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Fahrbericht: VW Touran wird cooler

25.06.2015 11:25 Uhr
Der kompakte Volkswagen trotzt dem Absatz-Abschwung im Van-Segment. Die neue Generation des Golf-Abkömmlings zeigt, wie das auch künftig gelingen kann.
© Foto: VW

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Von Peter Weißenberg/SP-X

Viel mehr, etwas weniger - und reichlich Kontinuität: Mit diesem Dreiklang untermalt rollt die neue Generation des VW Touran im September zu den Händlern. Was gleich bleibt ist vor allem der Preis: Ab 19.622 Euro netto gibt es den Kompaktvan in der Basisversion mit 81 kW / 110 PS-Benziner. Radio, Klima oder Wärmeschutzglas sind da (Trendline) schon drin. Kontinuität offenbart der VW auch bei Bedienlogik, Top-Ergonomie, penibler Verarbeitung, hoher Praktikabilität und nüchterner Gestaltung.

Fühlen wir auf Straßen in und um Amsterdam aber zunächst mal nach, was die "Offensive Fahrspaß" im Alltagsbetrieb bedeutet. Entwarnung: Es bleibt kinderfreundlich sanft im Normalbetrieb. Recht so. Die fast zwei Millionen Menschen, die sich bisher für einen Touran entschieden haben, wollen ja keinen Kulturschock erleben.

Der Umstieg auf den Modularen Querbaukasten, auf dem jetzt alle VW dieser Klasse rollen, eröffnet beim Kurven um Grachten und Küstenstraßen aber bei Bedarf neue Welten. Es ist kaum zu spüren, dass der Touran immerhin 13 Zentimeter auf 4,53 Meter Länge zugelegt hat. Im Gegenteil: Der Wagen wirkt agiler und vermittelt viel Kontakt zum Geläuf. Das macht Spaß, besonders in Verbindung mit der Fahrdynamik-Wahl; die kostet aber 870 Euro netto.

Auch der 1,6-Liter-Diesel weist 110 PS  auf; er ist vollkommen ausreichend, um den Touran vollgepackt zügig zu bewegen - und das mit weniger als sechs Litern Verbrauch im Test-Schnitt. Dennoch dürfte der Zweiliter-Diesel mit 110 kW / 150 PS wieder der Bestseller im Programm werden, tippt zumindest der technische Projektleiter Albert Maltzow. Obwohl der mit mindestens 26.029 Euro netto doch schon ziemlich weit vom Grundpreis entfernt ist (in der Comfortline-Version sind aber schon Leichtmetalfelgen, drei Einzelsitze hinten, Multimediabuchse, Parkpiepser und City-Notbremse drin). Dieser Bär spielt dank 340 Newtonmeter Drehmoment mit dem je nach Ausführung jetzt bis zu 62 Kilo leichteren Touran wie die Kinder mit dem Teddy. Ständige Verbesserung zahlt sich eben aus und macht diese Motorisierung wie auch den gleichstarken 1,4-Liter-Benziner (ab 25.273 Euro netto) zum limousinenähnlichen Begleiter für alle Normalfälle. Wer den Selbstzünder ganz gelassen nimmt, bekommt eine Fünf auf der Tankuhr als Belohnung. Für eilige Familien wird es im Herbst noch den Diesel mit 190 PS oder einen Benziner mit 180 PS geben – auf Wunsch sogar in der Kriegsbemalung der R-Pakete.

Beträchtlich mehr Möglichkeiten

Doch eigentlich ist ja ein Touran der automobilgewordene Friedensvertrag. Und da bietet Volkswagen Familien nun beträchtlich mehr Möglichkeiten. Zum Beispiel den, sich aus dem Weg zu gehen. Satte 11,3 Zentimeter mehr Radstand ermöglichen Maltzows Mannen,  nun erstmals auf Wunsch drei Sitzreihen anzubieten. Alle Sitze mit Gurtanlege-Erkennung, Seitenairbags, Reihe zwei und drei mit Isofix bestückt.

Selbst im vollbesetzten Fünfsitzer stehen bis zu 1.040 Liter Gepäckraum bereit. Wer 1.980 Liter braucht, muss nun nach dem Umklappen der Rückbank auch nicht mehr die Einkäufe über eine Stufe wuchten. Die Ladefläche ist eben, bis zu 2,70 Meter langes Gut geht bei umgeklapptem Beifahrersitz rein - und wegen fast senkrechtem Heckabschluss auch kein Stauraum verloren. Wer's schnittiger mag, kann ja den Golf Sportsvan kaufen.

Apropos Verwandschaft: Aus dem Passat kommt das optionale "Easy Open"-System: Schlüssel in der Tasche, Einkaufsberge auf dem Arm, Fuß unter den hinteren Stoßfänger - und der Kofferraum geht auf. Nicht nur Vati freut sich, dass der Van auch beim Design durch mehr Länge, auf 1,83 gewachsene Breite  und weniger Höhe deutlich satter auf der Straße liegt. Schärfere Sicken und ein horizontaler geprägtes Antlitz lassen den Kühler kühler dreinschauen. Und später wird noch SUV-Zierrat nachgereicht - fürs Abenteuer-Feeling.

Smartphones und Tablets

Touran-Gefühl heißt aber eher, dass die Kinder mal wieder den iPad-Adapter in einem der 47 Ablageorte verschusselt haben. Smartphones und Tablets werden dank der neuen Plattform jetzt auch eine viel größere Rolle im Familienvan spielen. Nahtlose Einbindung der Multimedia-Armada auf allen Plätzen ist garantiert, über bordeigenes W-Lan sogar die Fernbedienung von Navi oder Radio aus den hinteren Reihen. Ein paar hundert bis zu mehreren tausend Euro Aufpreis kostet das je nach Infotainment- oder Navigations-Ansprüchen.

Wichtig für den Familienfreund: Die volle Breite an Assistenzsystemen, die VW dieser Klasse spendiert, liegt nun auch im Touran vor - sofern mindestens die Variante Comfortline gewählt wird. Abstandsregel-Assistent, Spurhalter, automatische Notbremse, und, und, und. Auch Voll-LED-Scheinwerfer sowie ein Head-up-Display sind nun möglich.Auch die natürlich nur gegen Aufpreis.

Das ist denn auch fast der einzige Wermutstropfen im neuen Touran: Wer den Familienvan mit allen Möglichkeiten der 28seitigen Preisliste ausstattet, der kann sich als Normalfahrer danach eigentlich keine Familie mehr leisten. 


VW Touran (2016)

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