Ein gefährlicher Trend: Zu viele Autofahrer lassen sich während der Fahrt von ihrem Handy ablenken, hat die Dekra-Unfallforschung in einer bundesweiten Verkehrsbeobachtung festgestellt. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt sind durchschnittlich sieben Prozent der Autofahrer gerade durch ihr Handy vom Fahren abgelenkt. Mehr als 15.000 Pkw-Fahrer wurden im Hinblick auf das Thema Ablenkung beobachtet, die Ergebnisse hat die Dekra auf der IAA vorgestellt.
Bei 50 km/h drei Sekunden aufs Handy geschaut – schon hat man 42 Meter zurückgelegt. Und meistens dauert es länger, bis man eine Textnachricht getippt hat. Mehr als die Hälfte aller Autofahrer, die ein Handy besitzen, hantiert damit regelmäßig auch während der Fahrt (55 Prozent). Das ist das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Sachverständigenorganisation Dekra. Jeder fünfte tippt und verschickt Nachrichten, ein Drittel liest ankommende Botschaften während der Fahrt und 25 Prozent nehmen Anrufe ohne Freisprecheinrichtung entgegen.
Diese Entwicklung mache die durch Assistenten und Sicherheitssysteme der letzten Jahre herbeigeführten Erfolge beim Rückgang der Unfallopfer zunichte, so Dekra-Vorstandsmitglied Clemens Klinke. Schätzungen gehen davon aus, dass mittlerweile jeder zehnte Todesfall im Verkehr durch das Thema Ablenkung verursacht wird. Das entspricht für Deutschland jährlich rund 320 getöteten Menschen.
Die Bereitschaft, am Steuer das Handy zu nutzen, ist bei jüngeren Autofahrern am größten. 85 Prozent der 18- bis 29-Jährigen tun es – aber nicht nur sie. In der Altersgruppe von 45 bis 59 Jahren griffen 54 Prozent der Befragten während der Fahrt zum Mobiltelefon, während selbst 34 Prozent der über 60 Jahre alten Personen noch am Steuer tippten, so die Ergebnisse der Umfrage.
Mit einer neuen Aufkleber-Kampagne unter dem Motto "Handy weg – Dein Leben zählt!" will die Sachverständigen-Organisation Dekra an das Risikobewusstsein appellieren und Autofahrern die Handynutzung am Steuer abgewöhnen. (Patrick Broich/SP-X)