_ Von der ambulanten und stationären Pflege von Senioren über die Beförderung von Kindern in sozialtherapeutische Tagesgruppen bis hin zur Versorgung von hilfsbedürftigen Menschen mit Essen: Damit die AWO Karlsruhe unter dem Dach ihrer gemeinnützigen GmbH all diese Leistungen erbringen kann, braucht es viele Fahrzeuge. Momentan sind daher 29 Pkw und 31 Transporter in Betrieb, die der Fuhrpark- und Fahrdienstleiter Oliver Goss managt. Eine steigende Zahl an Einrichtungen und Aufträgen für soziale Dienste haben die Flotte über die Jahre wachsen lassen.
Wachstum
Goss geht davon aus, dass künftig noch mehr Fahrzeuge benötigt werden. Aufgrund der Dynamik hat er mit der übergeordneten Geschäftsleitung im Bereich Finanzen bereits vor Jahren ein Fuhrparkmanagement aufgesetzt, das sowohl die verschiedenen Einsatzzwecke berücksichtigt als auch die Kosten kontrollierbar macht.
Das interne System lässt den Fuhrparkmanager beispielsweise schnell aufzeigen, welches Fahrzeug wie viele Kilometer in der Stadt zurücklegt und dass die Mitarbeiter mit allen Fahrzeugen zwischen 600.000 und 700.000 Kilometer pro Jahr absolvieren. Davon entfallen allein rund 300.000 Kilometer auf den Fahrdienst, für den 15 Neunsitzer als Poolwagen zur Kinderbeförderung bereitstehen. Die anderen 45 Einheiten verteilen sich auf die einzelnen Einrichtungen und den Essensservice.
Neunsitzer dominieren
Generell bilden die Neunsitzer unter den Transportern mit einem Anteil von rund drei Viertel den größten Block. Das restliche Drittel sind Kastenwagen für Arbeitsprojekte und Spezialfahrzeuge mit Hygieneausbauten für den Essensdienst unter dem Label "AWOKADO".
Unabhängig vom Modell sind die Transporter rein mit Dieselmotoren ausgerüstet, die zwischen 136 und 150 PS leisten.
Die 29 Pkw sind vorwiegend Opel Adam, Opel Corsa und Skoda Fabia. Darunter befinden sich auch einige Smart und VW Polo, mit denen die Mitarbeiter unter anderem zur ambulanten Pflege fahren, Einkäufe und Botengänge tätigen. Die Kleinwagen haben den jeweils kleinsten Ottomotor und werden bis auf zwei Ausnahmen mit Fahrtenbuch geführt.
Als Grundausstattung ist für alle Fahrzeuge das komplette Elektrikpaket inklusive Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Außenspiegel, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und modellübergreifend die Einparkhilfe vorn und hinten zur Minimierung von Schadenzahlen als Standard definiert. Bei den Bussen mit neun Sitzen gibt es beispielsweise auch elektrische Trittstufen für die Seniorenbeförderung und eine getrennte Regelung der Klimaanlagen für vorn und hinten. Hintergrund sind die Vorgaben der Stadt, die über die DIN-gerechte Ausstattung hinaus insbesondere für die Kinderfahrdienste diese und weitere Parameter wie maximale Tourenzeiten von einer Stunde festlegen.
Strategie für die Beschaffung
Mit dem Zuwachs an Fahrzeugen hat Oliver Goss vor etwa acht Jahren von Kauf auf Leasing umgestellt. Er begründet: "Wir haben für uns nicht nur den Anspruch, moderne Fahrzeuge zu fahren, welche dem Umweltgedanken und Erscheinungsbild Rechnung tragen. Vielmehr sind wir damit immer auf dem neuesten technischen Stand und sorgen bei Passagieren und Mitarbeitern für höchstmögliche Sicherheit."
Die meisten Fahrzeuge werden für drei Jahre bei mehreren Leasinggesellschaften geleast. Die Laufleistungen bewegen sich je nach Einsatzzweck und -radius zwischen 10.000 und 25.000 Kilometern pro Jahr.
Lediglich Spezialfahrzeuge mit Sonderausbauten wie Küchenfahrzeuge mit Hygieneausbau oder Fahrzeuge für den Rollstuhltransport bleiben für vier bis fünf Jahre in der Flotte, sodass sich die kostspieligen Ausbauten rechnen.
Für den Einkauf greift die AWO Karlsruhe wiederum auf die Rahmenverträge des Bundesverbandes zurück. "Manchmal sind kommunale Abkommen der Hersteller günstiger. Zu 95 Prozent beschaffen wir jedoch zu den Konditionen des Bundesverbandes", so Goss.
Zur Abdeckung kurzfristiger Spitzen und von sporadischem Mobilitätsbedarf hat er ferner eine Vereinbarung mit Stadtmobil in Karlsruhe geschlossen. Sechs Einrichtungen wie die ambulante Jugendhilfe nutzen die Dienste des Carsharing-Anbieters, weil sie nur hin und wieder mobil sein müssen.
Schlüsselrolle der lokalen Händler
Darüber hinaus sind für die Auswahl der Modelle die Händler vor Ort ausschlaggebend. So hat Goss jüngst wieder ein Bündel von13 Fahrzeugen bei den Handelspartnern ausgeschrieben. "Wir kontaktieren immer die Markenhäuser in Karlsruhe, welche die infrage kommenden Modelle führen, und schauen, was sie bieten", sagt der Fuhrparkleiter. Meist holt er Angebote von drei verschiedenen Autohäusern ein und sucht unter TCO-Gesichtspunkten das günstigste aus. Der lokale Bezug ist aber nicht nur wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses ausschlaggebend.
Vor allem die benötigten Services während des laufenden Betriebes sind von Bedeutung. Denn die AWO Karlsruhe hat durch die enge Bindung etwa bei unerwarteten längerfristigen Aufträgen oder Unfall die Möglichkeit, sofort Fahrzeuge der Autohäuser nutzen zu können.
Full-Service- und Händler-Pakete
Deren Leistungen beeinflussen außerdem die Abwicklung und das Management der Servicebausteine. Demnach werden zwar viele Leasingverträge mit Wartungs- und Verschleißpaket abgeschlossen, das Reifenpaket wird dagegen nur laufleistungsabhängig hinzugebucht. "Dieser Baustein lohnt sich für uns nur selten in Verbindung mit dem Leasing, weil wir Sonderabkommen mit den Händlern haben. Deshalb vergleichen und entscheiden wir hier von Fall zu Fall", erklärt Fuhrparkmanager Goss.
Hausintern managt er auch Kfz-Steuer und Rundfunkgebühren. Die Tankkarten für Kraftstoff stellt DKV und die Flottenversicherung läuft via ARWO als verbandseigener Vermittler bei der Alten Leipziger. Dort sind die Fahrzeuge mit Stückprämien in der Haftpflicht und in der Teilkasko mit 300 Euro Selbstbeteiligung (SB) und in der Vollkasko mit einer SB von 1.000 Euro versichert.
Der Versicherungspart ist bei der gemeinnützigen Organisation der neuralgische Punkt. Obwohl die Schadenzahlen sich von Jahr zu Jahr verbessert haben, nachdem keine Zivildienstleistenden mehr fahren, sieht Goss noch Optimierungspotenzial.
Aus diesem Grund beginnt er mit der lokalen Fahrschule und BKrFQG-Schulungsstätte "Lizenz zum Fahren" mit Fahr- und Eco-Trainings für die Mitarbeiter. Als Erstes findet im Pflegebereich für bis zu acht Mitarbeiter ein spezifisches Training statt, in dem Schwachpunkte wie das Ein- und Ausparken, die richtige Einschätzung der Kfz-Länge und -Breite beim Rangieren sowie das Wenden auf abgesteckten Flächen geübt wird. Schließlich kommen laut internen Erhebungen rund 90 Prozent der Schäden beim Parken, Wenden oder Rangieren zustande.
Weitere Gruppen sollen folgen, um sowohl die Schadenfrequenz als auch die Aufwendungen dafür zu senken.
AWO Karlsruhe
In Kürze
Die AWO Karlsruhe gemeinnützige GmbH besteht seit 1. Januar 2012 und ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des AWO Kreisverbandes Karlsruhe-Stadt. Der Verein zählt zwölf Stadtbezirke mit rund 1.100 Mitgliedern und aktuell rund 1.400 Mitarbeitern. Sie bieten in über 70 Einrichtungen wie Kitas, Pflegeheimen und Jugendhilfeeinrichtungen unterschiedliche soziale Dienstleistungen - vom Pflegedienst für Senioren über die Betreuung von Kindern mit flexiblen ambulanten Erziehungshilfen, Tages- und Wohngruppen sowie Freizeitangebote bis hin zur Hilfe für psychisch und drogenabhängig Erkrankte. Der Umsatz der gGmbH in 2013: zirka 28,5 Millionen Euro.
Fuhrpark
Auf einen Blick
- 60 Fahrzeuge, davon 31 Transporter und 29 Pkw- Transporter: ca. drei Viertel Busse mit neun Sitzen, ein Viertel Spezialfahrzeuge für Essenstransport, Arbeits-, Hilfsprojekte; v. a. Opel Vivaro und Ford Transit, nur Diesel mit 136 bis 150 PS- Pkw: v. a. Opel Adam, Opel Corsa und Skoda Fabia sowie Smart und VW Polo, jeweils mit kleinstem Ottomotor- Einkauf vorwiegend über Rahmenverträge des AWO-Bundesverbandes- Kfz im Leasing: i. d. R. 36 Monate, Fahrzeuge mit Sonderausbauten vier bis fünf Jahre, Laufzeiten: 10.000 bis 25.000 km p. a.- Leasinggeber: Kazenmaier Fleetservice, ALD, Leaseplan und Volkswagen Leasing- Vergabe der Fahrzeuge durch Einholung von Angeboten bei den regionalen Händlern- Markenauswahl nach Händlerpräsenz in Karlsruhe- Leasing je nach Angebot mit Wartungs- und Verschleißpaket sowie Reifenpaket oder über Sonderabkommen mit den jeweiligen Markenhändlern- Tankkarte: DKV- Flottenversicherung über organisationseigenen Vermittler ARWO bei der Alten Leipziger via Stückprämien in Haftpflicht, Teilkasko mit 300 Euro SB, Vollkasko mit 1.000 Euro SB, Rundfunkgebühr und Kfz-Steuer intern- hauseigenes Controlling + Fuhrparkmanagement
- Ausgabe 07/2015 Seite 52 (560.7 KB, PDF)