Es braucht nicht viel, um Unterschiede zwischen Wolfsburg und Göteborg aufzuspüren. In der zweitgrößten Stadt Schwedens dominiert der Wandel. Auf wohltuende Art. Und das kommt nicht von ungefähr: Vor rund zwei Jahren haben die Stadtväter ehrgeizige Ziele beschlossen: Man möchte Volvos Heimat in einen schicken, ökologisch konsequenten und ökonomisch leistungsstarken Hotspot verwandeln. Richtig gelesen: schick und ökologisch. Hört sich ja leicht nach EX30 an ...
Volvo EX30 in Schweden
BildergalerieVolvo: Radikale Reduktion
Der Plan für Göteborg besagt, die CO2-Emissionen radikal zu reduzieren. Von 2010 an gerechnet soll das Minus bis 2030 beachtliche 90 Prozent betragen. Zum Vergleich: Gesamtschweden peilt in dem Zeitraum 70 Prozent an. Das Interessante an Göteborg: Man ist auf einem guten Weg, obwohl mehr Jobs entstehen und mehr Besucher und Touristen kommen. Klingt nach gezieltem Umbruch, für den in gewisser Weise auch der EX30 steht. Wer ihn fährt, geht mit Volvo neue Wege.
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Abgesehen vom geräuschlosen Antrieb und von der übersichtlichen Größe finden sich im Innenraum kein offenporiges Holz oder gefärbtes Rindsleder. Dafür recycelte und erneuerbare Materialien wie Denim, Flachs und Wolle. Volvo schnürt vier verschiedene Innendesigns, denen allen ein nachhaltiger Ansatz bei den Materialien vorausgeht. Wie und warum es zu dieser Neuausrichtung kam, erzählt uns Dan Fidgett.
Skandinavier lieben Kaffee, entsprechend hoch ist der Pro-Kopf-Verbrauch. Wir rollen derweil gemütlich durch Göteborg. Im milden Verkehr schwimmt der EX30 leichtfüßig mit. 2021 startete hier die sogenannte Green City Zone - die mit der Wirtschaft, der Bildung und mit öffentlichen Einrichtungen gemeinsam an neuen Technologien für Fahrzeuge und Infrastruktur zum emissionsfreien Verkehr bis 2030 arbeitet.
Eins der Ziele: Die Reduktion des öffentlichen Personenverkehrs. Man setzt zudem auf mehr Biofuel und beschleunigt die Elektrifizierung. Forcierter Fahrradverkehr soll Platz schaffen, um das Zentrum attraktiver zu machen und Parkplatzprobleme zu reduzieren.
Volvo: Im Gespräch mit Dan Fidgett
Dan Fidgett ist Head of Colors and Materials bei Volvo. Zu den Schweden kam er 2021. Zuvor arbeitete er in der Mode- und Sportindustrie für Adidas, Puma und andere.
Autoflotte: Wieso geht Volvo beim EX30-Innenraum neue Wege?
Dan Fidgett: Unsere Aufgabe und unser Ziel war es, den bisher nachhaltigsten Volvo mit dem geringsten CO2-Fußabdruck aller von uns hergestellten Fahrzeuge zu entwickeln. Für unser Interieur-Design-Team ergaben sich daraus die Fragen: Wie gehen wir das an? Wie können wir dies realisieren?
Wir wollten, dass jedes Material diese Fragen als Ausgangspunkt für jede Entwicklung hat: Wird dieses Material wirklich benötigt? Was ist sein Zweck? Welche Botschaft der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft wollen wir damit vermitteln? Dies forderte uns heraus, wirklich von der Form zur Funktion zu gehen und tiefer über verantwortungsvolles Design nachzudenken.
Autoflotte: Was war hier die schwierigste Entscheidung bei den verwendeten Materialien?
Dan Fidgett: Wir mussten den Prozess von "Form follows Function" neu ausrichten. Wir beginnen mit einem technischen Standpunkt und lassen die Ästhetik organisch aus diesen Prinzipien wachsen. Bei der Neudefinition von Premium haben wir gelernt, dass dies zu wunderbaren Ergebnissen führt.
So ist beispielsweise das Flachs und Denim in jedem Fahrzeug einzigartig. Es ist, als hätte man sein eigenes, maßgeschneidertes Kunstwerk in seinem Auto, das den Prozess und die natürlichen Eigenschaften der verwendeten Materialien zelebriert. Das ist etwas ganz anderes als die alten Formen von Premium und war ein anspruchsvoller, aber lohnender Prozess.
Autoflotte: Erzähl uns noch kurz was zum Thema Kreislaufwirtschaft, die ab 2040 starten soll.
Dan Fidgett: Der EX30 war für uns ein Ausgangspunkt, um mit der Erforschung der Kreislaufwirtschaft zu beginnen und uns dabei zu helfen, unsere Ziele für 2040 und darüber hinaus zu erreichen. Sozusagen unser ultimatives Ziel und unser Fixpunkt am Horizont.
Volvo: Mitarbeit statt Restriktion
Ein weiterer wichtiger Punkt: die Elektrifizierung der City-Logistik. Man analysierte, wie lange und wie weit Verteilerfahrzeuge in der City fahren, woraus sich der Bedarf an Platz, Ladesäulen und Fahrzeugen berechnete. Interessant und nachahmenswert: Die Stadt setzt hierbei auf freiwillige Mitarbeit und nicht auf Restriktionen.
Insgesamt gliedert sich Göteborg in Geschäftszone, Freizeit und Tourismus sowie in Wohngebiete, in denen das Fahren eingeschränkt wird. Bis 2030 plane man eine komplette Emissionsfreiheit. Schon heute hat Göteborg die größte E-Bus-Flotte Schwedens. Das passt ins Bild, da alle Transportsysteme und ihre Antriebe auf dem Prüfstand stehen.
Volvo EM90 - neue Fotos
BildergalerieWelche fahren in Zukunft elektrisch, welche mit Wasserstoff und welche können durch (Lasten-)Fahrräder ersetzt werden? Der Spirit ist ansteckend. Wohl auch deswegen gibt's den EX30 - einen kleinen Volvo mit großen Zielen. Wer seinen Entstehungsort kennt, weiß, wie engagiert Göteborg an der Verkehrswende arbeitet. Da fügt sich der neue Volvo - auch wenn er noch in China produziert wird - gut ins Bild.