Die bei Google seit Jahren entwickelte Technik für selbstfahrende Autos könnte laut Medienberichten bei Fahrzeugen von Fiat Chrysler zum Einsatz kommen. Der Autobauer verhandele mit der der Google-Mutter Alphabet über eine Zusammenarbeit, schrieben das «Wall Street Journal» und die "Financial Times" am späten Donnerstag. Während der Internet-Konzern eine Flotte aus mehreren Dutzend zum Teil selbstentwickelter Roboterwagen auf die Straßen schickt, erklärten die zuständigen Manager stets, man suche nur eine Partnerschaft mit etablierten Herstellern.
Fiat Chrysler galt in der Branche schon länger als Kandidat für eine solche Kooperation mit Google. Der Konzern liegt bei der Entwicklung eigener Systeme für autonomes Fahren hinter Konkurrenten wie Ford, General Motors oder Daimler. Zudem ist Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne schon länger auf der Suche nach Partnern und erklärte wiederholt, dass sich die Auto-Industrie gegenüber Tech-Konzernen wie Alphabet oder auch Apple stärker öffnen sollte.
Der Chefentwickler der Google-Roboterwagen, Chris Urmson, hatte sich auf der Automesse IAA im vergangenen Herbst zuversichtlich gezeigt, dass sich Partner aus der Autobranche finden werden. "Wir sprechen intensiv mit Autoherstellern und so viele von ihnen denken vorausschauend, sehen die Herausforderungen, die vor uns als Gesellschaft liegen", sagte er der dpa.
Auch der ehemalige Hyundai-Manager John Krafcik, der seit vergangenem Herbst das Roboterauto-Projekt leitet, hatte Kooperationen als Ziel für die nächste Phase der Entwicklung ausgegeben. Ende des Jahres wurde in Medienberichten Ford als potenzieller Partner genannt - doch der Autobauer kündigte stattdessen einen Fokus auf die entwicklung eigener Technologien an.
Auftragshersteller für Tech-Schwergewichte?
Google baute erst die Sensoren und Steuertechnik nur in Fahrzeuge anderer Hersteller ein, inzwischen sind auch bei dem Internet-Konzern selbst entwickelte kleine elektrische Zweisitzer auf den Straßen. Die Vision ist, bei den Fahrzeugen in Zukunft ganz auf Bedienelemente wie Lenkrad oder Pedale zu verzichten und die Autos komplett vom Computer steuern zu lassen. In Teilen der Autoindustrie wird befürchtet, man könne als Auftragshersteller für Tech-Schwergewichte für Apple oder Alphabet enden. Der iPhone-Konzern entwickelt Medienberichten zufolge ebenfalls ein eigenes Auto, das zum Jahr 2020 fertig sein könnte.
Marchionne sieht die Branche vor großen Herausforderungen mit der Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge und dem Trend vor allem unter jungen Kunden, die Autos zu mieten, statt zu kaufen. Er brachte auch einen Zusammenschluss mit der Opel-Mutter General Motors ins Gespräch, wurde aber abgewiesen.
Alphabet ist sehr weit bei der Entwicklung autonom fahrender Autos und der Echtzeit-Analyse der Umgebungsdaten. Dennoch hat die Technologie noch Schwächen und vor kurzem verursachte die Software erstmals selbst einen kleinen Unfall mit Blechschaden.
Über Gespräche zwischen Fiat Chrysler und Alphabet hatte zuerst das Branchenblog Autoextremist.com berichtet. (dpa)