Von Michael Gebhardt/SP-X
Mit Sportage und Niro hat Kia bereits zwei Hochbeiner in der Kompaktklasse im Rennen, Ende September kommt mit dem XCeed ein dritter dazu. Dass der jüngste Spross der Ceed-Familie den anderen die Käufer wegschnappt, befürchtet Kia nicht: Der Niro sei ganz klar als Öko-Alternative positioniert, der Sportage dagegen ein richtiges SUV, sagt Deutschland-Chef Steffen Cost. Und der mindestens 17.974 Euro netto teure XCeed? Der nennt sich Crossover, setzt auf schickes Design und sportliche Fahrdynamik und fährt aus Respekt gegenüber dem auch mit Allrad erhältlichen Sportage immer nur mit Frontantrieb vor.
Mit 4,40 Meter Länge rutscht der XCeed ziemlich genau in die handbreite Lücke zwischen Niro und Sportage, dafür aber duckt er sich mit nur 1,49 Meter Höhe deutlich tiefer in den Wind. Das merkt man auch innen: Große Menschen kommen, nicht zuletzt wegen der merklich höheren Sitzposition als im Standard-Ceed, dem Dach vorne wie hinten recht nahe; erst recht, wenn man das Schiebedach geordert hat. Zusammen mit den schmalen Fenstern, die leider auch die Sicht nach hinten einschränken, geht es im XCeed weniger luftig zu als in ein einem echten SUV.
Das heißt aber nicht, dass es zu eng ist: Zumindest auf dem gut konturierten Gestühl in Reihe eins findet jeder eine bequeme Sitzposition für lange Reisen, die Rückbank eignet sich klassenüblich eher für kurze Strecken. Praktisch: Mit 426 bis 1.378 Litern schluckt der XCeed-Kofferraum mehr Gepäck als der 8,5 Zentimeter kürzere Standard-Ceed - und auch mehr als die meisten seiner Mitbewerber. Zu denen zählen unter anderem Honda HR-V, Nissan Qashqai oder Mercedes GLA.
Kia XCeed
BildergalerieBeim Schneidern des Blechkleids zeigen sich die Kia-Designer inzwischen mutiger: Von vorne überzeugt der selbstbewusste Tigernose-Kühlergrill, in der Seitenansicht gefallen die lange Motorhaube und das nach hinten versetzte Greenhouse. Dazu kommt ein muskulöses Heck, das dem XCeed reichlich Kraft verleiht.
Eher schlicht als aufregend
Lieber kein Risiko wollten dagegen, wieder einmal, die Inneneinrichter eingehen. Das Cockpit ist Kia-typisch übersichtlich, mit guten Materialien ausgeschlagen und tadellos verarbeitet – aber eher schlicht als aufregend. Daran ändert auch das erstmals bei Kia erhältliche, volldigitale 12,3-Zoll-Kombiinstrument nichts, das mit feiner Optik punktet und gut ablesbar ist, allerdings – abgesehen vom Sport-Modus – keine individuellen Anzeigeoptionen bietet. Ebenfalls neu in der Ceed-Familie: Das Navigations-Infotainment-System bekommt auf Wunsch einen 10,25 Zoll großen Touchscreen. Die dazugehörigen Sensor-Tasten unter dem Bildschirm sehen schick aus, reagieren aber leider nicht sofort auf jeden Fingerdruck.
Spontan auf Bewegungen des rechten Fußes antwortet dagegen der von uns gefahrene, ab 18.815 Euro netto erhältliche 1,4-Liter-Benziner – und zwar mit gleichmäßiger Kraftentfaltung und ordentlichem Durchzug. Der äußerst leise Turbo-Vierzylinder markiert mit 103 kW / 140 PS – wie im normalen Ceed – die goldene Mitte im Benzinerangebot und wuchtet mit seinen 242 Newtonmeter Drehmoment den 1,4 Tonnen schweren XCeed in knapp unter zehn Sekunden auf Tempo 100. Selbst in bergigem Geläuf hinterlässt das Triebwerk einen souveränen Eindruck, ohne dass man das leichtgängige Sechsgang-Getriebe überstrapazieren müsste; alternativ bietet Kia einen komfortabel abgestimmten, siebenstufigen Doppelkuppler an. Den dynamischen Anschein, den der XCeed optisch erweckt, erfüllt auch das Fahrwerk: Der Kia liegt satt auf der Straße und lässt sich gerne auch flotter um die Kurve bitten, ohne dabei stark zur Seite zu schwanken.
Wer die Ceed-Motorenpalette kennt, weiß welche Antriebe noch für den XCeed verfügbar sind: Den Einstieg markiert hier allerdings der Dreizylinder-Turbo mit 88 kW / 120 PS, auf den 1.4er-Sauger verzichtet Kia. Nach oben setzt der 1.6 T-GDI (ab 23.773 Euro netto) mit satten 150 kW / 204 PS ein sportliches Zeichen, dieselseitig stehen zwei 1.6er mit 85 kW / 115 PS oder 100 kW / 136 PS zur Wahl (ab 19.991 Euro netto). Auch die beiden Top-Aggregate sind mit Automatik erhältlich. Die Verbräuche gibt Kia mit rund sechs bis sieben Litern für die Benziner an, die beiden Selbstzünder sollen gut vier Liter verdrücken – allerdings nach NEFZ-Lesart; die realitätsnäheren WLTP-Werte liegen dementsprechend höher.
Wer sparsamer unterwegs sein will, braucht noch etwas Geduld: Der angekündigte Plug-in-Hybrid mit rund 60 Kilometern Reichweite kommt nicht vor Anfang 2020 – und auch die 48-Volt-Mildhybrid-Unterstützung für die Diesel lässt bis dahin noch auf sich warten.