_ Der 308 Nummer zwei ist eine Revolution in der Peugeot-Nomenklatur. Anders als bei seiner Premiere 2013 gewohnt, zählten die Franzosen nicht auf 309 hoch, sondern beließen es beim bekannten Namen. Vielleicht auch besser so, denn einen zumindest in Deutschland mäßig erfolgreichen 309 gab es in den 80ern schon einmal, und ein derartiges Karma hat der aktuelle 308 nun wirklich nicht verdient - ist er doch ein echter Allrounder, der es mit seinen Wettbewerbern absolut aufnehmen kann.
Das Testauto
Wir testeten die praktischste der beiden 308-Karosserien, den Kombi SW. Unter der Haube steckte der Top-Diesel mit 177 PS, der ausschließlich in der sportlichen GT-Variante und mit Achtgangautomatik vom Band rollt. Mindestens 29.160 Euro kostet der Wolf im Schafspelz, dafür bekommt der sportliche Familienvater unter anderem ein Sportfahrwerk, 18-Zöller, LED-Licht, ein Navi und sportliche Optik. Weitere Beispiele für die Serienausstattung sind die Zweizonen-Klimaautomatik, ein Touchscreen, die Einparkhilfe vorn und hinten oder das schlüssellose Zugangs- und Startsystem.
Karosserie
Der 308 SW bietet, was ein Kombi bieten muss: viel Platz. Der Kofferraum schluckt normal 610 und maximal 1.660 Liter Gepäck. Auch bei den Passagieren kneift es nicht - für Normalgewachsene gibt es überall genügend Luft. Schön auch, dass die Ladeluke breit und weit öffnet und sich zwischen Koffer und Kofferraum nur eine niedrige und stufenlose Ladekante auftut. Ein Wermutstropfen für Frischluftfans: Das Panoramadach bietet zwar eine klasse Aussicht, öffnen lässt es sich aber nicht.
Interieur
Mittlerweile typisch für Peugeot: das i-Cockpit mit kleinem Lenkrad und darüber angeordneten Instrumenten. Anders als im SUV 3008 sind die im 308 jedoch nicht volldigital, sondern analog. Auf den ersten Kilometern mag diese Anordnung gewöhnungsbedürftig sein - ebenso übrigens wie der entgegengesetzte Lauf von Tacho und Drehzahlmesser - , langfristig spielt sie jedoch ihre Vorteile aus, weicht der Blick doch kaum von der Straße. Einen positiven Eindruck hinterließ der 308 auch in Sachen Verarbeitungsqualität, gerade im direkten Vergleich zum Plattformbruder Opel Grandland X, den wir kurz vor dem 308 gefahren sind. Allerdings kann auch Peugeot bei Opel in die Schule gehen, und zwar vor allem in puncto Ergonomie: Weshalb sich die Einstellräder für die - übrigens recht schwache - Sitzheizung hinter dem Automatikhebel verstecken und die Tasten des Multifunktionslenkrads nachts nicht durchgängig beleuchtet sind, erschließt sich uns nicht.
Antrieb
177 Diesel-PS bei 1,4 bis 1,5 Tonnen Leergewicht - da geht was. Der 308 sprintet von der Stelle dynamisch weg, und ihm geht auch bei höheren Drehzahlen nicht die Puste aus. Dazu gab es keine Beschwerden über die Achtgangautomatik. Dabei flossen angesichts vieler schneller Autobahnetappen verhältnismäßig moderate 7,3 Liter Diesel durch die Einspritzdüsen.
Fahrpraxis
Kleines Lenkrad, direkte Lenkung, knackiges Fahrwerk - was will man mehr? Klar, dem einen oder anderen ist die Sportfederung sicher zu hart, für uns kam der Komfortanteil aber nicht zu kurz. Überflüssig ist aber das prollige Gehabe des Dynamik-Modus, der auf Knopfdruck opulenten Auspuffsound einspielt. Was uns im Alltag nicht gefiel: Die Sensibilität des Regensensors lässt sich nicht verstellen, und zur Klimaregelung muss der Fahrer ins Infotainment-Menü gehen - konventionelle Drehregler hätten uns während der Fahrt weniger abgelenkt.
Autoflotte-Tipp
Klar, der GT sticht aus der Masse. Und wer sich auf den 177-PS-Diesel eingeschossen hat, hat eh keine andere Wahl als den Griff zur Sportausstattung. Allen anderen empfehlen wir den 308 SW Allure mit dem BlueHDi 130 mit - Überraschung - 130 PS. Er erfüllt wie der Spitzendiesel die Abgasnorm Euro 6d-Temp und steht mit Sechsgang-Handschaltung ab 23.277 Euro und mit der getesteten Achtgangautomatik ab 24.790 Euro in der Preisliste.
An Bord sind dann auch schon die Einparkhilfe vorn und hinten, die Zweizonen-Klimaautomatik, der Multifunktions-Touchscreen, elektrisch anklappbare Außenspiegel, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Licht- und Regensensor, der automatisch abblendende Innenspiegel oder schlüsselloser Zugang und Start. Dazu empfehlen wir
- das Full-LED-Paket zum Beispiel mit Voll-LED-Scheinwerfern (798 Euro)
- das Clever-Paket mit Einpark- und Totwinkelassistent (378 Euro)
- das Safety-Paket Plus unter anderem mit Active City Brake, Frontkollisionswarner, Fernlicht-, Müdigkeits-, aktivem Spurhalte- und Verkehrszeichenassistenten (Paketpreis 588 Euro),
- für Automatik-308 das Drive-Assist-Paket mit adaptivem Tempomaten (546 Euro)
- das Gepäckraumtrennnetz (168 Euro)
- die Sitzheizung vorn (244 Euro)
- Navigationssystem (546 Euro) und
- DAB-Empfang (168 Euro).
Dazu je nach Geschmack noch Metallicoder Sonderlackierung (168 bis 647 Euro). Eine Rückfahrkamera gibt es für den Allure leider nur in Verbindung mit dem nicht notwendigen GT-Line-Paket.
Details
Stärken & Schwächen
Stärken- Viel Platz- Knackiges Fahrwerk und direkte Lenkung- Abgasnorm Euro 6d-TempSchwächen- Schwache Sitzheizung- In Details bedienunfreundlich- Extras oft zwangskombiniert
- Ausgabe 04/2018 Seite 38 (454.8 KB, PDF)