Kleine Nebensträßchen, idyllische Alleen, verkehrsberuhigte Wellendurchfahrten - vielleicht ist das ländliche Gebiet in der Hauts-de-France rings um die Pferdestadt Chantilly nicht das passende Umfeld für Packesel. Das leise Renault-Duo fühlt sich dort aber nicht fehl am Platz. Die Strecke der zweistündigen Tour Richtung Westen geht durch Senlis an der D 330, vorbei an einem Schlösschen und biegt dann nach Süden ab. Dort ist gegen Mittag allerhand los, das Bremspedal hat dennoch nur wenige Einsätze, auch als der Kreisverkehr sich wie so oft zuerst visuell, zuletzt dann im Straßenbelag bemerkbar macht.
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Der Schaltstufenhebel im Kangoo Rapid E-Tech hat hinten rechts unter B eine dreistufige Rekuperationsfunktion, die der Fahrer mit einem kleinen Seitendruck je nach Lust und Laune zu- oder abschalten kann. Gut, dass der Park Asterix an der A 1 großräumig umfahren wird. So kann der Synchronmotor seine kräftigen 122 PS ausspielen. Damit leistet der neue Vortrieb in der zweiten Elektrogeneration des Kangoo nun rund das Doppelte, wenn auch das Drehmoment nur um 20 Newtonmeter auf 245 angestiegen ist.
Renault Kangoo Rapid: eine Zugnummer
Das Wasserschloss in Chantilly ist am Abschluss der Tour einen Abstecher wert. Auch abrollmäßig hat die Umgebung einiges zu bieten - mit einer extrem langen Kopfsteinpflasterstrecke, die vielen Fahrzeugen die Aufnahme in "Rüttlers Club" sichert. Im Renault-Neuling ist die erlaubte Geschwindigkeit dort gut verkraftbar. Die Dämpfung dafür ist entsprechend straff abgestimmt, daneben wurde die Bodenfreiheit des Kangoo Rapid um 30 Millimeter erhöht. Eine Bodenplatte aus Stahl schützt Motor und Getriebe, auch die Karosseriestruktur wurde verstärkt. Fürs Gewerbe ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist die Anhängelast: 1.500 Kilogramm gebremst darf der kleine Stromer ziehen. Neu und sinnvoll ist auch die erweiterte Traktionskontrolle (Extended Grip).
Renault Master mit neuem Akku
Anstelle des 33-kWh-Akkus speist den überarbeiteten Master nun die 52-kWh-Batterie aus dem Renault Zoe, der ebenfalls sein Z.E. gegen E-Tech eintauscht. Der flache Stromspeicher besteht aus zwölf Modulen und umfasst insgesamt 192 Zellen. Ihnen reicht bei allen Master-Varianten der Fahrtwind gegen Überhitzen. Was im Umkehrschluss aber bedeutet, dass die Schnellladefunktion des neuen Kangoo mit 80-kW-Gleichstrom hier fehlt. In nur 37 Minuten soll der flüssiggekühlte Speicher von 15 auf 80 Prozent Ladeleistung "gepusht" werden - wenn es mal "brennt", eine durchaus sinnvolle Option, die beim Kangoo wohl eher hinsichtlich eines Familienfahrzeugs spendiert wurde.
Leicht zugänglicher Laderaum
Europaletten? Die kann der Master E-Tech sogar durch die seitliche Schiebetür einladen. Dazu ist die Türöffnung 1.050 Millimeter (L1) beziehungsweise 1.270 Millimeter (L2 und L3) breit. Übrigens - der Kangoo kann das auch ohne B-Säule mit "Sesamöffne-Dich" sogar auf 1.460 Millimeter.
Hinter dem Lenkrad punktet auch der Master E-Tech mit klar gegliederten Rundinstrumenten. So informiert anstelle der Tankanzeige der Econometer den Fahrer über den momentanen Energieverbrauch und die zurückgewonnene Energie. Das Display des Bordcomputers gibt Auskunft über die Anzahl der verbrauchten Kilowattstunden, den momentanen und den durchschnittlichen Energieverbrauch sowie die verbleibende Reichweite.
Renault: Gedrosselter Antriebsstrang
57 kW müssen dem Master E-Tech, der wie seine Konkurrenten noch per Schlüssel gestartet wird, ausreichen. Dennoch sorgt das E-Aggregat für ordentliche Fahrleistungen, denn das Drehmoment bleibt unverändert. Kaum modifiziert wurde auch das Master-Fahrwerk: Doppelte Dreiecksquerlenker, Schraubenfedern und hydraulische Stoßdämpfer sorgen vorne mit dem Querstabilisator für Fahrsicherheit. Vom Verbrenner übernommen wurde auch die Rohrprofil-Hinterachse mit Verbundwerkstoff-Blattfedern und extra Dämpfern. Für den Stadtbetrieb und mehr Reichweite lohnen sich der Eco-Modus, die Vortemperierung beim Laden während der kalten Jahreszeit sowie die clevere Klimatisierung per Wärmepumpe.
Renault Austral (Fahrbericht)
BildergalerieRenault Master E-Tech L1H1
Preis ab: 54.890 EuroE-Motor | 57 kW/76 PS | 225 Nm 100 km/h | WLTP-Reichweite: 204 kmVerbrauch: 29,5 bis 39,5 kWh/100 km Batterie-Kapazität: 52 kWhLaden: 22 kW (AC), 50 kW (DC)L1: 5.075 | L2: 5.580 | L3: 6.230 mmRadstand: 3.180 | 3.680 | 4.330 mmH1: 2.307 | H2: 2.500 | H3: 2.730 mmBreite: 2.070 mmZuladung: 989 bis 1.420 kg (L3H2)Alle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer
HYVIA packt den H2-Tank aufs Dach des Renault Master H2-Tech
HYVIA ist ein Joint Venture der Renault Group und Plug Power im französischen Flins, wo das Spezialunternehmen für Mobilität rund um die Brennstoffzelle im März dieses Jahres eröffnet wurde. Ab Herbst sollen dort kompakte 30-kW-Brennstoffzellen samt Tanks gefertigt werden, die dann in Hochdach- Versionen des Masters eingebaut werden. 1.000 Stück, so erklärt HYIA Sales Direktor Philippe Boisvert, können dort pro Jahr gefertigt werden. Ende 2022 will das ambitionierte Unternehmen auch mit dem Aufbau von Wasserstoff-Tankstellen und der eigenen Wasserstoff-Produktion starten. Ob eine Platzierung so hoch oben sinnvoll ist, muss sich zeigen. gvo
Daten Kangoo Rapid E-Tech L1
Preis ab: 33.990 EuroE-Motor | 90 kW/122 PS | 245 Nm 135 km/h | 11,6 SVerbrauch: 17,1 bis 18,6 kwh/100 kmWLTP-Reichweite: 287 bis 350 kmBatterie: 44 kWhLaden: 11/22 kW (AC), 80 kW (DC)Versionen: L1 und L2L | B | H: 4.486 | 1.860 | 1.864 mmRadstand: 2.716 mmLadevolumen: 3,9 m³Anhängelast: 1.500 kgLeergewicht: 1.694 bis 1.754 kgmax. Zuladung: 476 bis 526 kgAlle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer