Bereits 2019 konnten Teilnehmer des Autoflotte Fuhrparktags in Wolfsburg einen Blick auf die ID-Modelle (damals noch) der Zukunft werfen. Klaus Zyciora, ehemals Designchef des Volkswagen-Konzerns, führte die Teilnehmer durch die heiligen Designhallen und zeigte die Studien, die ab Sommer 2020 nach und nach in Form des VW ID.3, ID.4 und eben ID.Buzz auf die Straße rollten.
VW ID.Buzz Pro langer Radstand (2025)
BildergalerieVW ID.Buzz war, ist und bleibt teuer
Nun sind wir sechs Jahre weiter und viele haben viel gelernt, beim Thema Elektromobilität – auch die Automobilhersteller. Manche Dinge funktionieren besser, andere noch immer nicht gut. Den VW ID.Buzz gibt es seit Herbst 2022. Damals vorgestellt mit 77-kWh-Akku und ausschließlich in der Kurzversion. Das bedeutete vor allem: wenig Platz im Inneren und lediglich fünf Sitzplätze. Aber nicht nur deswegen zündete der ID.Buzz nicht. Der Pferdefuß war (und ist) die völlig überzogene Preisvorstellung von VW. Der Startpreis vor gut 2,5 Jahren betrug 64.581 Euro für die Pkw-Version und 54.430 Euro für den spärlich ausstaffierten Cargo.
Jetzt, Ende Januar 2025, kostet der günstigste ID.Buzz als ziemlich nackter Fünfsitzer, mit kleinem 59-kWh-Akku noch immer 49.998 Euro (brutto). Wer 77 kWh möchte, zahlt mindestens 60.892 Euro für 4,71 Meter Elektrobus. Und wer mit dem getesteten 86er-Akku und langem Radstand liebäugelt, muss nochmals rund 1.925 Euro dazulegen – ein vergleichsweise kleiner Aufpreis für den "echten" Elektro-Bus.
286 PS Leistung haben 77er und 86er stets an Bord, die von hinten mächtig anschieben. Der ID.Buzz Pro langer Radstand, wie er sperrig benannt wurde, misst 4,96 Meter und damit exakt so viel wie der VW ID.7 Tourer.
Auf Wunsch gibt es zu den fünf Seriensitzen einen weiteren für 1.261 Euro. Dann ergibt sich eine 2-2-2er-Bestuhlung. Wer sieben Sitzplätze benötigt, zahlt 1.350 Euro und erhält das klassische Siebensitzer-Layout und echten sieben Sitzplätzen (auch dank verschiebbarer mittlerer Reihe).
Letzterer ist unser Testwagen. Mit dem feinen Unterschied, dass der Testwagen zudem komplett mit Extras gefüllt ist und sein Preis auf unfassbare 87.986 Euro angeschwollen ist. Das liegt unter anderem daran, dass VW bei allen ID-Modellen Selbstverständlichkeiten wie etwa die Wärmepumpe extra berechnet – mit rund 1.000 Euro.
Paket-Politik treibt Preis des VW ID.Buzz
Eine Wohltat in der kalten und dunklen Jahreszeit sind zudem Lenkrad- und Sitzheizung (im Komfort-Paket für 1.678 Euro) und das exzellente LED-Matrixlicht. Der Aufpreis von mindestens 1.773 Euro im Design-Paket ist dennoch zu hoch. Ebenso ist es verwunderlich, dass Menschen, die geräuschdämmende und abgedunkelte Seitenscheiben für 351 Euro ordern, gezwungen werden, die heizbare Frontscheibe (sinnvoll) für 143 Euro zu bestellen und das Komfortpaket-Plus, das mit 2.791 Euro (nicht für jeden sinnvoll) zu Buche schlägt. So werden aus dem Grundpreis von knapp 63.000 Euro am Ende oft rund 75.000 Euro.
Innen hat man dafür aber eine perfekte Sitzposition in der ersten Reihe auf den dann AGR-zertifizierten Sitzen (im Paket Interieur Style "Plus" für 2.886 Euro). Allerdings mutet die Massagefunktion dieser Sitze im Vergleich zum Technikbruder ID.7 Limousine wie ein Teigroller an. Massage geht 2025 einfach anders. Immerhin gibt es jeweils beidseitig am Sitz montierte und höhenverstellbare Armlehnen. Optisch sieht es mit dem hellen Interieur und sparsamen Einsatz von Holz (Interieur Style mit Lenkrad in Electric White, 1.065 Euro) wohnlich aus, wenngleich der dann inkludierte Anteil an Alublenden bei Sonneneinstrahlung durchaus ebendas tut: blenden.
Beim Navi des ID. Buzz besser auf Google und Apple setzen
MIB4, also das aktuelle Infotainmentsystem, ist nun auch im ID.Buzz integriert. Discover Pro nennt sich das „Highend-Navigationssystem“, das mit induktiver Ladefunktion fürs Handy und der unintelligenten Sprachassistentin IDA, die jetzt ChatGPT „kann“, beworben wird. Im Alltag nutzt weder IDA noch ChatGPT wirklich und nervt viel häufiger, da wenig verstanden wird. Wer Head-up-Display und Harman-Kardon-Soundsystem haben will (das Soundsystem könnte man sich getrost sparen), sollte gleich zum „Infotainmentpaket-Plus“ greifen, macht 2.933 Euro zusätzlich.
Highend in Kombination mit einem VW-Navi zu erwähnen, ist etwas vermessen. Wer auf die mögliche Ladeplanung verzichten kann (weil man es selbst besser weiß oder sich an eine App gewöhnt hat), ist gut beraten, Apple Karten, Google Maps oder Here Karten zu nutzen. Alle drei Systeme haben auf der Strecke von Bielefeld nach Rüsselsheim eine um 55 Kilometer kürzere Route mit hohem Landstraßenanteil vorgeschlagen, die nur zwei Minuten länger dauern sollte, wie der Vorschlag des VW-Navis mit dem 55-Kilometer-Umweg über die verbrauchsintensive Autobahn A7. Das darf gerade bei einem Elektroauto, bei dem jeder Kilometer doppelt wertvoll ist, nicht passieren.
Hinzu kommt, dass die Landstraße mit dem ID.Buzz wirklich Spaß macht. Der tiefe Schwerpunkt, das zur Landstraße passende Fahrwerk und der sofortige Geschwindigkeitszuwachs beim Überholen lassen Autofahrerherzen höherschlagen. Das undefinierte Bremspedalgefühl trübt das Fahrerlebnis hingegen spürbar. Mal bekommt man einen sauberen Druckpunkt, beim nächsten Bremsmanöver steckt der Fuß an der Stirnwand. Das Problem hat der ID.7 ebenfalls. Immerhin gehen die 286 PS bis Tempo 160 auch beherzt zugange. Das macht Spaß. Das Fahrwerk überrascht im Kurzstreckeneinsatz positiv mit geringer Seitenneigung, vernünftigem Ansprechverhalten und einem Hauch Sport-Attitüde. Ebenso der Wendekreis, der bei knapp zwölf Metern liegt.
Laute Windgeräusche im VW ID.Buzz
Auf der Autobahn kann aber je nach Fahrbahnbeschaffenheit ein latentes Kopfnicken des Vorderwagens die Nerven strapazieren. Auch störend: Ab Tempo 130 sind die Windgeräusche um die A-Säulen sehr präsent und ab 145 km/h laut. Weniger laut als eher mickrig klingt die Hupe. Liebe VW-Ingenieure, bitte installiert eine Doppelton-Fanfare, kostet nicht die Welt und man schämt sich beim Hupen nicht.
Erstklassig konstruiert sind hingegen die Hochkant-Außenspiegel. Selbst bei miesestem Winterschmuddel-Wetter bleiben die Spiegelgläser sauber und geben ausgezeichnete Rücksicht. Negativ hingegen: Die Scheibenwaschanlage verteilt das Spritzwasser aufgrund der Windschutzscheibengröße nicht effizient, sondern verschwenderisch und dennoch nicht sinnvoll. Hier müssten die Wischdüsen direkt an den Wischerarmen montiert sein.