Von Autoflotte-Chefredakteur Michael Blumenstein
Thematisch ging es weniger um das klassische Werkstattgeschäft, das in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit rund 600 ATU.-Standorten abgedeckt wird. Digitalisierung, Flottenmanagement und Unfallprävention lauteten die Schlagworte. Nach dem Intro von Thomas Tietje, B2B-Chef von ATU, der einen kurzen Einblick in die Mobivia Groupe, zu der ATU seit rund vier Jahren gehört, zum neuen Retail-Konzept und dem allgegenwärtigen Thema Automatisiertes Fahren gab, übernahm Simon Hassannia. Er leitet bei ATU die Digitalisierung und treibt die Umsetzung neuer Ideen voran.
Und die entwickeln sich immer schneller. Hat es beispielsweise 62 Jahre gedauert, bis weltweit 50 Millionen Autos verkauft wurden, dauerte es nur noch zwei Jahre, bis Twitter 50 Millionen Nutzer hatte. Dass das Beispiel aufgrund des Invests der Nutzer hinkt, ist klar, zeigt es aber dennoch, wie die Welt mittlerweile tickt. Einen noch höheren Speed bekommen Digitalprozesse in der Automobilbranche. Gerade im Flottenbereich kosten allgegenwärtige Staus und daraus resultierende Verspätungen und Neuplanungen Geld. Daher wird sich laut Hassannia unser Mobilitätsverhalten in drastisch ändern. ATU will davon in gewisser Weise partizipieren.
Software ist die neue Hardware
Ähnlich wie beim Smartphone oder bei Airlines wird die Hardware beim Automobil unwichtiger. Die Services, der Mehrwert und somit vor allem die Software sind entscheidend. Die Software wird über kurz oder lang für einen Großteil der Marge verantwortlich sein. Wie sich mit den Bits und Bytes Geld verdienen lassen kann, zeigte Hassannia auf; und ebenfalls die Herausforderung vor der Hersteller, Zulieferer und Fuhrparkbetreiber stehen. Denn vor allem Letztere können Nutznießer der Digitalisierung werden, beziehungsweise sind es bereits. Digitallösungen sind meist kosteneffizient, zeitaufwandreduzierend und einfach mittels App steuerbar.
"Software und Service dominieren Hardware" ist Hassanias Kernaussage. Und das bedeutet, dass die neue Welt eine On-Demand-Mobilität bereitstellt. Monatsgebühren, Tagespauschalen, Minutenabrechnungen schlagen Besitz. Es entstehen Kooperationen, die früher undenkbar waren. Drive Now (BMW) und Car2Go (Daimler) verschmelzen zu Share Now. Die Zulieferer Bosch und ZF vereinen sich mit anderen Unternehmen zu MOBI (Mobility Open Blockchain Initiative). Es ist eine "Verschmelzung von Wettbewerb und Kooperation" und "erfolgreiche Werkstattanbieter sind Teamplayer, die es schaffen, sich im Ökosystem zu positionieren".
ATU baut dafür Mobility Hub Pro auf. Eine Plattform, der sich gerade auch Firmen außerhalb der ATU-Welt anschließen können, um Kunden Mobilitätslösungen aus einer Hand zu bieten. Man muss laut Hassannia "nicht alles neu erfinden, sondern auf Bestehendes zurückgreifen" und bündeln. Bei den Services geht es um Lokalisierungsdienste (Fahrzeugsteuerung für optimale Auftragsausnutzung), um Diebstahlschutz und Fahrverhaltensanalyse. Dadurch können firmenintern wiederum Anreize geschaffen werden, um ökologischen Fahrern Benefits zu geben. Die Versicherungen werden günstiger, wenn spezielle Smart-Tarife abgeschlossen werden. Unternehmen können vom Corporate Carsharing profitieren und durch eine optimale Auslastung des eigenen Fuhrparks Kosten sparen bzw. auf "befreundete" Firmen umlegen, die den Fuhrpark nutzen. Mittels Apps lassen sich Nutzungszugänge erteilen und Führerscheinprüfungen erledigen.