Kleinstwagen waren früher vor allem eins: günstig, und manchmal auch billig. Die Zeiten sind vorbei. Billig sind immer noch einige, günstig jedoch keiner mehr (siehe Seite 62). Die Preisspirale haben die Hersteller bis zum Anschlag zugedreht, das Qualitätsniveau rangiert oftmals jedoch noch auf Billig-Niveau. Und dabei sind hartes Plastik und billige Sitzbezüge sowie viel blankes Blech innen noch die kleineren Vergehen, die viele gar nicht stören.
Toyota Aygo X (2023)
BildergalerieHöherer Einstieg in den Toyota Aygo X
Toyota versucht hier den Spagat zwischen preiswertem Kleinstwagen und billigem Kleinwagen. Kurz zur Definition: Kleinstwagen sind deutlich unter vier Meter kurz, Kleinwagen fangen meist bei vier Metern an. Der alte Aygo, den es auch als Peugeot und Citroën in identischer Weise gab, ist Geschichte. Jetzt heißt er Aygo X und wirkt maskuliner, was in Zeiten der Gleichberechtigung vielleicht gar kein Bonus mehr ist, aber irgendwie dennoch gern gesehen wird. Um fünf Zentimeter höher (1,51 Meter), um 12 (!) Zentimeter breiter (174 cm) und mit 3,70 Meter 23 Zentimeter länger als das letzte Modell. Kein Wunder, steckt doch die Plattform vom größeren Yaris darunter, was ihn zum hochbeinigen Zwitter zwischen den Segmenten macht.
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Dass er nun eher Klein- als Kleinstwagen ist, merkt man im Innenraum. Das Platzangebot ist für den Zwerg gut und auch Fahrten zu viert sind durchaus machbar. Dennoch wird der Aygo X meistens alleine oder zu zweit benutzt, und dafür ist das Kofferraumvolumen von 231 Litern auch erträglich. Das Gute an den Genen des größeren Yaris: Der Aygo X fährt sich wirklich erwachsen. Er federt für einen Kleinstwagen sogar sehr gut, egal, ob man mit den dürren 17-Zöllern (175/65 R17) in der City unterwegs ist oder ihm auf der Autobahn mit Tempo 160 die Seele aus dem Leib fährt.
Toyota Aygo X: Ein Motor, zwei Getriebe
Denn um 160 Sachen zu fahren, braucht es langen Anlauf und idealerweise Rückenwind. Ein Liter Hubraum, drei Zylinder, 72 PS. Das ist aus heutiger Sicht eine Basismotorisierung. Dass man im Alltag, vor allem eben im Innerstädtischen und auf Landstraßen selten mehr benötigt, steht auf einem anderen Blatt. Der lediglich 950 Kilogramm leichte Aygo X ist flink und man kann auch lange Strecken ohne Blessuren überwinden. Und selbst bei Vollgas genehmigt sich der Japaner keine 7,5 Liter. Wer es drauf anlegt, schafft ohne Zauberei 4,5 pro 100 Kilometer und damit mehr als 700 Kilometer Reichweite - mit 35 Liter-Tank.
Dass für den günstigsten Aygo X erst einmal 13.353 Euro (netto) fällig werden, ist happig. Aber: Man kann mit der Basisausstattung durchaus fahren. Gut sogar, wie oben beschrieben. Unser Testwagen besitzt die Ausstattungslinie Play und kostet 840 Euro mehr. Dann kann man auch via Apple-Carplay (und Android-Auto) navigieren, hat ein Lederlenkrad und beheizte Außenspiegel. Und gegen Aufpreis gibt es (Einzonen-)Klimaautomatik, schlüssellosen Zugang und beispielsweise eine Rückfahrkamera sowie Sitzheizung (reagiert extrem schnell und ist sehr warm).
Robuster und markanter Toyota Aygo X
Der kleine Japaner, der in Tschechien vom Band rollt, zeigt sich nicht nur preislich selbstbewusst. Die Plastikbeplankung steht ihm und er mimt den robusten Cityflitzer mit erhöhtem Einstieg. Nicht gut gelöst - gerade für die Stadt: Er ist sehr unübersichtlich nach schräg hinten, was Fahrradfahrern zum Verhängnis werden kann. Auch eher rudimentär ist die Abstimmung des ACC-Abstandstempomaten, der sich auf der Autobahn immer wieder an die eingestellte Geschwindigkeit herantastet und sofort wieder minimal abbremst, um dann abermals dezent zu beschleunigen - darauf kann man verzichten. Die fünf Gänge flutschen hingegen gut durch die Schaltgassen. Wer möchte, kann für 924 Euro extra die stufenlose Automatik ordern - sehr komfortabel. So stellt Toyota mit dem Aygo X zwar kein Sparmobil auf die Räder, aber doch ein solides Automobil, das offensichtlich den Zeitgeist trifft und auch im Pflegedienst-Alltag mit dem häufigen Ein- und Aussteigen eine gute Figur abgibt.