Wir haben mit großen Autovermietern gesprochen, um herauszubekommen, wie das Marketingprodukt Auto-Abo den Mietmarkt verändert. Etwa in der Form, dass kaum jemand noch von der klassischen Langzeitmiete redet. Gibt es den Begriff auf absehbare Zeit nicht mehr und geht die Idee dahinter vollends im Auto-Abo auf? Lassen Sie uns gemeinsam auf Spurensuche gehen.
Wir starten im Norden. Um genau zu sein in Bockel. Das liegt an der A1 zwischen Hamburg und Bremen und ist die Heimat eines Pioniers der Langzeitmiete. Maske Fleet. Früher unter dem Dach der Hitachi Capital Corporation laufend gehören die Norddeutschen seit 2021 der Mitsubishi HC Capital an, daher auch der neue Name MHC Mobility. Wie sieht also Johann Goldenstein, Commercial Director und Prokurist bei MHC Mobility, die beiden Produkte?
MHC Mobility: Langzeitmiete als Innovationstreiber
"Mit dem Produkt ‘FlexiRent’ haben wir vor Jahren nicht nur die Langzeitmiete in den Mobilitätsmarkt gebracht, sondern auch das Original des Auto-Abos, wenn Sie so wollen. Denn auf der Idee der Flexibilität basieren beide Produkte. Neben dem Auto-Abo gibt es bereits eine Reihe von Mobilitäts-Produkten auf dem Markt, die sich hauptsächlich hinsichtlich Nutzungsdauer, Flexibilität und Verpflichtungen sowie der Instandhaltung des Fahrzeugs unterscheiden." Goldenstein sieht klare Abgrenzungen zwischen den beiden Angeboten: "Bei der Langzeitmiete haben Sie definitiv mehr Flexibilität und Individualität. Im Gegensatz zur Langzeitmiete fallen zum Beispiel bei den Auto-Abos Gebühren an, die bei der Langzeitmiete nicht zum Tragen kommen, zudem finden die Auto-Abos hauptsächlich im B2C-Sektor, also im Endkundenbereich statt."
Deshalb rät er: "Bei den Anforderungen eines Fuhrparkbetreibers sollten die langfristigen Vertragsbindungen genauestens abgewogen werden, damit ferner keine zusätzlichen Kosten anfallen." Dennoch glaubt Goldenstein an eine Parallelität beider Welten, wenn er sagt: "Die Vorteile aus beiden Produkten werden sich langfristig vereinen und bieten dann optimale Lösungen für den Kunden." Denn: "Die Langzeitmiete war schon immer ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der Mobilität der Zukunft", so seine Meinung.
Die Lieblinge der Autovermieter
BildergaleriePlatz genug für alle
Seit mehr als sechs Dekaden sind die Norddeutschen in der Langzeitmiete aktiv, wissen also was Trends bedeuten. "Das kann auch bedeuten, dass die Angebote noch flexibler auf den Kunden zugeschnitten werden müssen und der Markt minutiöser hinterfragt werden muss – was die Konditionen betreffen", so Goldensteins Credo. Kunden- und kostenorientiert zugleich scheint die Maßgabe für die Zukunft, wenn man so will, die Fortsetzung jenes Mietkonzepts mit verbesserten technischen Mitteln.
Zwar sieht man von Bockel aus auch, dass zahlreiche neue Anbieter versuchen, beide Produkte abzubilden und auch immer mehr Hersteller den Vertrieb ihrer Fahrzeuge über ein Abo-Modell ausprobieren. Aber man ist sicher, dass "beide Vertragsmodelle in der Zukunft ihren Platz haben werden".
Starcar: Flexibilität der Laufzeit
Wir fahren die A1 weiter nach Hamburg. Und stellen die Frage: Sieht das Starcar ähnlich? Als Teil der Starcar Europa Service Group zählen die Norddeutschen zu den mittelständischen Vermietern am Markt, deren Marken sich 2018 zusammengeschlossen haben.
Uns antwortet Frank Langbein, der Vertriebsleiter für Deutschland: "Grundsätzlich sind die Produkte Langzeitmiete und Auto-Abo sehr identisch, denn im Grunde genommen ist beides eine wie auch immer geartete Langzeitmiete", lautet sein Eingangsstatement, das wenig Raum für Phantasie lässt. Dennoch sieht auch er Differenzierungsgrade: "Der Unterschied liegt in der Flexibilität der Laufzeit. Während ein Auto-Abo in der Regel zwischen drei und zwölf Monaten läuft, kann das Fahrzeug bei der Langzeitmiete jeden Tag abgegeben werden. In meinen Augen ist das Auto-Abo auch eher ein neudeutscher Begriff für Langzeitmiete." Wie bei MHC Mobility entwickelt sich auch bei Starcar die Langzeitmiete aktuell im B2B-Bereich sehr positiv – in dem Fall mit einem zweistelligen Wachstum.
Volvo EX30
BildergalerieFlexibler Autotausch bei der Miete
Einen wesentlichen Unterscheidungspunkt spricht Langbein aber an: "Ein vermeintlicher Vorteil des Auto-Abos ist, dass Firmen ein konkretes Modell buchen können. Der Kunde weiß, was er bekommt. Das ist bei der Langzeitmiete nicht bei allen Anbietern so. Starcar ist bei der Langzeitmiete allerdings insbesondere im B2B-Bereich sehr darum bemüht, die konkreten Wünsche der Kunden zu berücksichtigen, und in den meisten Fällen gelingt das auch."
Über die Konfigurierbarkeit von Subskriptions-Modellen haben wir bereits viel geschrieben. Um schnell Fahrzeuge zu beziehen, wurden in der vergangenen Auto-Mangellage oft in Pakete investiert, die ein Auto per se mitbringt. Bei der Wahl der Hardware (Auto und Transporter) näherten sich beide Welten also bereits an und das wird auch produktseitig so weitergehen, ist auch Langbein überzeugt: "Die Langzeitmiete der Zukunft wird sich über alle Anbieter hinweg dahin entwickeln, dass in Bezug auf die Modelle flexibler durchgetauscht werden kann. Ich denke, dass beide Produkte ihre Daseinsberechtigung haben, daher werden beide dem Markt erhalten bleiben. Immer unter der Prämisse, dass das Auto-Abo flexibler werden muss."
Enterprise: Synonyme Mobilitäts-Varianten
Wir setzen die virtuelle Reise fort und fragen unseren nächsten Experten: Christian Holler, Mitglied der Geschäftsleitung von Enterprise in Deutschland. Seine Meinung klingt eindeutig: "Aus unserer Sicht sind Langzeitmiete und Auto-Abo synonyme Mobilitäts-Varianten für Unternehmen. Aus der Perspektive eines Fuhrparkbetreibers gibt es bis auf den Namen keinen nennenswerten Unterschied zwischen Langzeitmiete und Auto-Abo. Die Digitalisierung des Angebots wird künftig weiter zunehmen, um das Kundenerlebnis und die Integrationsmöglichkeiten zu steigern."
Den Treiber für dieses Zusammengehen kann Holler auch benennen: "Die Mobilität der gesamten Gesellschaft und damit auch der Unternehmen entwickelt sich immer weiter in Richtung Multimodalität. Die Fahrzeugmiete mit ihren vielfältigen Varianten wie Kurzzeit, Langzeit-Miete, Auto-Abo oder Corporate Carsharing ist eine tragende Säule des Shared-Mobility-Ökosystems und leistet einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Verkehrswende. Die verfügbaren Mobilitäts-Optionen und Transportmittel werden aus unserer Sicht in Zukunft weiter digitalisiert und integriert, sodass die Übergänge fließend sind und die Menschen und Unternehmen von reibungsloser, nachhaltiger Mobilität profitieren."
Der zentrale Begriff ist für ihn also die Miete. Dass dies der Markt momentan zumindest ähnlich sieht, belegen auch bei Enterprise die aktuellen Geschäftszahlen. "Wir beobachten, dass die Nachfrage der Unternehmen nach variablen, transparenten und direkt verfügbaren Mobilitäts-Lösungen ohne Kapitalbindung und ohne lange Vertragslaufzeiten seit Jahren steigt. Dieser Trend setzt sich 2023 weiter fort und wir gehen von weiterhin starkem Wachstum in den nächsten Jahren aus – vor allem im B2B-Bereich."
Sixt: Beide habe ihre Daseinsberechtigung
Der letzte Stopp ist ganz im Süden. Bei Sixt in Pullach heißen Langzeitmieten "Sixt rent". Diese laufen länger als 28 Tage und werden online gebucht. Das Auto-Abo nennt sich "Sixt+" und bindet sich entweder 30 Tagen oder sechs beziehungsweise zwölf Monate an den Kunden. Beide Segmente wachsen weiterhin stark und man ist mit der Entwicklung sehr zufrieden, heißt es aus Süddeutschland. Deshalb verwundert es nicht, dass man auch in Zukunft Anwendungsfälle sowohl für Langzeitmieten, als auch für Auto-Abos sieht. Beide Produkte haben ihre Daseinsberechtigung, so die Konklusion.