Schwarz, rund und sonst? Ohne Reifen würde kein Auto schnell und sicher von der Stelle kommen. Wieviel Technik und Zukunftsfähigkeit in den vulkanisierten Gummis steckt, ließ sich auf der Reifenmesse "The Tire" in Köln sehen. Fünf Trends aus der Welt der Pneus.
Eigene Reifen für E-Autos
Die Zahl der E-Autos und Plug-in-Hybride auf Europas Straßen steigt. Und mit ihnen der Bedarf an geeigneten Reifen. Weil Stromer aufgrund der Batterie deutlich schwerer sind als Autos mit Verbrennungsmotor und auch noch vehementer beschleunigen, sind konventionelle Pneus nicht immer die beste Wahl. Viele Hersteller setzen mittlerweile auf spezielle Profile, Konstruktionen und Gummimischungen, die das zusätzliche Gewicht tragen, das höhere Drehmoment verkraften und möglichst noch besonders leise sind. Noch muss aber die Käuferschaft sensibilisiert werden. Gemäß einer repräsentativen Studie von Michelin wissen knapp 80 Prozent der Befragten nicht, dass es spezielle Reifen für E-Autos gibt.
Nachhaltige Lösungen gesucht
Umwelt- und Ressourcenschonung ist der Mega-Trend in Köln. Angefangen bei der Reduzierung des Rollwiderstands über die CO2- und Schadstoff-Minimierung in der Produktion bis hin zum Recycling ausgemusterter Pneus. Letzteres stellt immer noch eine große Herausforderung dar: Rund ein Drittel der Altreifen in Deutschland wird weiterhin verbrannt, der Rest wird exportiert oder in irgendeiner Form wiederverwertet. Allerdings ist das immer noch schwierig, wie Stefan Hoyer, Kautschuktechnologe von der Technischen Universität Chemnitz weiß. Vor allem der hohe Anteil an Aromaten in der Gummimischung macht bei der Weiternutzung Probleme. Er und sein Team unterstützen daher kleine und mittelständische Betriebe bei der Verwertung der Reifen in neuen Produkten. Serienreif sind unter anderem widerstandsfähige Sohlen für Arbeitsschuhe, die zu rund einem Drittel aus Altgummi bestehen.
Ganzjahresreifen immer populärer
Der Ganzjahresreifen hat sich aus der Nische befreit. Zwischen 2017 und 2021 hat sich der Marktanteil des All-Season-Pneus in Westeuropa auf 16 Prozent mehr als verdoppelt. Rund 35 Millionen Stück sind laut Daten des Branchenverbands ACEA im vergangenen Jahr verkauft worden. Grund sind ihre Allround-Qualitäten: Sie bieten sehr gute Leistungen im Sommer und überzeugen auch im winterlichen Einsatz, wenn nicht allzu viele Fahrten unter hochalpinen Schneebedingungen anstehen. Gerade im Flachland oder beim Zweitwagen lohnt sich die Nutzung, da die Kosten für einen zweiten Reifensatz sowie den zweimal jährlich nötigen Wechsel zu sparen. Entsprechend viele Ganzjahresmodelle finden sich in Köln, der koreanische Hersteller Nexen hat sogar die Weltpremiere seines neuen Modells an den Rhein verlegt.
Felgen werden bunter
Ohne die passende Felge nutzt der beste Reifen nichts. Im Pkw-Bereich muss das metallene Rad aber nicht nur praktische, sondern vor allem ästhetische Funktionen erfüllen. Bei den Kunden sind weiterhin zunehmend größere Räder im Trend, weiß Franziska Dattilo vom Felgenhersteller Superior Industries, der in Deutschland unter anderem die Marken ATS, Rial und Alutec vertreibt. Besonders gefragt sind Dimensionen ab 18 Zoll aufwärts. Beliebt sind zudem farbige Akzente. So gibt es neben den bekannten silbrig-metallischen Tönen in Köln zunehmen auch goldene, kupferfarbene oder sogar rosé schimmernde Leichtmetallräder zu sehen. Ebenfalls zunehmen zu finden: Lackierte Farbakzente auf dem Felgenstern.
Die Chinesen kommen
Chinesische Reifen haben in Deutschland bislang ein eher mäßiges Image – häufig nicht zu Unrecht. Auf der Kölner Messe vertretene Konzerne wie ZC Rubber, Linglong und Sailun wolle das mittelfristig ändern, das Billig-Image abstreifen und sich stattdessen als preiswerte Qualitätsmarken etablieren. Das ist durchaus nicht aussichtslos, finden sich doch alle drei längst in der Top-20-Liste der weltgrößten Reifenhersteller. Sailun etwa produziert und verkauft jedes Jahr über 50 Millionen Consumer- und Commercial-Reifen in mehr als 150 Ländern. Auf der Messe in Köln versucht sich das Unternehmen aus Quingdao nun auch als nachhaltig zu positionieren. Vorgestellt wird eine neuartige Fertigungstechnologie mit Namen "EcoPoint3", bei der pulverförmige Rohstoffe durch flüssige ersetzt werden, die sich besonders gut in der Gummimischung verteilen sollen. Der so produzierte Reifen mit Namen "Atrezzo Elite" soll einen bis zu 30 Prozent geringeren Rollwiderstand aufweisen als konventionelle Modelle.