Von Rocco Swantusch/Autoflotte
A.T.U tituliert seine Fuhrpark-Treff-Reihe aktuell als "Fleet-Innovation-Tour". Was die Weidener damit meinen, wurde am 8. November beim Treff in Zwickau deutlich. Im dortigen August-Horch-Museum war allerdings nicht nur der Pioniergeist des Auto-Veterans spürbar, auch der Sog des Neuen, wie ihn das nicht weit entfernte VW Werk Mosel ausstrahlt, das zur Keimzelle der E-Modelle ausgebaut wird, ergriff die anwesenden gut 50 Teilnehmer. Denn die Werkstattkette baut nicht nur das angestammte Shopgeschäft um, sondern will als Inkubator für neue mobile Dienstleistungen dienen – so wie es der Mutterkonzern Mobivia vormacht. Von der Car-Sharing-Lösung über Concierge-Dienste bis zur Bike Mobility bieten die Franzosen eine Vielzahl von Anwendungen, die nicht vordergründig mit der Werkstatt in Berührung kommen. Diese neuen Wege geht auch A.T.U – und hat dazu bereits einige Partner an Bord geholt. So ist seit einiger Zeit Fleet Hub aktiv. Als One-Stop-Flottenmanagement-Dienst agieren die Süddeutschen und sorgen für reibungslose, kosteneffiziente Strukturen von der Fahrzeugbeschaffung über die Nutzungsdauer bis zur Vermarktung. Für die Flottenelemente wie Versicherung, Reifen, Schadensteuerung und Fahrzeugrückgabe agiert man mit Partnerunternehmen und nutzt eigene Lösungen wie das Online-Reporting oder eine Schaden-App – alles modular aufgebaut. Die Fäden laufen hier bei einem Branchenkenner zusammen, denn hinter Fleet Hub steht der Fuhrpark-Profi Flottenmeister aus Pullach bei München. Geschäftsführer Christian Braumiller erklärte den Fuhrparkleitern in Zwickau die Möglichkeiten dieser Art der Flottensteuerung.
Der Mobility-Hub, wie A.T.U seine offene Plattform für Mobilitätspartnerschaften nennt, wird künftig deutlich mehr bieten können, wie Simon Hassannia erläuterte. Der Head of Business Innovation betonte, dass künftig auch Wettbewerber kooperieren und fallweise als Teamplayer in der Mobilitätswelt agieren müssen. Das kann zum einen eine klassische Dienstleistungs-Vereinbarung sein, wie sie beispielsweise A.T.U mit Borgward hat und in diesem Fall für die wiederbelebte Automobilmarke deutschlandweit den Service abwickelt. Es geht aber auch deutlich digitaler. Mit einer Telematikbox, die bereits von Mobivia genutzt wird, sollen ab dem kommenden Frühjahr Fuhrparkthemen wie digitales Fahrtenbuch, Corporate Carsharing oder Fahrzeugortung möglich werden. Auch hier landen die einzelnen Dienste zentral in einer Übersicht – dem Dashboard für den Fuhrparkmanager. Der Einbau der Telematikbox soll beispielsweise im Rahmen eines Reifenwechsels möglich sein. Im Frühjahr wird es hierzu konkreter.
Mehr Sicherheit für die Flotte
Dass man mit einer Nachrüstlösung die Flotte nicht nur effektiver steuern, sondern auch sicherer machen kann, zeigt das Beispiel Mobileye. Könnte man nur zwei Sekunden vor einem drohenden Auffahrunfall den Fahrer warnen, dann könnte man im Grunde fast jeden Auffahrunfall vermeiden, machte Mehmet Mine, Area Sales Manager bei Mobileye, deutlich. Eine Nachrüst-Kamera, die in rund ein bis eineinhalb Stunden an der Windschutzscheibe montiert und auf das Fahrzeug angelernt wird, ist die Basis. Ein Display, das die Warnhinweise an den Fahrer überträgt, ist die zweite Komponente der Aftermarket-Lösung, die im Kundeneinsatz das Unfallgeschehen massiv verbessert hat, wie die Fallbeispiele zeigten.
Der Umbau beschäftigt auch die Werkstattkette aus der Oberpfalz. 50 der deutschlandweit 577 Filialen verfügen über Ladeinfrastruktur für Stromer und Co., ein Ableger in München kümmert sich mittlerweile ausschließlich um E-Fahrzeuge. Im Netzwerk sind insgesamt bereits gut 1.200 Hochvolttechniker aktiv, rechnete Thomas Tietje, Head of B2B Fleet and Insurance bei A.T.U, vor. Mit Hochdruck wandeln sich auch die Filialen selbst. Wie es bereits ein gutes Dutzend Stützpunkte vormachen, werden die Lager- zu Shopflächen umgewandelt. Papierlose Abläufe und kostenloses Wlan gehören zum Erscheinungsbild, das in den kommenden drei Jahren alle A.T.U-Filialen prägen soll.