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Fahrbericht Kia Optima: Markenbotschafter statt Megaseller

06.01.2016 09:30 Uhr
Kia Optima 2016: schick im Aussehen, wertig in der Anmutung.
© Foto: Kia

Der neue Kia Optima ist ja fast wie der alte. Doch das behutsam angefasste Design täuscht, denn im Gesamteindruck präsentiert sich die zweite Generation durchaus intensiv renoviert.

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Von Patrick Broich/SP-X

Der Kia Optima ist ein wahres Massenauto. Weit über eine Million Exemplare verlassen alljährlich die über den Globus verstreuten Werke – doch nach Deutschland gelangen nur wenige Hundert Stück. Schade eigentlich, denn – so viel sei vorweggenommen – der Euro-Koreaner ist ein richtig gutes Auto. Daher betont Kia Motors Deutschland-Chef Steffen Cost vorsichtshalber noch einmal, dass die ab 21.000 Euro netto startende Mittelklasse den Charakter eines Markenbotschafters habe.

Das beginnt mit dem Design, das die Gestalter um Peter Schreyer in Frankfurt zeichneten und für das neue Modell behutsam weiterentwickelten, geht über den mit ordentlich Know How aus dem Rüsselsheimer Entwicklungszentrum gefütterten Diesel und endet noch lange nicht mit dem inzwischen ausgereiften Interieur. Vielleicht liegt der Knackpunkt ja am fehlenden Kombi. Das Problem soll nächstes Jahr gelöst werden. Und ein bisschen mehr Auswahl bei den Motoren könnte er durchaus haben – der auf 104 kW / 141 PS erstarkte 1,7-Dieselmotor ist womöglich doch etwas dünn. Da wäre allerdings noch der Zweiliter-Benziner mit 120 kW / 163 PS. Andererseits dürfte der Selbstzünder den Ansprüchen der meisten Kunden einer "Brot- und Butter"-Klasse schon ziemlich nahe kommen.

Erste Proberunden mit der CRDi-Ausgabe, deren Aggregat kultiviert läuft, zeigen akzeptable Fahrleistungen, wenngleich sie natürlich kein Pulsbeschleuniger ist. Doch die Elastizität geht in Ordnung, man kann den Selbstzünder schaltfaul fahren angesichts 340 Nm Drehmoment ab 1.750 Touren. Die sechs Gänge rasten auffällig leichtgängig ein, der Schalthebel schmeichelt außerdem der Hand. Darüber hinaus haben sich die hauseigenen Techniker etwas einfallen lassen und die bisherige Wandlerautomatik analog zum Cee'd durch das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe ersetzt. Man muss wirklich Pedant sein, um diese Art der Kraftübertragung zu spüren – allenfalls die Anfahrcharakteristik mit der Lamellenkupplung, die auf ein Ölbad verzichtet, verrät es. Die Schaltvorgänge erfolgen wirklich geschmeidig, selbst unter plötzlich einsetzender Volllast gibt es keine ruckartige Arbeitsweise. Den gemittelten Verbrauch nach NEFZ beziffert der Hersteller auf 4,2 Liter je 100 km – mit der Automatik sind es vernachlässigbare 0,2 Liter mehr. Das verkaufsfördernde Effizienzlabel A+ ist jedenfalls gesichert.

Gediegenes Interieur

Erfreulicherweise punktet der Kia auch durch innere Werte. Es ist den Konstrukteuren gelungen, die Inneneinrichtung gediegen aussehen zu lassen, ohne einen überkandidelten Eindruck zu vermitteln. Die sanft geschwungene Wulst im Bereich des Armaturenbretts geht als architektonischer Kniff durch – das Material, ein geschäumter Kunststoff, fühlt sich gut und wertig an. Es war klug, auf künstlich wirkende Holzintarsien zu verzichten, die braucht dieses Segment nicht, so wirkt es ehrlich. Dank eines um zehn Zentimeter gewachsenen Radstandes geht es im Fond nun richtig luftig zu, und selbst der Vorgänger hat nicht mit Raum gegeizt. Ferner präsentiert Kia ein durchdachtes Infotainment-Konzept – so gibt es eine kleine TFT-Fläche zwischen den klassischen Rundskalen. Hier werden die Verbrauchswerte ebenso dargestellt wie Fahrempfehlungen der aktuellen Zielführung. Technik-Freaks wünschen sich vielleicht etwas mehr Elektronik, doch pragmatisch ist das Gebotene allemal.

Der Hersteller bietet dem Käufer darüber hinaus zahlreiche Assistenten an, die in der Praxis auch gut funktionieren. So arbeitet der aktive Tempomat beflissen, vollzieht seine Bremsungen außerdem sanft. Die aktive Lenkung hält den Wagen sauber in der Spur, ohne ihn wie ein Pendel zwischen den Markierungen hin- und herzuschwingen zu lassen, bis die Elektronik zur Übernahme des Lenkrads mahnt – so sind derzeit eben noch die juristischen Hürden. Sollten sich diese ändern, wird auch Kia das Thema "Stauassistenz" spielen. Sollte ein Fußgänger vor dem Auto auftauchen, wird er vom Optima erkannt. Das Auto bremst dann notfalls selbstständig. Geregelte Dämpfer lassen dem Fahrer ab sofort die Wahl, ob er lieber komfortabel oder sportlich unterwegs ist, aber ein ausgeprägter Dynamiker, mit dem man um die Ecken preschen müsste, ist der Optima ohnehin nicht, wenngleich er einen sauberen Strich fährt.

Sportliche Version kommt

Kia selbst sieht den Optima allerdings auch mit dynamischen Qualitäten – die bereits auf der IAA präsentierte GT-Version wird kommen und mit mehr als 250 PS ein Zeichen setzen. Auch einen Plugin-Hybrid wird es nächstes Jahr geben. Zudem arbeitet man an einem doppelt aufgeladenen Selbstzünder, der weit über 200 Pferde in die Waagschale werfen wird. Begleitend dazu wird es dann auch eine gänzlich neue Plattform geben.


Kia Optima 2016

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