-- Anzeige --

Fahrbericht Skoda Kodiaq: Gelungene Generalprobe

08.07.2016 05:00 Uhr
Vier getarnte Kodiaq hat Skoda vor der Weltpremiere zu Testfahrten bereitgestellt. Ort des Geschehens: Storfjord in Norwegen.
© Foto: Skoda

Spät entschließt sich Skoda zu einem familientauglichen Geländewagen. Der Kodiaq ist das erste siebensitzige SUV seiner Klasse. Einige Wochen vor der Weltpremiere konnten wir in getarnten Vorserienmodellen unterwegs sein.

-- Anzeige --

Von Michael Specht/SP-X

Skodas sogenannte "kristalline" Tarnfolie hat es in sich. Niemand vermag zu erkennen, was für ein SUV darunter steckt. Das hat seinen guten Grund. Es sind Vorserienmodelle des Kodiaq, unterwegs auf letzten Abstimmungsfahrten. Die tschechische Volkswagentochter wird ihren neuen Geländewagen erst am 1. September der Öffentlichkeit zeigen und will sich bis dahin vor Erlkönig-Jägern, den Paparazzi der Autoindustrie, schützen. So lange gilt die höchste Geheimhaltungsstufe.

Dabei hat Skoda seine jüngste Neuheit in fast identischem Outfit bereits im März auf dem Genfer Autosalon gezeigt. Dort hieß das Auto nur "Vision S" und galt offiziell als Studie. Das Serienmodell wird bis auf wenige Details genauso aussehen. Es wird den typischen Hexagonal-Grill tragen, das Vieraugen-Gesicht haben und seitlich über die gleiche Fenster-Graphik verfügen. Der Kodiaq misst 4,70 Meter und ist damit über 20 Zentimeter länger als der VW Tiguan, mit dem er sich die technische Grundlage teilt. Skoda wollte mehr Raum und Funktionalität bieten, wofür der Autobauer mittlerweile weit über seine tschechischen Grenzen bekannt ist.

Die vier getarnten Kodiaq stehen für eine letzte Testfahrt bereit. Ort des Geschehens: Storfjord in Norwegen. Ein Gebiet fast wie Alaska, nach dessen Bären Skoda sein SUV benannt hat. Mit an Bord sind Vorstände, Designer und Entwickler. Fürs Cockpit gilt strengstes Fotografier-Verbot. Einige Bereiche sind mit schwarzer Folie verklebt, viele Kunststoffteile haben noch keine Narbung, sehen dadurch glatt und billig aus. Erst wenn die Passungen optimal sitzen, erhalten die Teile ihre endgültigen Oberflächen. Zu sehen sind jedoch klar gezeichnete Rundinstrumente und in der Mitte des Armaturenbretts ein großes 8-Zoll-Display, dessen seitliche Bedientasten ebenfalls unter Glas sind. Das sieht edel und hochwertig aus. Skoda verwendet hier die neueste Generation des MIB, des Modularen Infotainment Baukastens aus dem VW-Konzern. Daher stehen auch erstmals Apps, ein WLAN-Hotspot, verschiedene Online-Dienste und sogar eine kabellose Ladeschale fürs Handy in der Aufpreisliste. Auch die Kartendarstellung als Google Earth und Google Street View ist jetzt möglich. Moderner war noch nie ein Skoda.

Erstmals optional mit dritter Sitzbank  

Vielseitiger und praktischer allerdings auch nicht. Optional kann der Kodiaq als erstes Modell von Skoda mit einer dritten Sitzbank geordert werden. Sie steckt im Kofferraumboden und lässt sich ruckzuck aufstellen. Bieten diese Notsitze gewöhnlich gerade einmal Kleinkindern Platz, so können im Kodiaq auch Erwachsene dort halbwegs vernünftig sitzen. Vorausgesetzt, die beiden vorderen Sitzreihen werden ein wenig nach vorne geschoben. "Der Kodiaq ist ein echter Siebensitzer", sagt Vorstandschef Bernhard Maier, "das finden Sie sonst nirgends im Segment."

Unschlagbar dürfte der tschechische Bär auch in den Disziplinen Kofferraum und Ladekapazität sein. Als Fünfsitzer passen hinten noch üppige 720 Liter rein. Liegt die zweite Sitzreihe flach, sind es gigantische 2.065 Liter, mehr als selbst der als Raumwunder titulierte Mercedes E-Klasse Kombi zu bieten hat. Lumpen lässt sich Skoda auch bei der Funktionalität nicht. Die Heckklappe öffnet (gegen Aufpreis) und schließt mittels Fußschwenk. Praktisch, wenn der Einkauf nicht zuvor auf den Boden gestellt werden muss.

Zum Marktstart Anfang nächsten Jahres – bestellt werden kann ab September – wird Skoda den Kodiaq mit bekannten Aggregaten aus dem Wolfsburger Konzern ausstatten. Bei den Benzinern beginnt es mit 1,4 Litern und 125 PS. Diese Basisversion gibt es nur mit manuellem Sechsganggetriebe und Frontantrieb. Preise werden noch kalkuliert, sollen aber "auf Superb-Niveau" liegen, was bedeutet: Der Kodiaq startet bei rund 21.000 Euro netto. Als zweiter Benziner kommt der 1.4 TSI mit 150 PS zum Einsatz. Er kann wahlweise mit Allrad und Doppelkupplungsgetriebe bestellt werden. Beides ist beim Top-Modell, dem 2.0 TSI mit 180 PS serienmäßig. Der Turbomotor wurde jüngst von Audi entwickelt und überzeugte auf der Testfahrt durch leisen Lauf und guten Durchzug schon aus niedrigen Drehzahlen. Allerdings zeigte der Bordcomputer recht sportliche 10,2 Liter Verbrauch an. Laut Entwicklungsvorstand Christian Strube soll der Realverbrauch aber zwischen acht und neun Litern liegen.

Diesel bevorzugt

Die meisten Kunden in Deutschland und Europa werden eh zum Diesel greifen. Den bekannten Zweiliter-TDI gibt es mit 150 und 190 PS. Mit beiden Versionen ist der Kodiqa sehr gut bedient, gefällt durch gute Elastizität und spontane Gasannahme. Wem diese Leistung nicht reicht, muss mindestens noch bis 2018 warten. Dann wird Skoda vermutlich den Biturbo-Diesel mit 230 PS bringen und das Modell Kodiaq RS nennen. Offiziell bestätigt Vorstand Maier das Power-Paket noch nicht, doch weiß man vom Octavia RS, dass mehr als 20 Prozent der Kunden diese Version wählen. Das lässt hoffen.

Obwohl es sich bei den Testwagen noch um Vorserienmodelle handelte, hinterließen die SUV einen soliden und ausgereiften Eindruck. Der Kodiaq rollt leise und komfortabel ab, hat nur geringe Windgeräusche, lenkt sich direkt und handlich und man hat eine sehr gute Sitzposition. Optional lässt sich ein DCC (Dynamic Chassis Control) mit den Modi Normal, Sport und Comfort ordern. Fürs Setting genügt ein Fingertipp auf dem Bord-Display. Zu spüren sind die unterschiedlichen Einstellungen deutlich. "Wir haben darauf großen Wert gelegt", sagt Entwicklungschef Christian Strube, "ansonsten müssen wir ein solches Fahrwerk dem Kunden nicht anbieten."

Entsprechend dem elektronischen Zeitgeist kann der Kodiaq bis unters Dach mit Assistenzsystemen vollgestopft werden. "22 insgesamt", sagt der Projektleiter Gesamtfahrzeug, Jiri Dytrych. Darunter sind so Dinge wie eine 360-Grad-Kamera fürs bequeme Einparken, eine City-Notbremsfunktion, ein Aufpasser für Querverkehr beim rückwärtigen Ausparken, ein Assistent für den Toten Winkel, für den Abstand zum Vordermann und eine Fußgänger-Erkennung.

Cleverer Türkantenschutz

Besonders stolz aber Jiri Dytrych auf ein kleines Stück Plastik, das Skodas Slogan "Simply clever" einmal mehr unterstreicht: den Türkantenschutz. Sobald eine Tür geöffnet wird, klappt blitzschnell ein Kunststoffprofil heraus und legt sich passgenau um den senkrechten Falz im Bereich des Türgriffs. Die Beule am Nachbarauto bleibt damit aus. Eine höfliche Konstruktion. Etwas Ähnliches hatte Ford zwar auch schon entwickelt, Skoda meint jedoch, man hätte es cleverer gemacht.

Für 2017, dem ersten fast vollen Verkaufsjahr, erwarten die Tschechen einen Absatz von mehr als 100.000 Kodiaq. Man ist derzeit dabei, die Produktionskapazitäten in der Fabrik in Kvasiny zu erweitern. Für 2018 plant Skoda noch eine Coupé-Version des Kodiaq. Zunächst aber nur für China. Dort wird das Coupé auch gebaut. Ob es zu uns kommt, ist noch nicht entschieden.


Skoda Kodiaq (Vorserie)

Skoda Kodiaq (Vorserie) Bildergalerie

-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#SUV

-- Anzeige --

Mehr zum Thema


#Skoda

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.