Früher waren die Saab-Fahrer die Verrückten. Architektinnen, Ärzte, und Menschen aus Werbeagenturen fuhren Autos des anderen schwedischen Autoherstellers. Dann kam GM und machte der einen schwedischen Marke den Garaus. In zehn Jahres-Schritten passierte das. 1990 kaufte sich GM zu 50 Prozent ein, 2000 wurde alles übernommen, um Ende 2009 eigentlich abzuwickeln. Doch es kam nochmal Hoffnung auf. Chinesen wollten das Ruder in die Hand nehmen, dann Niederländer und wieder Chinesen, die letztendlich Mitte 2012 die Reste von Saab kauften. Seitdem ist nicht viel passiert.
Die Individualisten unter den Geschäftswagenfahrern haben aber in jedem Fall eine Alternative weniger gehabt. Gut für Jaguar (gehört seit 2008 zu Tata/Indien) und Volvo (seit 2010 Teil von Geely/China). Während sich Jaguar trotz guter Fahrzeuge mit wenig Auswahl schwertut, prosperiert Volvo seit Jahren. Hier scheint das Headquarter in China (Geely) dem Headquarter in Göteborg (Volvo) ziemlich freie Hand zu lassen – zumindest bei der Fahrzeugplanung und Ausgestaltung.
Volvo C40 Recharge (Fahrbericht)
BildergalerieCoupés sind im Trend, keine echten
Neuester Wurf: Der C40 Recharge Twin. Das ist ein kompakter Mix aus CUV und "Hot Hatch", wie die Briten zu sagen pflegen. Hinter dem Begriff steckt meist ein spurtgewaltiger Kompaktwagen: klein und stark also. Klein ist relativ, doch der C40 bringt es mit seinen gut 4,40 Metern auf echte Kompaktwagenabmessungen. Die Höhe ist SUViger, mit 1,58 Metern aber auch kaum höher als ein Renault Zoe. Zum Hot Hatch macht den C 40 sein Antrieb. Der ist zwar stets elektrisch aber dafür gleich doppelt vorhanden. Wie beim klassischeren Bruder namens XC 40 und beim Konzern-Vetter Polestar 2 gibt es im Bug einen E-Motor und im Heck einen weiteren, identischen. Diese beiden machen den C40 nicht nur zum Allradler, sie lassen auch zusammen 408 PS auf die Räder los. Das Gefühl beim Durchtreten des Fahrpedals ist damit klar: gigantisch. Der Tritt in den Rücken kommt auf Wunsch unverhofft und augenblicklich und der endet auch nicht, bis man beim Maximaltempo von 180 km/h ankommt. Selbst bei den Zwischenspurts kommt nur wenig hinterher, was turboaufgeladene sechs und acht Zylinder hat. 660 Newtonmeter Drehmoment sprechen eine deutliche Sprache.
Braucht man das? Ein ganz klares Nein. Das wird einem bereits klar, wenn man "zivilisiert" unterwegs ist. Denn wirklich sparsam ist der C40 nie. Das liegt zum einen an den beim Fahrtermin vorherrschenden Temperaturen und den stets montierten Allwetterreifen, die jedoch gut funktionieren. Ob man Michelin oder Pirelli bekommt, steht in den Sternen. Zum anderen liegt die mangelnde Effizienz am Antrieb und der großen Stirnfläche und einem CW-Wert von 0,33 mit dem sich der C40 in den Wind stemmt. Sind wir den Polestar 2 mit gleichem Antrieb im Sommer noch mit rund 25 kWh gefahren, wird das mit dem C40 nicht realisierbar sein – schon gar nicht, wenn man auf der Autobahn unterwegs ist.
In der Stadt perfekt, eigentlich
Ob er sich dort wirklich häufig aufhält, darf indes bezweifelt werden. Der Volvo ist ein Großstadtindianer, der auf dem Weg ins Büro fast alles richtigmacht (bis auf die miese Übersichtlichkeit, aber nennen Sie mal neue Autos mit einer guten). Auf dem Wochenendausflug ins Grüne macht er ebenfalls Spaß – zumindest dann, wenn die Reichweite kalkulierbar ist und auch „Vollgasetappen“ zum Spaß dazugehören sollen. Gerade Überland überzeugt das Fahrwerk mit einem gelungenen Kompromiss aus Direktheit und Komfort in Kombination mit der 19-Zoll-Mischbereifung.