1 Prozent), sodass 59.015 Einheiten den Marktanteil von 6,56 auf 7,50 ansteigen lässt. Opel befindet sich weiterhin im Übergang, was sich auch in den Flotten ablesen lässt. 38.384 Blitze aus Rüsselsheim bedeuten zwar eine weitere Stabilisierung der Verkäufe, lässt die Hessen aber im boomenden Gesamtmarkt etwas den Anschluss verlieren: 4,88 Prozent Marktanteil – 2014 waren es noch 5,41 Prozent.
In Zuffenhausen wird nicht nur erfolgreich an der Performance der Boliden getüftelt, diese zeigt sich auch in den Porsche-Absätzen. 8.511-Mal (plus 14,5 Prozent) orderte ein Flottenbetreiber einen der sportlichen SUV oder einen rasanten Sportwagen.
Souverän Skoda
Die Importeure, die in Summe so viele Fahrzeuge absetzten wie VW allein, kennen im Boomjahr beides – Gewinner und Verlierer. Skoda rückt ein gutes Stück nach vorn (plus 8,2 Prozent), führt weiterhin sehr souverän das Feld der 26 ausländischen Autobauer mit 47.483 Einheiten an, ein Marktanteil von über sechs Prozent. Fast drei Prozent knapste sich Renault ab und schafft mit einem Plus von 5,2 Prozent das zweitbeste Verkaufsergebnis (23.206 Einheiten). Seat profitierte unter anderem vom neuen Leon als Kombi-Version und zeigte mit 17.744 Verkäufen (plus 23,2 Prozent) einen tollen Zieleinlauf (2,26 Prozent Marktanteil). Ein großer Satz gelang auch Hyundai. Vom Tucson beflügelt ging es auf 13.601 Zulassungen – ein Plus von mehr als einem Viertel.
Toyota präsentierte sich solide bei 11.625 Einheiten (plus 6,5 Prozent). Volvo legte wiederum deutlich zu (plus 21,3 Prozent) und Nissan war geradezu rasant unterwegs (plus 39,3 Prozent). Beide liegen mit jeweils gut 11.000 Einheiten im fünfstelligen Bereich. Peugeot und Citroën zeigten sich ambivalent: Die Löwenmarke kletterte um 8,4 Prozent (9.444 Verkäufe), wohingegen der Doppelwinkel etwas nach unten zog (minus 4,8 Prozent auf 7.636 Einheiten).
Mazda verdoppelt Wachstum
Mazda verdoppelte sein Vorjahreswachstum von 4,7 auf nun 9,7 Prozent und stand für 8.162 Verkäufe. Fiat kam kurz vor der 7.000er Marke zum Stehen (6.955 Einheiten, plus 6,8 Prozent). Kia (minus 15,3 Prozent) und Land Rover (plus 20,3 Prozent) gingen zwar unterschiedliche Wege, landeten beide aber etwa bei 6.200 Einheiten. Etwas überraschend sind die Verluste bei Dacia (minus 12,1 Prozent) und Suzuki (minus 28 Prozent), die vor Jahresfrist noch für Wachstum standen (plus 7,7 bzw. plus 10,3 Prozent).
Uneinheitlich war auch das Bild bei den sportlichen Premium-Modellen: Während Jaguar (plus 9,7 Prozent) und Lexus (plus 31,8 Prozent) draufpackten, schrumpfte die Neuwagenflotte bei Infiniti (minus 12,4 Prozent) und Maserati (minus 19,7 Prozent). Wie gut mit SUV zu punkten ist, bewiesen im vergangenen Jahr Jeep und Mitsubishi (plus 41,4 Prozent bzw. 25,6 Prozent).
Die Flottenlieblinge 2015
Noch ein Blick auf die Top-Modelle des abgelaufenen Jahres: Dass der VW Passat (55.430 Einheiten, plus 41,2 Prozent) knapp vor dem Golf landete, überrascht wenig. Damit rückt der im Herbst 2014 aufgefrischte Flottenkönig das Bild aus dem Vorjahr wieder gerade, als er dem kleineren deutlich den Vortritt lassen musste. Gut 54.000 Verkäufe (plus 6,3 Prozent) sind für den Golf indes weiß Gott kein Grund zu trauern.
Auf den Plätzen drei bis fünf geht es ausgesprochen knapp zu. Der große von Audi parkt knapp vor dem Ingolstädter Mittelklässler, sprich der A6 übertrumpft den A4 bei 28.934 gegenüber 27.398 Einheiten. Mit High-Speed ist die C-Klasse unterwegs. Fast 10.000 Einheiten brachten die Händler mehr in die Flotten als im Vorjahr, so dass ein kolossaler Sprung um 57,1 Prozent den Mercedes-Benz auf 27.155 Einheiten brachte.
Der Octavia schließt nicht nur zum Klub der 27.000er auf, sondern reißt mit seinen 27.081 Käufern auch eine gewaltige Lücke zum 3er BMW. 22.055 Mal rollte der Münchner zur Flottenauslieferung – im Vorjahr waren es noch 26.553 weiß-blaue Mittelklässler. Der große Münchner Bruder stand allerdings auch etwas auf der Bremse, bei 17.337 verkauften 5er BMW ein Verlust von einem Fünftel. Der Ford Focus legte indes glatt ein Drittel drauf und landet bei 16.103 Zulassungen. Die Top Ten komplettiert der VW Polo mit guten 7,7 Prozent Wachstum und 14.153 neuen Fahrern.
Erfolge abseits des Mainstream
Die Steigerungen mancher Überflieger erklären sich durch einen sehr kurzen Verkaufszeitraum im Referenzjahr 2014. Dennoch überzeugt der Zuspruch nach Modellen wie dem Nissan Pulsar, Smart Forfour, Jeep Renegade, Citroën Cactus, BMW X6 oder dem Volvo XC90. Erwähnenswert sind hier die großvolumigen Durchstarter angeführt vom 2er BMW (8.349 Einheiten, plus 475 Prozent), der Mercedes-Benz-V-Klasse (5.995 Einheiten, plus 179 Prozent), dem Hyundai ix35/Tucson (5.205 Einheiten, plus 139 Prozent) und dem Mercedes-Benz CLA (4.552 Einheiten, plus 124 Prozent). Allein diese Auswahl zeigt, wie unterschiedlich die Wachstumssegmente sind, und beweist, dass man auch mit Modellen jenseits des klassischen Dienstwagens Erfolge einfahren kann.
In der Bildergalerie: Das waren die Favoriten der deutschen Fuhrparks 2015!