Von Mario Hommen/SP-X
Meist kommt im Autobau die faszinierende Studie, irgendwann später folgt die ernüchternde Serienversion. Bei der chinesischen Firma Techrules läuft das umgekehrt, sofern man bei Handarbeit von Serie sprechen kann: Den über 1.000 PS starken Sportwagen-Studien AT96 und GT96 aus dem Jahr 2016 ist nur ein Jahr später die Serienversion Ren gefolgt, die optisch und technisch die Vorjahres-Konzepte zu Langweilern degradiert.
Die Fahrgastzelle bietet eine außergewöhnliche Bestuhlung für drei Passagiere. Während Fahrer und Lenkrad mittig platziert wurden, können nach hinten versetzt links und rechts von ihm zwei Gäste einsteigen. Ein Konzept, dass vom McLaren F1 der neunziger Jahre bekannt ist. Jeder Gast hat dabei im transparenten Dach seine eigene Wölbung. Die Designer-Stühle sind mit braunen Leder im Vintage-Look und Bluejeans-Stoff bezogen. Der Denim hat sogar typische Jeanshosennähte und Hosentaschen-Andeutungen. Wiederum ganz futuristisch wirkt das freischwebende Armaturenbrett im Jetflügel-Stil. Auf Türen hat man beim Ren verzichtet, stattdessen öffnet sich die Triple-Bubble-Kanzel nach oben und hinten.
Die weiße Abdeckung vom Vorderwagen ist mittig von einem Plexiglasstreifen unterteilt, der den Blick auf die vordere Radaufhängung freigibt. Vorne wie hinten rahmen riesige L-förmige LED-Leuchten jeweils riesige Luftöffnungen. In den Flanken fallen 22-Zoll-Räder im Turbinendesign ins Auge.
Techrules Ren Serienversion
BildergalerieMit vielen Antriebsvarianten
Das Design der Räder verrät bereits einiges über den Antrieb. Im Kern handelt es sich um ein Elektrofahrzeug, das neben einer Traktionsbatterie noch einen Range-Extender in Form einer Micro-Turbine an Bord hat. Dabei kann der Kunde zwischen einer Vielzahl von Antriebsvarianten wählen. Das geht mit den Motoren los. Die Basisversion wird von zwei E-Maschinen jeweils an den Hinterrädern angetrieben. Diese Version hat 320 kW / 435 PS. Außerdem will Techrules eine Version mit vier Motoren anbieten, bei der zusätzlich die Vorderräder einzeln angetrieben werden. Gleichzeitig verdoppelt sich die Leistung. Schließlich gibt es noch eine sechsmotorige Variante, bei der jeweils zwei Motoren pro Hinterrad und je ein Motor pro Vorderrad verbaut werden. Diese Topversion leistet 960 kW / 1.305 PS und 7.800 Newtonmeter Drehmoment. Damit soll der 1,7-Tonner den Standardsprint in 2,5 Sekunden schaffen und maximal 320 km/h erreichen.
Primär kommt der Strom aus einer Traktionsbatterie. Hier bietet Techrules die drei Kapazitätsstufen 14 kWh, 25 kWh und 32 kWh an. Als weiteren Clou verfügt der Ren über einen Range-Extender in Form einer Microturbine. Dabei gibt es einen auf Effizienz getrimmten Reichweitenverlängerer mit 30 kW, oder eine Hochleistungsturbine mit 80 kW. Während eine Batterieladung bis zu 200 Kilometer Reichweite ermöglicht, soll dank der Turbine das Reichweitenfenster auf bis zu 2.000 Kilometer steigen können. Für die Hochleistungsturbine ist dank eines 80 Liter fassenden Dieseltanks in Kombination mit der 25-kWh-Batterie eine Reichweite von 1.170 Kilometer realisierbar.
In so ziemlich allen Aspekten wirkt der Ren wie ein Auto, das niemals gebaut wird. Doch noch in diesem Jahr soll die Serienproduktion in Italien anlaufen. Preise werden nicht genannt, vermutlich wird der in kleiner Stückzahl in Handarbeit gefertigte Hightech-Renner jedoch einige Millionen kosten.