Zum sechsten Mal lud der Verband markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften (VMF) seine Mitglieder und Premiumpartner zum jährlichen VMF-Branchenforum ein. Marcus Schulz, Vorstandsvorsitzender des VMF, begrüßte die Teilnehmer und fasste kurz die rasanten Entwicklungen der Mobilität sowie die Herausforderungen für die herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften, ihre Kunden und Partner aufgrund des Dieselskandals und der WLTP-Umstellung zusammen. Er informierte zudem darüber, dass der Verband sich sowohl personell wie inhaltlich breiter aufstellt: inhaltlich als neutraler Richtungsweiser im heterogenen Mobilitätsmarkt der Gegenwart und der Zukunft. Personell mit einer "Geschäftsstelle light" als Unterstützung für die bestehenden und neuen Mitglieder aus dem Bereich der herstellerneutralen Mobilität und Premiumpartner sowie deren Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung. So wird unter anderem das VMF-Branchenforum zukünftig drei Mal im Jahr in Form von Vorträgen und Workshops stattfinden. Neue Interessenten sind laut Verband herzlich willkommen.
Die interne Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Digitalisierung der Flotten, der Mobilität sowie der Elektromobilität, wozu ausgewählte Referenten innerhalb und außerhalb der Fördermitglieder (Premiumpartner) Einblicke in aktuelle Neuerungen rund um die Branche gaben.
Als erster Referent zeigte Eric Wirtz, international Sales-Director von PS-Team, Walluf, wie Kunden vom "Schmerz" des Strafzettelmanagements befreit werden können, der sie im Durchschnitt vier Mal pro Jahr und Fahrer ereilen kann. Das sind bei einer Flotte von 100 Fahrzeugen 400 Strafzettel, die jährlich bewältigt werden müssen. Der digitale Strafzettelmanagementprozess von PS-Team vereinfacht dieses Handling, wobei der Dienstleister aktuell mit den zentralen Verkehrsbehörden wie in Kassel verhandelt, um die Strafzettel künftig direkt zu erhalten, so dass die Kunden komplett entlastet sind. Strafzettel können so innerhalb von ein bis zwei Tagen bearbeitet und bezahlt werden.
Pirelli-Forschungsleiter im Werk Breuberg, Christof Mühlhause, zeigte Trends in der Automobilindustrie und deren Auswirkungen hinsichtlich der Reifentechnologie, insbesondere bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren, auf. Allein das Gewicht der Batterie beim Elektro-SUV von 700 Kilogramm führt zu einem Spagat zwischen der Traglast der Reifen und dem Reifendruck auf der Straße mit ihren Laufeigenschaften. Ergänzend kommen die Umweltanforderungen hinzu, wie beispielsweise die Absenkung der Reifenabrollgeräusche. Alles zusammen führt zu komplexen Forschungs-, Material- und Produktionsherausforderungen, die die Reifenindustrie hier zu meistern hat.
Mit dem "ersten digitalen Bezahlsystem für den Autohandel" schilderte Lasse Diener, Mitbegründer des Kölner Start Ups Bezahl.de, plakativ die Vereinfachung und Beschleunigung des Zahlungsvorgangs beim Neu- und Gebrauchtwagenverkauf. Schließlich, so Diener, verbringt ein Autohausmitarbeiter zwei Drittel seiner Zeit mit administrativen Aufgaben, teilweise gilt das auch für den Verkäufer. Sicherer, transparenter und effizienter für alle Beteiligten ermögliche die digitale Lösung von Bezahl.de die Zahlungsabwicklung, der sich bereits heute schon viele Autohäuser angeschlossen hätten. Das neue Auto - bildlich gesprochen - mit einem Koffer voller Geld beim Händler abzuholen, gehöre damit der Vergangenheit an.
"Digitale Disruption durch autonomes Fahren?"
Stefan Jenzowsky, Gründer und Managing Director von Kopernikus Automotive, Berlin, gewährte mit seinem Vortrag "Digitale Disruption durch autonomes Fahren?" einen aufrüttelnden Blick in die derzeitig hohen Forschungsaktivitäten in Amerika und vergleichsweise geringen in Europa und deren Auswirkungen für die Zukunft. Ob Robo-Advisor den Einkauf unterstützen, lernende Computer die besseren Managemententscheidungen treffen oder in zehn bis 15 Jahren nur noch autonom gefahren wird - "Digitalisierung" findet laut Jenzowsky aufgrund wachsender Rechnerkapazitäten von Quantencomputern in absehbarer Zukunft praktisch überall in unserem Leben statt. Alles entwickle sich in Richtung intelligenter elektronischer Assistenten, so seine Zukunftsvision. Und diese Entwicklung verläuft exponentiell, also extrem schnell, so dass die deutschen Automobilhersteller und alle Mobilitätsanbieter jetzt zum zügigen Handeln aufgefordert seien, um nicht die Rücklichter des internationalen Wettbewerbes sehen zu müssen, sondern idealerweise umgekehrt.
Digitalisierung, Zukunft der Mobilität und neue Services werden auch die Executive- und Fördermitglieder des VMF weiterhin beschäftigen. Ein Workshop im Rahmen des kommenden Branchenforums ist bereits für den 5. September in Hamburg geplant. (red)