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Fahrbericht Smart Brabus: Nano Turismo

22.07.2016 05:36 Uhr
Neben dem Fortwo gibt es auch den Forfour in einer Brabus-Ausführung.
© Foto: Smart

Smart rüstet seine Stadtflitzer zum Sportwagen auf. Das klappt ganz gut – solange sie nicht auf die Langstrecke müssen.

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Von Holger Holzer, SP-X

Edel ausgestattet und kräftig motorisiert: Smart legt gemeinsam mit dem Tuner Brabus die neuen Top-Varianten seiner Kleinstwagen Fortwo und Forfour auf. Mit 80 kW / 109 PS Leistung, gestrafftem Fahrwerk und Race-Start-Funktion sollen Zwei- und Viersitzer nicht nur die Innenstadt, sondern auch das nähere Umland erobern. Mindestens 16.563 Euro ohne Mehrwertsteuer werden für den zweisitzigen Smart Brabus Fortwo fällig, das Cabrio gibt es ab 19.302 Euro netto. Beim viersitzigen Brabus Forfour startet die Netto-Preisliste bei 17.243 Euro.

Die Neuauflage des Power-Smart profitiert von dem Reifeprozess, den der Kleinstwagen beim letzten Modellwechsel Ende 2014 hingelegt hat. Zum Beispiel beim Fahrwerk: Zwar ist das beim Brabus-Modell noch einmal um 20 Prozent straffer ausgelegt als beim Standard-Smart, bietet aber einen angesichts des kurzen Radstands überraschend hohen Restkomfort. So sind Fortwo und Forfour zwar durchaus mitteilsam hinsichtlich des Straßenzustands, unzumutbare Härten muss man aber nicht hinnehmen. Der Komfort geht nicht auf Kosten der Sportlichkeit: Trotz des ungünstig hohen Schwerpunkts lässt sich der Kleinstwagen behände in die Kurve werfen, nimmt durchgedrückte Brems- und Gaspedale ohne übertriebenes Nicken hin. Dass das ESP deutlich weniger eingreifen muss als bei alten Smart-Baureihen kann ebenfalls als Zeichen der neuen Reife gesehen werden.

Ein Gewinn ist auch das serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe, das im Brabus-Smart besonders schnell schaltet und ganz allgemein viel geschmeidiger die Gänge wechselt als das automatisierte Schaltgetriebe der Vorgängerversion. Der Fahrer kann die Automatik zudem auf Knopfdruck zwischen der zackigen Sport-Einstellung und der Eco-Modus mit deutlich früheren Schaltpunkten wechseln lassen. Letztere mag im geruhsamen Stadtverkehr entspannter sein, drückt den übergroßen Verbrauch des kleinen Autos aber nicht nennenswert. Sind schon die Standard-Ausführungen von Fortwo und Forfour angesichts ihrer geringen Größe überraschend trinkfreudig, werden die Brabus-Modelle regelrecht zu Schluckspechten. Zwischen acht und neun Litern Super spritzten die Injektoren auf 100 nicht übertrieben zügig gefahrenen Kilometern in die drei Brennkammern des 0,9-Liter-Turbos im Heck des Fortwo. Trotz der gebotenen Fahrleistungen ist das deutlich zu viel für ein nicht einmal drei Meter langes Auto.

Wieselflinker Stadtwagen

Immerhin gibt es einen Gegenwert für den großen Durst. So wirken Fortwo und Forfour auf der Straße spritziger und flotter als es etwa die Spurtzeit in den technischen Daten (9,5 Sekunden bis Tempo 100) andeutet. In Kombination mit dem winzigen Wendekreis und der noch einmal direkter ausgelegten Lenkung ist der Brabus-Smart ein wieselflinker Stadtwagen, der dank der neuen Race-Start-Funktion selbst ein Ampel-Duell mit größeren Autos nicht scheuen müsste. Auch die kurze Landpartie beherrscht er mit seinem agilen und nicht zu harten Fahrwerk. Keine Freude hingegen macht er auf der Autobahn. Wie schon bei den Standard-Modellen stören bereits bei mittlerem Schnellstraßentempo laute Windgeräusche und die hohe Seitenwindempfindlichkeit. Bei den Brabus-Modellen sorgen darüber hinaus die extra breiten Reifen dafür, dass Fortwo und Forfour allen Spurrillen hemmungslos nachfahren.

So bleibt der kleinste Brabus am Ende am besten in der Stadt, und ihren Ausläufern. Dort kann sich der Fahrer beim Flanieren an der hochwertigen und umfangreichen Ausstattung erfreuen (Klimaautomatik, Panoramadach beziehungsweise Textilverdeck, Multifunktions-Sportlenkrad), während die Passanten die dezent-sportlichen Karosseriemodifikationen (Frontspoiler, Heckdiffusor, Sportabgasanlage, 16/17-Zoll-Felgen) registrieren. Wer es wirklich edel will, wählt die "Xclusive"-Version mit Ledersitzen, LED-Heckleuchten und separatem Drehzahlmesser. Dann allerdings steigt der Basispreis auf 19.084 Euro (Forfour: 19.537 Euro).

Zum Gran Turismo wird der Smart nach der Brabus-Behandlung also zumindest hinsichtlich Anmutung, Preis und Motorleistung. Wer wirklich auf eine flotte Langstreckenfahrt gehen will, findet zahllose bessere und günstigere Fahrzeuge als den "Nano Turismo" von Daimler, dem es außerhalb enger Innenstädte an praktischen Tugenden mangelt. Das gilt in noch höherem Maße für den viersitzigen Forfour, dem das Alleinstellungsmerkmal des Zweisitzers Fortwo fehlt. Der Brabus Fortwo nämlich ist zumindest eine einmalige Mischung aus Mini-Sportauto und Großstadtflitzer. Für größere Distanzen muss man sich dann halt noch einen Mercedes kaufen.


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