_ Dass Opel gerade eine Menge richtig macht, zeigen die steil ansteigenden Zulassungszahlen - auch im Gewerbemarkt. Zum kleinen Höhenflug passt die sportliche Version des Adam, die vor allem mit ihrer Optik punktet. Bei der Performance zeigte der getestete Opel Adam S 1.4 Turbo aber auch Schwächen.
Karosserie
Wenn die Performance-Reise der Rüsselsheimer eventuell bald beim neuaufgelegten GT endet, dann beginnt diese beim Adam S. Der feuerrote Flitzer bringt alle Elemente aus dem Rennsport mit: Sportfahrwerk, auffälliger Dachspoiler, verchromtes Auspuffendrohr. Auch die schicken 18-Zöller samt edlen Felgen adeln den PS-Protz.
Interieur
Der stilvoll gezeichnete Armaturenträger und der hohe Lederanteil ergänzen sich sehr stimmig. Stylisch heißt aber eben nicht unbedingt auch praktisch. Selbst eine 0,7-Liter-Flasche findet nur schwer einen Platz und die drei Cupholder in der Mittelkonsole sind für den Fahrer schwer zu erreichen. Die brachial wirkenden Rennsportsitze erschweren nicht nur das Entern des Fonds, sondern nehmen auch die Lust, mit mehr als einem Begleiter auf Tour zu gehen. Somit erspart man sich zumindest auch die heikle Frage, wer wie viel vom eng geschnittenen Kofferraum (170 Liter) für seine Habseligkeiten in Anspruch nehmen darf. Zur Not kann man beide Rücksitze separat umlegen und gewinnt fast 500 Liter (exakt: 493 Liter) dazu - wenn auch mit einem deutlichen Absatz zwischen den umgelegten Sitzen und dem Ladeboden, der eher zum Stapeln als zum Verstauen einlädt.
Antrieb
Der 1.4 Turbo Ecoflex-Motor gibt beim Tritt aufs Gas maximal 150 PS frei - das klingt nach Rennsportklasse. Gut: Das Start-Stopp-System agiert spontan und wird somit nicht zur Stolperfalle. Was die Hatz indes bremst ist der Sound. Denn ab Autobahntempo wird es laut im Kleinen. Das leicht dröhnende Grundgeräusch ist natürlich Teil der Rennsport-DNA, aber es macht auch einsam.
Fahrverhalten
Weniger sportlich ist der Handschalter, der nur hakelig und über lange Wege die nächste Gasse freimacht. Das kostet Spritzigkeit. Wenngleich die Elastizität recht hoch ist. Vielleicht nicht so hoch wie bei E-Autos, aber der Hesse hat eine ähnliche Reichweite. Die Kombination aus kleinem Tank (35 Liter) und sportlicher Fahrweise (und dem entsprechenden Verbrauch an Super-Benzin) verlangt nach einem Tankstopp nach gut 400 Kilometern. Das freut zumindest den Rücken, denn die rennwagentypischen Recaro-Sitze sind für Langstrecken zu hart - und auch das Umdrehen nach hinten geht am Sportsitz nicht immer entspannt. Sportwagenschicksal. Bei einem Verbrauchsschnitt von ziemlich exakt acht Litern auf den 1.400 Test-Kilometern sind die Pausen recht regelmäßig. Zum Vergleich:
Der Normwert liegt bei 5,9 Litern Super Plus (CO2-Wert: 139 g/km). Auch das Performancefahrwerk klingt zunächst agiler, als es sich im Test dann präsentiert. Mit seinem kurzen Radstand schaukelt sich der Rüsselsheimer bei einem autobahntypischen Bodenwellen-Stakkato auf, als würde er gleich nach einer Surfwelle suchen, gut dass dann der große Spoiler für Bodenhaftung sorgt.
Preise und Ausstattung
Bei Opel heißt es mittlerweile: kein Modell mehr ohne Onstar. Der mobile Servicedienst passt gut in das Gesamtkonzept und zeigt sich ebenso technisch auf der Höhe wie das Infotainmentsystem Intellilink, bei dem das Smartphone die Hauptrolle spielt. Dass der Rennsport ein teures Vergnügen ist, wissen nicht nur Fans der Formel 1. Auch Fuhrparks, die sich den Adam mit dem S leisten wollen, sollten rechnen. Mit dem Fire Red-Lack, Recaro-Sportsitzen und den auffälligen 18-Zöllern wächst der Einstandspreis auf satte 19.140 Euro an. Das ist eine Menge Geld für viel PS-Power, schöne Optik, aber nicht durchgehend perfekte Performance.
Details
Stärken & Schwächen
Stärken- Edle Stoffe und gute Verarbeitung- Der 150-PS-Motor steht für Elastizität- Durchdachtes und optisch konsequent umgesetztes RennwagenkonzeptSchwächen- Kleiner Kofferraum, uneben bei umgelegten Sitzen- Der 150-PS-Motor wird vom Handschalter eingebremst- Hoher Preis für einen Rennsport-Mini
- Ausgabe 06/2016 Seite 40 (502.4 KB, PDF)