Der Deutschland-Geschäftsführer des Autobauers Hyundai hat eine schnelle politische Entscheidung zur weiteren Förderung von Elektro-Autos verlangt. "Unsicherheit ist das Schlimmste für den Markt", sagte Jürgen Keller in Frankfurt angesichts der nur bis Jahresende festgelegten Förderprämien. Die neue Bundesregierung will die erst im Juni 2020 deutlich aufgestockte Förderung überarbeiten. Die Prämien seien aus seiner Sicht weiterhin notwendig, um die Elektromobilität zum Erfolg zu bringen, sagte der Hyundai-Manager. "Ich hoffe, die Politik ist nicht zu blauäugig."
Bei einem vollelektrischen Fahrzeug mit einem Nettolistenpreis bis zu 40.000 Euro gibt es derzeit 9.000 Euro Prämie. Davon kommen zwei Drittel vom Staat, wenn der Hersteller das restliche Drittel mit auf den Tisch legt. Bei Plug-in-Hybriden sind es bis zu 6.750 Euro. Die im Juni 2020 eingeführte "Innovationsprämie", also die Verdopppelung des staatlichen Anteils, habe den Durchbruch für elektrische Antriebe gebracht, betonte Keller.
Einschnitte erwarte er möglicherweise bei der Förderung von Plug-in-Hybriden, so der Manager. Dieser Fahrzeugtyp mit Verbrenner- und Elektromotor steht bei Klimaschützern im Ruf, nur selten tatsächlich elektrisch bewegt zu werden. Er wird wegen erheblicher Steuervorteile vor allem in Deutschland nachgefragt.
Hyundai hatte im vergangenen Jahr gegen den negativen Markttrend seine Zulassungszahlen in Deutschland um 1,5 Prozent auf 106.620 Fahrzeuge gesteigert (wir berichteten). Damit wuchs der Marktanteil um 0,5 Punkte auf den Rekordwert von 4,1 Prozent. Die Koreaner waren damit die größte außereuropäische Marke und erreichten nach Stückzahl gemeinsam mit der Schwestermarke Kia (knapp 66.000 Neuzulassungen) den fünften Hersteller-Rang in der Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes.
Ioniq 5 bei Flottenkunden gefragt
Seine starke Position bei den Privatzulassungen konnte Hyundai mit einem Marktanteil von 4,3 Prozent behaupten und will diese im laufenden Jahr weiter ausbauen. Die gewerblichen Zulassungen bescherten Hyundai mit 18.476 Fahrzeugen ein Plus von 55,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bemerkenswert sei gewesen, dass das erst zur Jahresmitte verfügbare Elektroauto Ioniq 5 mit über zehn Prozent der Zulassungen bereits Platz vier der beliebtesten Modelle für Flottenkunden belege, so Keller.
Zwei von drei neuen Hyundais hatten 2021 nach Firmenangaben einen alternativen Antrieb, zu dem hier auch Hybride ohne Stecker und Autos mit Brennstoffzelle gezählt werden. 70.703 zugelassene Autos mit alternativen Antrieben bedeuteten zum Vorjahr eine Steigerung um 120 Prozent. Im laufenden Jahr sei man trotz Halbleiterkrise auch bei den Elektromodellen lieferfähig.
Der Manager kündigte global zwölf zusätzliche Elektro-Modelle bis 2025 an, darunter zum Jahresende 2022 eine hochwertige Limousine der vollelektrischen Sub-Marke Ioniq. Bis 2023 sollen global 30 Prozent aller neuen Hyundai-Fahrzeuge der Kategorie Zero Emission angehören, also ausschließlich mit Strom fahren. In Europa werden ab 2035 nur noch solche Modelle angeboten. Außerdem plant der koreanische Hersteller im gleichen Zeitraum 110.000 Brennstoffzellen-Fahrzeuge zu verkaufen. Hierzu zählen neben Lkw allerdings auch Schiffsantriebe, Züge oder Flugzeugmotoren.
Neuzugänge im Netz
Mit Blick auf das deutsche Vertriebsnetz kündigte Keller die Eröffnung von 20 weiteren Standorten im aktuellen Jahr geplant. 2021 war Hyundai bereits in gleicher Größenordnung gewachsen. Aktuell vertreten 339 Haupthändler die Marke in Deutschland. Hinzu kommen 135 Filialen und 61 Servicebetriebe an insgesamt 535 Standorten.
Keller: "Nur mit zuverlässigen Partnern und gegenseitigem Vertrauen können wir auch in Zukunft auf dem Markt gemeinsam erfolgreich sein. " Dabei setze man auch auf eine effektive und nachhaltige Vernetzung mit den Händlern. Die Digitalisierung liefere dazu wichtige Werkzeuge. "Hierzu zählen die bereits erfolgreich praktizierte digitale Jahresverkaufsplanung und die Möglichkeit, Verkäufe mit den Kunden digital abzuschließen. Auch diesen Weg gehen wir nur gemeinsam mit unseren Händlern", so der Deutschland-Chef.