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VW-Skandal: Ingenieure gestehen

05.10.2015 09:06 Uhr
Im Abgas-Skandal bei Volkswagen haben einem Zeitungsbericht zufolge mehrere Mitarbeiter Manipulationen gestanden.

In Deutschland und Frankreich drohen weitere Abgas-Prozesse, in Amerika muss der US-Chef im Kongress aussagen. Die interne Aufklärung kommt indes wohl voran. Themen genug für eine weitere Sondersitzung der Aufseher.

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Im Abgas-Skandal bei Volkswagen haben einem Zeitungsbericht zufolge mehrere Mitarbeiter Manipulationen gestanden. Die Ingenieure hätten bei Befragungen ausgesagt, 2008 die Schadsoftware installiert zu haben, berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf die interne Revision des Autobauers. VW wollte den Bericht nicht kommentieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte den Konzern zu einer raschen Aufklärung des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen auf. 

In Deutschland drohen VW weitere Prozesse. So hat ein Privataktionär aus Baden-Württemberg beim Landgericht Braunschweig eine Schadenersatz-Klage eingereicht. Die US-Umweltbehörde EPA, die den Skandal vor gut zwei Wochen öffentlich gemacht hatte, kündigte neue Tests an. An diesem Dienstag spricht der neue VW-Chef Matthias Müller in Wolfsburg erstmals zu den Beschäftigten, tags darauf steht die nächste Krisensitzung des Aufsichtsrates auf dem Programm. Als genüge dies nicht, muss am Donnerstag der US-Chef von VW, Michael Horn, im US-Kongress Rede und Antwort stehen. 

"Ich hoffe, dass VW jetzt schnell die notwendige Transparenz herstellt und die Dinge aufarbeitet", sagte Merkel dem Deutschlandfunk. Die vor gut zwei Wochen bekanntgewordene Affäre um manipulierte Abgas-Tests bei Dieselfahrzeugen sei "natürlich ein einschneidendes Ereignis, das nicht gut ist", sagte die Kanzlerin.

Großer Kreis an Mitwissern

Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" geht der VW-Aufsichtsrat von einem weitaus größeren Kreis an Mitwissern aus als bisher angenommen. "Die These, alles sei nur das Werk von ein paar kriminellen Entwicklern, ist nicht haltbar", zitierte das Blatt aus dem Kontrollgremium. Der Konzern habe "systematisch Kunden und Behörden getäuscht". Der Aufsichtsrat dränge Müller dazu, rasch in die USA zu reisen und dort Reue zu zeigen. "Wir kommentieren diese Berichte nicht", sagte ein VW-Sprecher. Das Unternehmen treibe die Aufklärung der Geschehnisse voran. "Sobald wir belastbare Ergebnisse haben, werden wir darüber informieren."

Merkel betonte, ihrer Ansicht nach sei das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft "nicht so erschüttert (...), dass wir nicht weiter als ein guter Wirtschaftsstandort gelten." EU-Parlamentschef Martin Schulz (SPD) griff VW mit scharfen Worten an. "Das war ein Anschlag auf den Standort Deutschland, auf viele tausend Kunden und Arbeitnehmer", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). 

Laut "Bild am Sonntag" (BamS) hatten die VW-Ingenieure keine Lösung gefunden, wie sie sowohl die Abgasnormen als auch die Kostenvorgaben für den Motor einhalten konnten. Daher sei die Entscheidung gefallen, die Manipulations-Software zu verwenden. Unklar sei aber weiterhin, wer die Anweisung für die Installation gab.

US-Behörde plant weitere Abgas-Tests in Autobranche

Im weltweit zweitgrößten VW-Werk im mexikanischen Puebla standen am Samstag die Bänder still, in Australien stoppte die Tochter VW Australia den Verkauf einiger Dieselmodelle. Bei den neuen EPA-Tests könnten auch andere deutsche Hersteller einbezogen werden. Ein auf den 25. September datiertes Schreiben der Behörde richtet sich pauschal an alle Autobauer. In dem Dokument weist die EPA darauf hin, mit den neuen Verfahren solle geprüft werden, ob Schummelsoftware (Englisch: defeat device) verwendet wird.

"Mir ist bewusst, dass Sie als Aktionäre des Konzerns viele Fragen haben, auf die Sie gern eine Antwort hätten", heißt es derweil in einem auf der VW-Internetseite veröffentlichten Brief Müllers an die Aktionäre. "Ich versichere Ihnen, dass ich Ihnen Antworten geben werde". Dafür bat Müller aber um Zeit. Bei der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch der Präsidiumsbeschluss zur Wahl des bisherigen VW-Finanzchefs Hans Dieter Pötsch in den Aufsichtsrat abgesegnet werden.

VW richtet Internetseite für betroffene Kunden ein

VW richtete unterdessen eine Internetseite ein, auf der über die Fahrgestell-Nummer überprüft werden kann, ob ein Wagen von den Manipulationen betroffen ist. Vor gut zwei Wochen war herausgekommen, dass Volkswagen mit einem Computerprogramm die Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert hatte. Weltweit sind laut VW elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davon rund 2,8 Millionen in Deutschland. VW soll die Manipulationen bereits am 3. September gegenüber der EPA eingeräumt haben.

Nach Berechnungen des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer drohen auch der Unternehmenstochter VW Financial Services sowie der VW-Handelsorganisation wegen des Skandals allein in Deutschland Kosten von bis zu einer Milliarde Euro. Grund seien die gesunkenen Wiederverkaufswerte von Leasing-Rückläufern der mit EA 189-Motoren ausgestatteten Fahrzeuge. Diese würden zum Großteil von VW Financial Services finanziert, schreibt Dudenhöffer in einer Analyse.

Diesel hat Zukunft

Experten glauben trotz des Skandals an eine Zukunft für Diesel-Fahrzeuge. "Wichtig ist, dass die Automobilindustrie in allen Fahrzeugsegmenten Abgasminderungstechniken einsetzt, die wirksam Emissionen verringern", sagte Professor Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik beim ADAC, der dpa in München. Greenpeace kritisierte, jenseits des Abgas-Skandals gebe es ein gravierendes Problem mit dem Diesel-Schadstoffausstoß in Deutschland. Darauf wiesen Daten des Umweltbundesamts hin, wonach die Belastung der Luft mit schädlichen Stickoxiden seit dem Jahresbeginn an gut der Hälfte aller Mess-Stationen in deutschen Städten über dem erlaubten Grenzwert gelegen habe, teilte die Umweltschutzorganisation mit.

Der VW-Aktie findet indes weiter kaum Halt. Am Freitag rutschten die Vorzugspapiere an der Frankfurter Börse zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Oktober 2011. Seit Bekanntwerden des Skandals brachen sie um rund 43 Prozent ein. (dpa) 

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