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Fahrbericht Cadillac XT5: Sichtbar anders

15.07.2016 05:33 Uhr
Cadillac XT5
Neuer Konkurrent für BMW X5 und Mercedes GLE: Cadillac XT5
© Foto: Cadillac

Die ungebrochene Lust der Kunden auf sportliche Geländewagen verlockt auch die US-Marke Cadillac, ihr Glück auf Europas Straßen zu suchen. Der XT5 überzeugt als Reisemobil.

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Von Mario Hommen/SP-X

Die amerikanische Traditionsmarke Cadillac will auch in Europa am Boom der SUV und sogenannten Crossover teilhaben. Der neue XT5 tritt mit Extravaganz und moderner Technik gegen deutsche Bestseller wie den BMW X5 oder den Mercedes GLE (früher M-Klasse) an. Die Preise für den 231 kW / 314 PS starken Fünftürer beginnen bei 48.800 Euro. Wobei der neue XT5 schon etwas Besonderes sein will. Seine dezente Eleganz steht für typischen Luxus ganz nach amerikanischem Geschmack. Nicht mit Allrad im Dreck wühlen, sondern stilvoll über die 5th Avenue oder den Sunset Boulevard flanieren. Allerdings würde der XT5 technisch auch abseits fester Straßen nicht ins Abseits fahren.

Der neue Cadillac, in den USA und China bereits erfolgreich, ist lang (4,82 Meter), aber eben kein Riese wie der bis zu 5,70 Meter messende große Bruder Escalade, der hierzulande eine Seltenheit geblieben ist. Der XT5 gleicht in seinen Dimensionen den Rivalen aus aller Herren Länder, ist also in diesem Punkt nicht herausragend. Anders beim Gewicht (gut zwei Tonnen) und beim Verbrauch (schon nach Norm glatte 10 Liter auf 100 Kilometer). Doch wer fragt schon nach solch schnöden Werten, wenn er zum ersten Mal im Leben einen Cadillac in die Garage stellen will.

Der XT5 will sichtbar anders sein. Die Frontpartie mit dem typisch senkrechten Tagfahrlicht sieht braver aus als bei vielen anderen dieser Spezies. Daran ändert auch der riesige Kühler nichts, da die darunterliegenden Lufteinlässe nicht die mittlerweise branchenübliche Aufdringlichkeit vermitteln. Die Dachpartie fällt leicht nach hinten ab, endet in einem kleinen Spoiler, unter dem sich geschickt der hintere Wischer unsichtbar macht. Der breite Zugang zum Gepäckraum reicht bis zum Stoßfänger. Die beiden rechteckigen Endrohre nehmen einen schmalen Schutzschild in die Mitte. Cadillac-typisch die ebenfalls steilen Rückleuchten, die nicht in die Heckklappe hereinragen.

Bei der Auswahl des Test-Caddy gab es keine Qual. Den XT5 gibt es nur in einer Motorisierung. Nach dem Druck auf den Startknopf meldet sich mit leisem Surren ein 3,6 Liter großer Sechszylinder, der auf Turbounterstützung verzichten kann und dennoch auf dem Papier mit ordentlichen Fahrleistungen aufwartet. Tatsächlich kann man auf dem Berliner Autobahnring auch mal mit knapp über 200 km/h unterwegs sein. Für dieses Tempo würde man im Heimatland des XT5 je nach Laune des örtlichen Sheriffs einige Tage hinter Gittern landen. Bei uns freut man sich über das kernige Motorgeräusch und den stabilen Geradeauslauf, der manchen US-Modellen einst fremd war. Allerdings wird's dann nicht auf dem Punktekonto teuer, sondern an der Tankstelle. Das hohe Gewicht lässt den Verbrauch noch rasanter ansteigen als bei gleichstarken europäischen Modellen.

Gelassenes Cruisen

Es geht auch anders. Beim gelassenen Cruisen spielt der XT5 seine Qualitäten als perfektes Reisemobil aus. Die Achtgang-Automatik schaltet sanft und früh hoch, die Abschaltung von zwei der sechs Zylinder drückt den Durst. Im Test waren es auf der Landstraßentour etwas über elf Liter. Das könnten Dieseltriebwerke besser, die Cadillac aber gar nicht erst im Programm hat. Der XT5 hat serienmäßig natürlich Allradantrieb, wobei die Kraft elektronisch vom Bordrechner dahin gelenkt wird, wo sie gerade gebraucht wird. Wird der Gasfuß gelupft, verabschiedet sich die Hinterachse dank einer Trennfunktion von der Antriebsarbeit, was natürlich zum Spritsparen beiträgt.

Rundumblick im Innenleben des Amerikaners: Die wichtigsten Armaturen werden auf einem 8-Zoll-Farbmonitor abgebildet, der nach dem Geschmack des Fahrers programmiert werden kann. Im Zentrum ein Touchscreen-Monitor, der nicht nur für die Navigation zuständig ist, sondern auch die Vernetzung mit der Außenwelt möglich macht. So können Apps des eigenen Smartphones per Fingerdruck bedient werden. Am Auffallendsten ist der Rückspiegel. Wie bei der großen Limousine CT6 erscheint auf Wunsch im Spiegelgehäuse das farbige Bild einer Rückkamera, das dreimal so viel zeigt wie üblich. Mit dieser Technik hat Cadillac wirklich die Nase vorn.

Aufgeholt haben die Amerikaner beim Thema Assistenzsysteme. Notbremsautomatik auch beim Rückwärtsfahren, Abstandsradar, aktives Spurhalten oder Fernlichtassistent sind an Bord. Einiges davon ist allerdings den teureren Versionen des XT5 vorbehalten. Aber auch das 41.008 Euro netto teure Basismodell bietet mit LED-Scheinwerfern, Rückfahrkamera oder Einparkhilfe schon einige Feinheiten. Beim Edel-XT mit Namen Platinum, der mit 56.134 Euro netto gleich um über 15.000 Euro teurer ist, bleibt dann kein Wunsch mehr offen: Feinstes Leder, Applikation in Aluminium, Kohlefaser oder Echtholz stehen für den Premium-Anspruch der Marke. Nicht auszudenken, was in den Preislisten süddeutscher Modelle für diese und andere Extras bezahlt werden müsste.

In Summe müssen wir viel ad Acta legen, was bisher von US-Modellen zu halten war. Dieser Cadillac ist auf der Höhe der Zeit, leistet sich kaum Schwächen und könnte durchaus für mehr Präsenz der berühmten Marke auch auf unseren Straßen sorgen. In ganz Europa wurden im letzten Jahr gerademal 579 Cadillac verkauft, immerhin 60 Prozent mehr als 2014. In diesem Jahr soll die 1.000er-Marke geknackt werden.

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